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Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Titel: Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Curnyn
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dieser Typ.“
    „Er ist sehr talentiert, manchmal packt er nur nicht die Gelegenheit beim Schopf.“
    Kirk schnaubte und begann erneut, nach einem Taxi zu winken. „Gelegenheit. Dieser Typ erkennt eine Gelegenheit doch nicht mal dann, wenn er darüber stolpert. Wann hat er sich zum letzten Mal um etwas bemüht?“
    Seine Worte ließen mich einen Augenblick nachdenken, denn sie spiegelten meine eigenen Zweifel der letzten Wochen wider.
    „Ich meine, ich weiß, dass es in dieser Branche nicht leicht ist“, fuhr Kirk fort, „aber schau dich an – du tust es einfach. Und du hast wenigstens was erreicht.“
    Ich starrte ihn an. Ich hatte was erreicht? Mir kam der Vertrag für
Rise and Shine
so …
unbedeutend
vor.
    „Komm Angie, lass uns gehen.“ Er starrte mich wie ein Wesen von einem fremden Stern an.
    Ich fühlte mich wie ein Wesen von einem fremden Stern – oder vielleicht wie Bernadette, die versuchte, Wurzeln zu schlagen, koste es, was es wolle. „Nein, ich bleibe.“
    Er biss die Zähne zusammen. „Schön.“ Er stieg ins Taxi, knallte die Tür hinter sich zu und fuhr davon.
    Woraufhin ich zu meinen Freunden in den Club zurückging.
    „Was ist passiert?“ fragte Grace.
    „Nichts“, behauptete ich leichthin. „Kirk war einfach müde, und ich … ich wollte doch noch bleiben.“ Ich trank gerade mit Claudia und Colin einen Schnaps, als er mich sah.
    „Hey, ich wusste, dass sie zurückkommt“, sagte Justin fröhlich und schob mir einen Stuhl hin. Ich fühlte mich nicht ganz wohl, weil Grace so einen merkwürdigen Gesichtsausdruck hatte. Sie hatte mitbekommen, wie Kirk sich aufgeführt hatte. Und das hatte ihr offensichtlich auch nicht gefallen.
    Zum Glück musste ich mir keine weiteren Gedanken über Kirk machen, denn C.J. und seine Frau Danielle kamen an unseren Tisch.
    „C.J., mein Junge! Du bist gekommen!“ Justin sprang auf.
    „Nun, Danielle und ich haben uns in der Stadt eine neue Band angesehen, aber ich hatte gehofft, deinen Auftritt noch mitzubekommen …“
    „Den habt ihr verpasst, Mann.“ Justin grinste von Ohr zu Ohr, als ob es ihn nicht interessierte, dass seine einzige Hoffnung in der Musikindustrie zu spät gekommen war.
    Da meldete ich mich zu Wort: „Aber er war fantastisch. Mich würde es überhaupt nicht wundern, wenn er nächste Woche wieder eingeladen würde.“
    Jeder am Tisch stimmte mir zu und überschüttete Justin mit Lob.
    „Na, darauf sollten wir trinken“, sagte C.J. Die beiden setzten sich. Nachdem alle einander vorgestellt worden waren, wurde fröhlich geredet und viel Alkohol getrunken. Zum ersten Mal seit meiner hitzigen Auseinandersetzung mit Kirk gelang es mir, mich wieder zu entspannen. C.J. beugte sich zu mir: „Er war also echt gut, was?“
    Ich nickte heftig. „Ich meine, wir haben ihn ja vorher schon spielen hören, aber nie vor Publikum. Es war … wild.“
    C.J. schüttelte den Kopf und nippte an seinem Drink. „Stimmt, er hatte schon immer eine gute Präsenz auf der Bühne. Wir haben früher im College zusammen gespielt, aber damals war Justin Bassist. Ich war der Gitarrist – und Sänger, wie ich hinzufügen möchte.“ Er erinnerte sich offenbar gerne an diese Zeit. „Aber nach dem College haben wir aus der Band nichts gemacht. Ich bin zwar im Musikgeschäft geblieben, aber Justin hatte es der Film angetan. Hast du seinen Film mal gesehen? Ziemlich erstaunlich, oder? Es wundert mich, dass er jetzt wieder Musik macht. Ich dachte, er würde beim Film hängen bleiben …“
    „Ich auch“, gestand ich. Aber vielleicht hatte ich mich auch getäuscht. Vielleicht war er kein frustrierter Filmemacher, sondern ein echter Musiker, der bisher nur noch keine Gelegenheit hatte, sein Können zu zeigen. Womöglich bekommt er sie jetzt, dachte ich, als ich sah, wie er mit C.J. plauderte, der ihm auf den Rücken klopfte und noch ein Bier bestellte. Justins Leben war voller Chancen. Er musste einfach nur auswählen.
    „Hey, vielleicht sollten wir wieder miteinander spielen“, sagte C.J. „Oder vielleicht solltest du eine Demokassette aufnehmen, nachdem du jetzt so ein großer Sänger und Songwriter bist.“
    „Klar, Mann. Gleich wenn ich das Bier ausgetrunken habe“, entgegnete Justin, hob sein Glas und lachte sorglos. Da fragte ich mich, ob Kirk nicht doch Recht gehabt hatte – vielleicht erkannte Justin eine Gelegenheit nicht einmal dann, wenn er darüber stolperte. Oder er rannte vor jeder Chance so schnell weg, wie er nur konnte. Schließlich hatte

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