Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen
Von Onkel Kirk. Und Tante Angela.
Doch es gab keine Tante Angela. Zumindest noch nicht.
„Also, wir sehen uns heute Abend, oder?“ wechselte ich schnell das Thema, bevor er sich so unwohl fühlte wie ich.
„Heute Abend?“ Er klang, als ob unsere Verabredung plötzlich ein Problem wäre. „Hör mal, Angie, es wird überhaupt keinen Abend mehr geben, solange ich dieses Programm nicht fertig geschrieben habe …“
„Okay, okay“, antwortete ich. Himmel. Ich hatte ihn wirklich zur falschen Zeit angerufen.
„Ich melde mich später“, sagte er.
Klick.
Ja ja, ich liebe dich auch.
Nach diesem Gespräch war mir vollkommen klar, dass ich tatsächlich ein Geschenk für Baby Kimberly kaufen musste. Allerdings ein sehr günstiges Geschenk.
Am nächsten Tag, als ich durch die Gänge von
Enchanted Child
marschierte, wurde mir noch etwas klar. Nämlich, dass ich keine Ahnung hatte, was einem zehn Monate alten Baby gefallen könnte.
Ich musterte die Unmengen an Puppen, Lastwagen, Musikboxen, Büchern und Plüschtieren und hatte keine Ahnung, wo ich anfangen sollte.
„Kann ich Ihnen helfen?“ hörte ich eine sanfte Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und sah ein kleines jungenhaftes Mädchen, das auf den ersten Blick nicht älter als fünfzehn zu sein schien, doch als es näher kam, stellte ich fest, dass es sich um eine Frau in meinem Alter handelte. Es lag wohl an den rotblonden Zöpfen oder vielleicht an der Latzhose und dem gestreiften T-Shirt. Sie sah wie eine ausgewachsene Pippi Langstrumpf aus.
„Ja, ich suche ein Geschenk. Für ein zehn Monate altes Mädchen.“
„Das ist ein schönes Alter.“ Ihre blauen Augen blitzten.
Das muss ich ihr wohl glauben, dachte ich, als ich ihr zu den Puppen folgte.
„Eine Puppe ist immer eine gute Wahl.“ Sie nahm ein Monstrum mit Gummigesicht und dem flaumigsten pinkfarbenen Kleid, das ich je gesehen hatte, aus dem Regal.
Ich sträubte mich sofort. Ich lehnte es ab, Mädchen Puppen zu schenken, vielleicht weil ich als einziges Mädchen in der Familie so viele angedreht bekommen hatte.
„Ich glaube, vielleicht eher … nicht“, sagte ich diplomatisch zu der Frau, die vor mir stand und mich anzwinkerte, als ob sie die Antwort auf all meine Gebete in ihren winzigen, winzigen Händen hielte.
„Alle Kinder lieben Bauklötze.“ Pippi führte mich zu einem Stapel knallbunter Klötze, die jeweils mit einem Buchstaben des Alphabets bemalt waren. „Und hier kommt auch noch die Lernkomponente hinzu.“
Mir fiel plötzlich wieder ein, wie stolz Kirk auf seine unglaublich intelligente Nichte war. Bestimmt kannte sie dann schon das ABC, oder? Ist das nicht immer das Erste, was man als Kind lernte? Ich hatte nicht die geringste Ahnung …
„Also, das Baby ist sehr klug.“ Keinesfalls wollte ich die Familie Stevens beleidigen, indem ich ihren Abkömmling unterschätzte.
„Wirklich?“ Sie strahlte mich an. Ich muss zugeben, dass ich sogar zurückstrahlte.
„Wie wäre es mit Formen? Kennt sie sich schon mit Formen aus?“ Sie zog ein Spiel mit Kreisen und Vierecken heraus.
Wer konnte das nicht? Wurde man mit dieser Fähigkeit nicht schon geboren? „Selbstverständlich“, sagte ich ein wenig beleidigt, als ob Pippi irgendwie die Intelligenz
meiner
Nichte angezweifelt hätte.
„Sie scheint ein erstaunliches Kind zu sein.“ Pippi lächelte zu mir auf.
Kimberly war bestimmt so brillant wie Kirk. Ich hatte den Eindruck, dass jeder in dieser Familie brillant war. Kirks Schwester Kate hatte ihr Studium mit Magna Cum Laude abgeschlossen. Kayla war das schwarze Schaf in der Familie, nachdem sie die University of Chicago kurz vor ihrem Abschluss in bildender Kunst abgebrochen hatte. Allerdings aus einem guten Grund. Sie hatte nämlich einen Platz in einer Gruppenausstellung im
Smithsonian
(größter Museumskomplex der Welt, Anm. d. Übers.) bekommen, und zwar mit einem Aktfoto. Wie Kirk sagte, wollten die Eltern sich bis heute noch nicht eingestehen, dass sie selbst auf dem Foto abgebildet war. Ich konnte es kaum erwarten, Kayla kennen zu lernen.
„Ich glaube, wir sollten, was dieses Kind betrifft, etwas Anspruchsvolleres wählen.“
„Es gibt Computer für Kinder. Normalerweise ist das zwar eher für ältere Kinder gedacht, aber auf jeden Fall kann sich das Kind damit weiterentwickeln …“
Das ist ja cool, dachte ich, und betrachtete den glänzenden Plastikmonitor und die Miniatur-Tastatur. Das war für Kirks Nichte einfach perfekt. Ich stellte mir Onkel
Weitere Kostenlose Bücher