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Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Titel: Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Curnyn
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zu bringen. Das Blut …
    „Wo ist Nonnie?“ fragte Joey.
    „Das weiß der Herrgott“, begann Ma. „Sie hat das Haus vor Stunden mit diesem Artie Matarrazzo verlassen, um einkaufen zu gehen. Und seitdem habe ich nichts von ihr gehört! Sie sollte mir eigentlich Knoblauch für die gefüllten Pilze mitbringen. Wie sollen wir nur gefüllte Pilze ohne Knoblauch essen?“
    „Oh, Mrs. DiFranco, gefüllte Pilze? Das hätten Sie nicht tun sollen“, sagte Kirk, der damit wie üblich seiner Begeisterung für die Kochkünste Luft machte.
    „Nun, vielleicht tue ich es nicht“, antwortete sie und warf ihm einen Blick zu, als ob Knoblauch nicht der Grund dafür wäre, wenn sie ihm ihre berühmten gefüllten Pilze nicht anbieten würde.
    Zum Glück bemerkte Kirk nichts, denn genau in diesem Augenblick öffnete sich die Tür und eine rotwangige Nonnie betrat das Zimmer, gefolgt von einem sogar noch rotwangigeren Artie Matarrazzo, der mehr Einkaufstüten trug, als ein sechsundachtzigjähriger Mann eigentlich sollte.
    „Wie schön, alle sind da!“ rief Nonnie atemlos. „Hallo, hallo!“ Dann eilte sie durch den Raum, verteilte Küsse und Umarmungen und, im Falle von Joey, Sonny und sogar Kirk, Klapse aufs Hinterteil. Offenbar hegte Nonnie keinen Groll wie meine Mutter.
    „Hast du Knoblauch mitgebracht?“ fragte Ma und griff nach den beiden
Walbaum
-Tüten in Arties Hand.
    „Natürlich.“ Nonnie drehte sich um und zog den Schal vom Kopf, mit dem sie ihr Haar geschützt hatte. Haar, wie ich bemerken möchte, das viel voller und kräftiger wirkte, als sonst. Wie es schien, hatte Artie viele Talente.
    „Artie, Liebling, der Knoblauch?“ fragte Nonnie und streckte eine hübsch manikürte Hand aus, woraufhin Artie in seiner Hosentasche wühlte.
    „Ma, du hättest für den Knoblauch bezahlen sollen“, schimpfte meine Mutter als Artie schließlich den Knoblauch zutage förderte.
    „Wer zahlt schon für Knoblauch?“ entgegnete Nonnie und küsste Archie auf die Wange. Dieses Mal errötete er nicht. Lächelte nur wie ein Mann, der eine Verbündete gefunden hat. Wie es aussah, teilte Artie mit Nonnie nicht nur seine Liebe, sondern auch die feste Meinung, dass Knoblauch das Essen des Volkes sei und kostenlos gegeben – oder in diesem Fall genommen — werden sollte.
    „Unmöglich!“ Ma schnappte sich den Knoblauch und eilte verärgert in die Küche.
    „Was hat sie denn?“ wollte Nonnie wissen. Dann zuckte sie mit den Achseln, als ob die Verärgerung meiner Mutter nichts mit ihr zu tun hätte. Und das stimmte wohl auch. Sie hatte mit mir zu tun. Oder besser gesagt mit Kirk, wie ich feststellen musste, als wir uns an den Esstisch setzten.
    „Nun, Kirk“, sagte Ma, als alle mit dem Essen begonnen hatten. „Wie Angela erzählt hat, bist du vor kurzem nach Hause gefahren, um deine Verwandten zu besuchen?“
    Oje. Ich wusste genau, in welche Richtung dieses Gespräch ging.
    „Ja. Ich musste mal wieder überall vorbeischauen, vor allem, nachdem ich jetzt Onkel geworden bin“, erklärte Kirk stolz.
    „Bist du?“ Ma sah mich an, als ob ich ihr eine wichtige Information vorenthalten hätte. „Mädchen? Junge?“
    „Oh, ein Mädchen. Kimberly. Sie ist total süß.“
    „Wie alt?“ fragte Vanessa.
    „Zehn Monate“, sagte Kirk.
    „Das muss hart sein“, warf meine Mutter ein. „Weil deine Familie so weit weg von dir lebt. Du bekommst sie wohl nur selten zu Gesicht.“
    „Das stimmt. Aber ich sehe sie bald wieder. Ihre Taufe ist am
Labor-Day
-Wochenende – das ist bereits in eineinhalb Monaten. Meine Schwester Kate hat mich erst vor kurzem angerufen und gebeten, Taufpate zu sein.“ Er strahlte uns an.
    Ich versuchte, zurückzulächeln. Ich versuchte es wirklich. Aber einer dieser gefüllten Pilze steckte in meinem Hals fest, genau wie die Erkenntnis, dass Kirk schon wieder ohne mich nach Hause fahren wollte. Und wieso hatte er mir noch nicht erzählt, dass er Taufpate wurde?
    Falls meine Mutter es bemerkte, so zeigte sie es nicht. „Zehn Monate, und
jetzt
erst wird sie getauft?“ Sie versuchte nicht einmal ihr Entsetzen darüber zu verbergen, dass ein Baby so lange ohne kirchlichen Segen blieb.
    „Nun, es war die Idee meiner Mutter, etwas zu warten.“ Kirk lachte entschuldigend. „Sie scheint der Meinung zu sein, dass der Akt der Taufe für einen Säugling traumatisch sein kann.“
    „Traumatisch?“ Meine Mutter riss die Augen auf. „Ich würde sagen, dass es deutlich traumatischer wäre, wenn – was Gott

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