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Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Titel: Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Curnyn
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Rudy zog noch einmal an der Zigarette und drückte sie dann aus. Er zwinkerte mir zu, während Kirk sich erneut über den Stein beugte.
    „Was sind das für schwarze Flecken?“ fragte Kirk und sah zu Rudy hoch.
    „Flecken? Wovon sprechen Sie?“ Rudy nahm Kirk Ring und Lupe ab und schaute selbst. „Ach du lieber Himmel“, rief er und pustete. „Asche. Tut mir Leid, mein Junge.“ Er gab beides zurück, und Kirk beugte sich wieder über den Ring, während Rudy die Fakten über Schliff und Reinheit herunterratterte. „Der Diamant ist beinahe lupenrein“, endete er. „Natürlich ist kein Diamant der Welt absolut perfekt.“
    „Wie viel soll so was denn kosten?“ fragte Kirk.
    „Dieser Ring hier?“ Rudy musterte Kirk, als ob er nicht wüsste, ob er ihm den Ring zu egal welchem Preis geben sollte. „Zehntausend Dollar.“ Er sah Kirk fest an.
    „Aber Rudy, ich dachte …“, begann ich, doch Rudy brachte mich mit einem Blick zum Schweigen. Er schien genau zu wissen, was er tat.
Ich
wusste ehrlich gesagt nicht, was er tat, außer mich furchtbar nervös zu machen.
    „Das ist etwas mehr, als ich ausgeben möchte“, gab Kirk zurück.
    „Nun, Sie haben da ein sehr schönes Mädchen. Finden Sie nicht, dass es auch einen schönen Ring verdient? Ich meine, Entschuldigung, wir sprechen hier immerhin über ihre künftige Frau.“
    Stimmt, dachte ich, und wieder wurde mir klar, was für einen großen Schritt wir vorhatten. Diesen Ring würde ich für immer tragen. Doch als ich sah, wie unbehaglich Kirk sich fühlte, erschauerte ich. Ich dachte über seine solide Haushaltsführung nach, wie vorsichtig er sich Dingen näherte. Und vielleicht hatte er ja Recht. Deswegen fragte ich: „Kannst du uns auch noch ein paar andere Ringe zeigen?“
    Rudy sah mich an, als ob ich ihn betrogen hätte. Doch er sagte nur: „Gut, wenn du willst …“
    Er begann, einen Ring nach dem anderen hervorzuziehen, immer waren es runde Steine, weil er wusste, dass die mir am besten gefielen. Doch egal, wie viele ich über den Finger zog, bei keinem fühlte ich mich so gut, wie beim ersten. Nach einiger Zeit spürte ich, dass Kirk ungeduldig wurde, und selbst Rudy schien langsam etwas genervt zu sein. Allerdings wusste ich nicht, ob meinetwegen, oder wegen Kirk. Schließlich steckte ich mir einen einfachen Platinring mit einem Solitär an, der etwas weniger als ein Karat hatte und in dem preislichen Rahmen lag, den Kirk sich vorgestellt hatte.
    „Der ist ganz nett …“ Ich sah Kirk hoffnungsvoll an, der bereits auf die Uhr schaute.
    Ich wandte mich Hilfe suchend an Rudy, weil ich im Grunde überhaupt nicht mehr wusste, was ich wollte.
    Rudy nahm den Ring und betrachtete ihn durch die Lupe. „Ja, das ist für den Preis kein schlechter Stein. Ein paar Flecken, aber nichts Wildes. Ist zwar nicht von dem Kaliber, wie der erste Ring, aber, hey, kein Stein ist perfekt, nicht wahr?“
    Und kein Mann, dachte ich, als ich sah, wie Kirk finster auf seine Uhr starrte. „Hör mal, wir müssen jetzt gehen, wenn ich meinen Flug noch bekommen will. Ist das der Ring, den du möchtest?“
    Ich zögerte, in meinem Kopf drehte sich alles. Dann spürte ich Rudys Hand auf meiner und blickte erschrocken hoch. „Der Ring ist noch länger hier – oder zumindest ein ähnlicher. Denk doch einfach noch mal darüber nach.“ Er starrte mir fest in die Augen, als ob er mir etwas Bestimmtes andeuten wollte. „Das ist immerhin eine wichtige Entscheidung.“ Sein Blick fiel noch einmal kurz auf Kirk.
    Da war mir klar, dass er nicht vom Ring sprach …
    Als wir wieder auf der Straße waren, musste ich praktisch rennen, um mit Kirk Schritt zu halten. „Ich verstehe nicht, warum du es so eilig hast“, sagte ich. „Es ist doch erst sechs – und dein Flug geht nicht vor neun.“
    „Im Gegensatz zu dir, komme ich nicht gerne zu spät. Wenn ich den Flug verpasse, geht der nächste erst um elf, und ich möchte morgen fit sein, wenn ich um neun Uhr das Treffen mit Ken Norwood habe. Ich hatte nicht erwartet, dass das alles so lange dauern würde.“
    „Tut mir Leid, dass ich dir solche Umstände mache“, erwiderte ich scharf. „Vielleicht sollten wir unsere Hochzeit zwischen zwei deiner Reisen einschieben. Michelle kennt bestimmt eine Drive-Thru-Kirche. Dann müssen wir uns nur noch ein Auto leihen …“
    Das brachte ihn dazu, stehen zu bleiben. „Gut, Angie, es tut mir Leid, wenn ich es ein wenig zu eilig hatte. Ich mache das wieder gut, wenn ich zurückkomme.

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