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Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Titel: Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Curnyn
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also vor ihrem riesigen Schrank mit einer gewaltigen Auswahl an Kleidern, für die die meisten Frauen ihr Leben geben würden.
    Ich hatte das Gefühl, dass die Kluft zwischen uns immer größer wurde. Wie angenehm es doch ist, dachte ich, wenn man sich über nichts anderes Sorgen machen muss als darüber, ob eher Calvin Klein oder Donna Karan zu „so einem Geschäftsessen“ passt. Warum sollte sie sich für meine winzigen Forschritte interessieren, nachdem sie mit seinen Eltern ja sogar schon im Urlaub gewesen war?
    „Ich lass dich besser weitermachen“, sagte ich.
    „Hm? Ja, gut. Ich ruf dich morgen an …“
    Doch ich wusste, dass ich am nächsten Tag nichts von ihr hören würde. Sie würde den Abend bestimmt mit Drew verbringen. Und am Tag darauf mit ihren Kollegen schlemmen, die es sich leisten konnten, in Fünf-Sterne-Restaurants zu gehen. Ich fürchte, so ist es einfach, wenn man erwachsen wird und sein eigenes Leben lebt. Seufzend legte ich auf und tröstete mich mit dem Gedanken, dass ich Grace zumindest bei der Hochzeit wieder sehen würde. Entweder bei ihrer oder meiner, dachte ich mit einem Gefühl, das sich wie … Angst anfühlte.
    Doch all meine Zweifel waren schon wieder verflogen, als ich am nächsten Tag zu
Lee and Laurie
ging. Colin hatte morgens im Studio von
Rise and Shine
ganz ekstatisch auf meine Neuigkeiten reagiert. Er machte sogar Witze darüber, dass er gerne meine Brautjungfer werden würde. Und ich erwartete von Michelle das gleiche Maß an Enthusiasmus.
    „Also, ich fahre nach Newton.“ Ich warf meine Tasche und die Zeitschriften, die ich in den nächsten Stunden durchblättern wollte, auf den Tisch.
    „Zu Kirks Eltern?“ Michelle blickte von dem
In-Style-
Magazin hoch, das sie gerade las.
    Als ich nickte, warf sie die geballte Faust in die Luft. „Yessss!“ zischte sie. „Hab ich’s dir nicht gesagt? Hab ich’s dir nicht gesagt?“
    „Was hast du ihr gesagt?“ Doreen schwang mit ihrem Stuhl herum.
    Auf keinen Fall wollte ich die Königin der Verschwörungstheorien in mein kleines Spielchen einweihen und antwortete schnell: „Ach, ich fahre mit Kirk zu einer Taufe.“
    „Eine Taufe?“ mischte sich Roberta ein, nachdem sie ihren Anruf beendet hatte. „O Angie, wer hat denn ein Kind bekommen?“
    „Kirks Schwester, Kate.“
    „Junge oder Mädchen?“ fragte sie mit vor Begeisterung glänzenden Augen.
    „Ein Mädchen. Kimberly.“ Ich fragte mich, welche Relevanz das haben sollte. Bis mir einfiel, mit wem ich es hier zu tun hatte. Mit Roberta Simmons, der Mutter aller Mütter.
    „Also wirst du seine Eltern kennen lernen“, sagte Doreen.
    „Mhm.“ Ich setzte mich und holte mein Headset aus der Schublade.
    Doreen kicherte laut. „Eins kann ich dir sagen. Man kennt einen Mann erst
richtig
, wenn man seine Eltern getroffen hat. Habe ich euch je erzählt, dass der Vater von meinem Ex Gefängnisaufseher auf
Riker’s Island
war? Oje oje, das erklärte einiges. Bis dahin hatte ich gedacht, dass die Handschellen nur was mit sexueller Perversion zu tun hatten.“
    „Du bist total durchgeknallt, Sikorsky“, empörte sich Michelle.
    Doreen lächelte nur und beantwortete dann einen Anruf.
    „Ich weiß noch genau, wie ich Lawrences Eltern kennen gelernt habe“, begann Roberta träumerisch. „Ich glaube, ich habe mich ein bisschen in meinen Schwiegervater verliebt, als ich ihn das erste Mal sah.“
    „Ich auch!“ rief Michelle.
    Ich starrte sie an. „Du hast dich in Mr. Delgrosso verliebt?“ Ich erinnerte mich an diesen ziemlich untersetzten Mann, der uns immer ein wenig zu lang hinterherstierte, wenn wir an seinem Geschäft vorbeigingen, das auf unserem Heimweg von der Junior Highschool lag.
    „Wieso? Er ist ein gut aussehender Mann.“
    „Wer ist hier total durchgeknallt, Delgrosso?“ fragte Doreen mit fröhlich zusammengekniffenen Augen.
    „Danke, dass Sie
Lee and Laurie Catalog
anrufen …“, zwitscherte Michelle in ihr Headset und zeigte Doreen den Stinkefinger.
    Und das waren die Leute, an die ich mich in meiner Not wandte? Auf einmal vermisste ich Grace ganz schrecklich. Vielleicht konnten wir uns ja wenigstens auf ein Getränk treffen.
    „Danke, dass Sie
Lee and Laurie Catalog
anrufen …“, sagte ich, froh darüber, mich von diesen verrückten Weibern abwenden zu können, wenn auch nur für kurze Zeit. Ich hatte sogar Verständnis für eine Frau mit Körbchengröße C, die verzweifelt herauszufinden versuchte, ob das Kleid auf Seite 35 unseres

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