Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen
er auch mit dem Filmemachen aufgehört, nachdem er den Preis gewonnen hatte, und sich in Lauren verliebt, als sie nach Florida zog.
Erleichtert erkannte ich, dass
alle
meine Freunde beziehungsunfähig waren. Colin, der Justin hoffnungsvoll anlächelte, obwohl er nicht die geringste Chance hatte. Grace, die sich zu Claudia neigte, vermutlich um dem Blick eines Typen auszuweichen, der sie seit zwanzig Minuten von der Theke aus anstarrte.
Und Justin, dachte ich, als ich sah, wie Jenna sich über den Tisch beugte und ihm ein weiteres Getränk hinstellte. Er war der Schlimmste von allen. Weil er nicht nur seine Liebe auf Distanz hielt, sondern auch seine Träume.
Eines hatte ich in den letzten Wochen gelernt. Nämlich, dass das der schlimmste Fehler überhaupt war.
Einer nach dem anderen verließ die Bar. C.J. und Danielle zuerst, weil sie zurück nach Westchester fahren mussten. Grace ging mit Claudia, sie teilten sich ein Taxi. Ich dachte zwar, Colin würde die ganze Nacht bleiben und an Justins Lippen hängen, doch selbst er wurde irgendwann müde und verabschiedete sich.
So liefen Justin und ich später alleine durch die Straßen nach Hause.
„Na, da ist der Abend doch noch ein richtiger Erfolg geworden, was?“ sagte ich.
„Stimmt.“ Er lächelte mich an und blickte dann nachdenklich zu Boden.
„Warum schreibst du dann nicht Songs für einen weiteren Auftritt? Oder vielleicht nimmst du ja wirklich eine Demokassette auf, so, wie C.J. vorgeschlagen hat.“
Er lachte. „Ja, vielleicht. Aber ich habe das eher aus Spaß gemacht. Ich bin nicht sicher, was ich wirklich will …“
„Justin!“ Ich blieb stehen und starrte ihn an. „Merkst du nicht, was du da tust?“
„Was denn?“ Er sah mich perplex an.
„Du springst von einer Sache zur anderen und machst nie etwas aus den Möglichkeiten, die du hast. Dein Publikum hat dich geliebt. Du hast einen guten Freund in der Musikbranche, der dir helfen könnte …“
„Ich weiß, ich weiß. Du hast Recht …“ Er brach ab. Dann wechselte er das Thema: „Ich habe gehört, wie Colin über den Vertrag von
Rise and Shine
gesprochen hat. Scheint, dass er ihn unterschreiben wird.“ Er blickte mich an. „Du auch?“
Ich seufzte. „Ich weiß nicht. Es könnte eine Chance sein …“
„Oder das Ende einer Chance.“
„Manchmal muss man einfach eine Entscheidung treffen, Justin – eine Verpflichtung eingehen –, um im Leben weiterzukommen.“
„Glaubst du wirklich, dass du durch diese Sendung weiterkommst?“
„Nein“, gestand ich. „Aber sie könnte mir ein gewisses Maß an Sicherheit geben. Ich könnte trotzdem noch zu Vorsprechen gehen.“
„Aber was ist, wenn du ein anderes Angebot bekommst? Wenn du dafür nach L.A. musst? Für einen Film zum Beispiel. Hey, hast du noch mal was von dem Independent-Film gehört, wie hieß der noch mal?“
„All for Love
. Nein, sie haben mich nicht angerufen. Das heißt, der Castingchef hat mich angerufen“, korrigierte ich mich. „Er meinte, ich hätte Potenzial, würde aber einfach nicht in die Rolle passen.“
„Angie, das ist Wahnsinn!“ rief Justin. „Castingchefs rufen nie an, es sei denn, sie glauben wirklich, dass du was drauf hast. Das klingt doch viel versprechend.“
Ich sah ihn zweifelnd an. „Er sagte, er hätte noch eine andere Idee, und dass er mich anrufen würde, wenn es so weit ist. Aber er hat sich nie mehr gemeldet …“
Justin schüttelte den Kopf. „Und du wirfst mir vor, dass ich meine Chancen nicht ergreife, Angie. Was ist mit dir? Dieser Typ hat etwas in dir gesehen. Genau dasselbe, wie ich und alle anderen. Jetzt musst
du
es aber auch sehen – du musst daran glauben.“
„Aber was nützt es, daran zu glauben, wenn man nie eine Chance bekommt?“
„Ach so, und deshalb willst du einen Vertrag unterschreiben, der garantiert verhindert, dass du diese Chance jemals bekommst? Weißt du, das ist auch ein Weg, Chancen sausen zu lassen, Angie. Indem man sich fürs Falsche entscheidet.“
Er hatte Recht. Wenn ich ein anderes Angebot bekäme, das mit
Rise and Shine
kollidierte, würde es ein Riesentheater werden, aus dem Vertrag herauszukommen. „Aber woher soll ich wissen, ob ich überhaupt je wieder ein Angebot bekomme?“ Endlich begriff ich, dass ich in Wahrheit nämlich nicht mehr an mich glaubte. „Es könnte die letzte Möglichkeit sein, noch etwas zu erreichen.“
„Angie, du bist verrückt, wenn du das glaubst. Du bist schön und talentiert. Gerade hat dich ein
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