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Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Titel: Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Curnyn
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Shoppingtour nach Hause kam, dann irren sie sich. Ich war sogar noch gestresster als vorher, beladen mit Paketen und der drohenden Kreditkartenabrechnung im Kopf wie eine Migräne. Auf dem Heimweg in der U-Bahn war mir eingefallen, dass dies nicht der einzige Ausrutscher in diesem Monat gewesen war. Wie zum Teufel sollte ich das alles bezahlen?
    Ich ging in mein Zimmer, warf die Tüten in die einzige freie Ecke, ging zurück ins Wohnzimmer und setzte mich an den Tisch aus der Gründerzeit, den Justin aus irgendeiner Müllhalde gezerrt und direkt vors Fenster gestellt hatte, weil er behauptete, der Ausblick wäre gut für kreative Gedanken.
    Das einzige, was ich allerdings im Moment sehen konnte, war die verdammte Azalee.
    Ich nahm Block und Stift aus der Schublade. Ich musste herausfinden, wie hoch der Schaden tatsächlich war.
    Okay: Azalee, 54,95 Dollar. Damit konnte ich leben. Um genau zu sein, lebte ich tatsächlich damit. Das verdammte Ding gedieh auf der Fensterbank dermaßen, dass Justin es einmal die Woche trimmen musste.
    150 für das Kleid. (Zusammenzucken.) 140 für Tanktop und Jeans. (Heftiges Zusammenzucken.)
    Dann vor ein paar Wochen das Abendessen mit Josh: 32,50 Dollar. (Er wollte doch unbedingt Wein trinken, oder?)
    Ich zählte zusammen: 379,45 Dollar. Ich war mit 379,45 Dollar in den Miesen. Das war mehr als ein Wochenlohn bei
Lee and Laurie
. Und der Scheck von
Rise and Shine –
nun, davon konnte ich gerade mal die Fahrtkosten und die Reinigung bezahlen.
    Jeder Dollar, den du zu viel ausgibst, gefährdet deine Zukunft …
    Halt die Klappe!
    Ich hatte eine rosige Zukunft vor mir, oder nicht? Und zwar mit Kirk. Kirk, dessen allerliebste Familie ich in etwas mehr als einem Monat kennen lernen würde. Zumindest hatte ich ein tolles Kleid. Zufrieden stellte ich mir vor, wie ich bei der Taufe lächelnd neben dem Baby stand, wie ich Mrs. Stevens half, den Kuchen zu servieren, wie ich mich für jedes Geschenk, das ausgepackt wurde, begeisterte …
    Jedes Geschenk. Geschenk! Ich hatte kein Geschenk! Kirk hatte ein Geschenk. Natürlich hatte er ein Geschenk. Er war schließlich
Taufpate
, verdammt noch mal. Huch – ich wollte nicht
verdammt noch mal
im Zusammenhang mit
Taufpate
sagen. Automatisch schlug ich ein Kreuz, fühlte mich unglaublich dumm dabei, weil ich mich benahm wie meine eigene Mutter.
    Meine Mutter würde allerdings niemals mit leeren Händen bei einer Taufe erscheinen. Aber ich erschien ja auch nicht mit leeren Händen. Sondern mit Kirk, der ein Geschenk hatte und eine Karte, auf der unsere beiden Namen standen. In Liebe, Onkel Kirk und … Angela. Hm…
    Würde er meinen Namen wirklich auf die Karte schreiben?
    Ich nahm das Telefon vom Tisch und drückte die Kurzwahltaste für Kirks Privatnummer. Die man genauso gut als seine Geschäftsnummer bezeichnen konnte, weil er von zu Hause aus arbeitete.
    „Ja?“ Er klang verärgert. Er wusste, dass ich es war (Anruferkennung – Kirk hatte immer die neueste Technik). Er wusste, dass ich es war, und er war verärgert. Was sollte das denn?
    „Hallo, ich bin’s“, sagte ich überflüssigerweise.
    „Was gibt’s?“ fragte er gereizt.
    Etwas in seinem Tonfall ließ mich zögern, die Frage zu stellen, die mir vor einem Augenblick noch so simpel vorgekommen war.
    „Nichts. Was ist denn los?“
    „Ich arbeite, was glaubst du also, was los ist?“
    Er hasste es, wenn ich ihn beim Arbeiten störte. Plötzlich kam ich mir dumm vor. Ich wusste, dass er Stress hatte, und da störte ich ihn mit meinen unbedeutenden Sorgen. Was für unbedeutende Sorgen? Es war schließlich
sein
Patenkind.
    „Also, ich habe mich nur gefragt … was du dem Baby schenken willst?“
    „Dem Baby?“ Alle Erinnerungen an sein geliebtes Patenkind waren in Anbetracht des Projektes, in das er abgetaucht war, offenbar ausgelöscht. Und er war tief abgetaucht. Ich hörte im Hintergrund, wie er tippte, und stellte mir die langen Zahlenreihen vor, die vor ihm über den Bildschirm wanderten.
    „Du weißt schon, Kimberly. Wegen der Taufe.“
    „Oh, also …“ Tap, tap, tap, „ … ich habe Geld für sie angelegt.“
    „Oh.“
Oh
. Nun, das war
nett
. Wo Kirk in den Zahlen zu Hause war, war ja klar, dass Kirk an die finanzielle Zukunft seines Patenkindes dachte.
    „Wieso?“
    „Ich war nur neugierig.“ Ich hatte keine Ahnung, wie ich die Sprache auf die Karte bringen sollte. Würde es überhaupt eine Karte geben? Natürlich würde es eine Karte geben. Und einen Anlagefonds.

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