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Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Titel: Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Curnyn
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nicht verdient, uns schön und geliebt zu fühlen? Hatten wir es nicht verdient, zu bekommen, wovon wir träumten? Die Kleider und – das Leben?
    Ich lief zurück in meine Umkleidekabine und begann, mich auszuziehen. Und zu rechnen.
    150 Dollar für das Kleid. 64 Dollar für die Jeans. 78 Dollar für das Top. Zusammen: 292 Dollar. Nun, das waren nur 192 Dollar mehr, als ich mir monatlich auszugeben erlaubte. (Daran sehen Sie, wie klug Kirk ist. Er wusste, dass ich weiterhin einkaufen musste. Er hatte mir nur geholfen, ein vernünftiges Limit zu setzen.)
    Das ist wirklich nicht viel, dachte ich, nicht, wenn es um meine Zukunft geht, zumal mir die Jeans und das Top auch an dem Wochenende in Newton gute Dienste leisten würden. Ich konnte mir in der nächsten Woche das Mittagessen mit zur Arbeit nehmen, und damit immerhin erstaunliche … 16 Dollar sparen.
    „Bist du so weit?“ fragte Grace durch die Tür.
    „Noch eine Minute!“ antwortete ich mit etwas mehr Verzweiflung, als eigentlich gerechtfertigt war. Ich zog meine alten Jeans und mein weiches (also verwaschenes) T-Shirt an.
    Als ich schließlich aus der Umkleidekabine trat, mit dem blauen Kleid, dem Tanktop und der Jeans auf dem Arm, wartete Grace mit nur einem kleinen Seidenjäckchen auf mich.
    „Ist das alles?“ fragte ich. Ich war also alleine in meinem Kaufrausch.
    „Sonst hat nichts gepasst. Außerdem brauche ich eine Jacke. Und die ist runtergesetzt.“
    Klar, dass Grace das einzige heruntergesetzte Objekt in der ersten Etage von
Bloomingdale’s
entdeckt hatte. Allerdings konnte das nur ein Zufall sein. Grace hatte es nun wirklich nicht nötig, nach Sonderangeboten Ausschau zu halten.
    „Nimmst du die?“ fragte sie und schaute auf die Kleider, die ich wider besseres Wissen noch immer an die Brust gedrückt hielt.
    „Also, das Kleid muss ich nehmen. Und Jeans kann ich immer brauchen …“ Plötzlich erfüllte mich eine böse Vorahnung.
    „Du musst das Top nehmen. Es steht dir wahnsinnig gut.“ Grace ging auf die Kasse zu.
    Ich lief hinter ihr her. „Es kostet 78 Dollar.“
    Sie zuckte nicht mal mit der Wimper. „Es ist von Calvin Klein.“
    „Mit der Jeans und dem Kleid macht das 292 Dollar, das sind 192 Dollar mehr, als mein Budget erlaubt.“
    Sie betrachtete mich aufmerksam. „Du richtest dich doch nicht noch immer nach diesem verrückten Plan, den Kirk ausgearbeitet hat?“
    Huch. Da hatte ich wohl was Falsches gesagt – Grace missbilligte Kirks sparsame Art.
    „Es funktioniert, Grace. Kannst du dir vorstellen, dass ich in drei Monaten nur ein einziges Paar Schuhe gekauft habe?“
    Mit einem Blick auf meine ausgelatschten aber noch immer zweckdienlichen
Steve Maddens
, antwortete sie. „Yippie.“
    Bevor ich es richtig bemerkte, standen wir auch schon an der Kasse. Grace nahm das zarte Tanktop aus meinen Händen, das ich nicht hatte zurücklegen können, obwohl wir die komplette Calvin-Klein-Abteilung durchquert hatten.
    „Ich schenke es dir“, sagte sie.
    „Nein.“ Ich nahm es ihr schnell ab, bevor sie mal wieder ihrer endlosen Großzügigkeit nachgeben konnte.
    „Ich kann es mir leisten. Du nicht. Ist doch egal, wer bezahlt“, sagte sie immer, wenn sie ihre goldene Kreditkarte herauszog und die Rechnungen für Essen, Getränke und gelegentliche Kaufräusche bezahlte. Aber diesmal durfte ich es nicht zulassen. Ich war es leid, immer die Arme zu sein, die sich abmühte und die Krümel auflas, die andere fallen ließen. Ich fühlte mich wie früher als Kind, wenn ich im Kaufhaus hinter meiner Mutter herlief und sie um eine Jacke mit Pelzkragen oder ein ausgefranstes TShirt anbettelte. (Hey, das war in den Siebzigern. Diese Modesünden sind entschuldbar.)
    „Ich
kaufe es.“ Ich zog die Kreditkarte aus der Geldbörse, fest entschlossen, meiner Zukunft zu schaden, und zwar ganz alleine.
    Worüber machte ich mir überhaupt Gedanken? Kirk war meine Zukunft, zumindest behauptete Michelle das. Und war er nicht der Grund dafür, dass ich überhaupt bei
Bloomingdale’s
einkaufte? Um mir lebenslange Liebe und finanzielle Verantwortung zu sichern?
    Es gab nichts, worum ich mir Sorgen machen musste, stimmt’s?
    Genauso wenig wie Grace, dachte ich, und betrachtete ihr klares Gesicht, als sie der Kassiererin die Jacke und ihre Kreditkarte reichte. Wir würden beide glücklich werden, egal, was es kostete.

8. KAPITEL
    I ch habe die Zukunft gesehen (und die wird einiges kosten).
    Wenn Sie nun denken, dass ich zufrieden von meiner

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