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Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Titel: Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Curnyn
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verhindern möge – dem Baby etwas passieren sollte, bevor es von Gott angenommen wurde!“
    „Ma!“ schaltete Sonny sich ein. Er schien zu erkennen, dass meine Mutter kurz davor war, meinen künftigen Mann zu beleidigen.
    „Heute ist das anders“, sagte Vanessa.
    „Ich schätze, du hast Recht.“ Ma schaute mir direkt in die Augen und beobachtete, wie ich versuchte, diesen Pilz endlich runterzuschlucken. „Heute ist es wirklich anders. Kinder bekommen. Heiraten. Ich meine, zu meiner Zeit heirateten wir einmal und sorgten dafür, dass es funktioniert.“ Sie warf einen Blick in Mirandas Richtung, den Miranda (Gott sei Dank) nicht wahrnahm. „Beziehungen haben sich verändert“, sagte sie und ließ ihren Blick zu Kirk wandern, bevor sie ihn auf mich konzentrierte. „Habe ich dir je erzählt, dass dein Vater mich seiner Mutter schon bei unserer zweiten Verabredung vorgestellt hat? Bei
der zweiten Verabredung
.“
    Ausgeschlossen, dass irgendjemand am Tisch die Andeutung meiner Mutter nicht begriff. Am wenigsten Kirk, der plötzlich Schwierigkeiten hatte, die Linguine runterzuschlucken, die er sich gerade in den Mund geschaufelt hatte. Ich sah, wie er langsam kaute, den Blick gesenkt, und ich hatte das Bedürfnis, ihn zu beschützen. Zugleich spürte ich in mir eine Mischung aus Traurigkeit und Wut, die ich nicht ausdrücken konnte.
    Zum Glück meldete sich Nonnie zu Wort. „Wenn ich mich richtig erinnere, tauchte seine Mutter auf einem Fest auf, zu dem er dich an diesem Abend mitgenommen hatte. Sie wollte angeblich sichergehen, dass die Kinder kein Bier tranken. Aber wir alle kannten doch den wahren Grund, neugierig wie sie war.“
    „Was ist falsch daran, wenn man wissen will, was sein Sohn macht?“ fragte meine Mutter beleidigt.
    Doch ihre Worte gingen unter, als Nonnie uns mit Geschichten von Grandma Anna erfreute, die sich notorisch in das Leben ihres Sohnes eingemischt hatte. „Sie wollte sogar mit den beiden in die Flitterwochen fahren. In die Flitterwochen! Ihr habt Glück, dass eure Mutter in meinem Haus leben wollte. Sonst wärt ihr Kinder nie geboren worden!“ Dann kicherte sie und zwinkerte Artie zu.
    Aber ich konnte die Worte meiner Mutter nicht vergessen. Ich trug sie mit mir zum
Avenue-U
-Bus, in den wir ein paar Stunden später einstiegen. Und an der Spannung, die zwischen uns lag, erkannte ich, dass Kirk ebenfalls darunter litt. Ich wunderte mich über sein mürrisches Schweigen, bis er plötzlich fast schmerzhaft meine Hand umklammerte und in seinen Schoß zog.
    Mich direkt anblickend sagte er: „Hör mal, ich würde gerne … ich meine, ich glaube … möchtest du nicht mit mir zur Taufe fahren, Angie?“
    Entzücken ergriff mich. Gefolgt von Bestürzung. „Hör mal, nur weil meine Mutter …“
    „Nein, nein, das ist es nicht. Ich hätte dich schon viel früher mit nach Hause nehmen sollen. Ich weiß das. Es liegt nur daran, dass meine Familie …“ Er machte eine Pause, suchte nach Worten. „Nun, sagen wir so, sie ist
ganz
anders als deine.“
    „Dafür solltest du Gott danken“, antwortete ich mit einem nervösen Kichern.
    „Machst du Witze?“ Er drehte sich zu mir um. „Deine Familie ist toll. Ich meine, Nonnie ist so warmherzig und lieb. Und witzig! Sonny und Joe sind wie Brüder, die ich nie hatte. Und deine Mutter!“ Er lachte. „Das Schlimmste, was sie mir je antun würde, wäre, mich zu überfüttern.“
    Er hatte nicht mal die Hälfte kapiert.
    „Meine Familie hingegen …“ Er suchte nach Worten. „Nun, die ist auch nett, wenn man sie mal kennen gelernt hat, aber auch ein bisschen … merkwürdig.“
    „Ist das nicht bezaubernd?“ sagte ich an diesem Abend am Telefon zu Grace. „Die ganze Zeit habe ich gedacht, er hätte Angst, dass seine Eltern mich nicht mögen könnten. Und jetzt finde ich heraus, dass er sich
meinetwegen
Sorgen macht.“
    „Bezaubernd.“
    „Grace, was ist denn los? Ich dachte, du würdest dich für mich freuen!“
    „Ich freue mich für dich. Wenn es das ist, was du willst.“
    „Natürlich will ich das. Wollen wir das nicht alle?“
    Es herrschte Schweigen. Ein bedeutungsvolles Schweigen.
    „Grace, ist alles in Ordnung?“
    „Oh, alles klar“, sagte sie schließlich. „Ich bin nur abgelenkt. Drew hat am Wochenende so ein Geschäftsessen und will, dass ich ihn begleite, und ich … ich weiß verdammt noch mal nicht, was ich anziehen soll.“
    Im Hintergrund hörte ich, wie Kleiderbügel hin und her geschoben wurden. Sie stand

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