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Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Titel: Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Curnyn
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Tomei
ist
.“
    Ich sank in mich zusammen.
    „Haben Sie sich schon mal überlegt, Ihre Nase operieren zu lassen? Den Rücken etwas verschmälern und vielleicht die Spitze etwas anheben zu lassen? Das würde sie weniger … exotisch aussehen lassen.“
    Entsetzt berührte ich meine Nase, als ob sie schon ein Skalpell hervorgezogen hätte. „Ich … ich mag meine Nase irgendwie so, wie sie ist.“ Genauso wie meine Mutter. Die war sogar verdammt stolz darauf, dass ich nicht die Hakennase meines Vaters geerbt hatte, gerade so, als hätte sie persönlich dafür gesorgt.
    „Na gut. Also, ich melde mich, wenn ich etwas habe.“ Sie klang nun fast genauso wütend wie ich. Sogar diese hübsche kleine Falte schien wütend zu sein.
    „Das war’s? Muss ich keine Vereinbarung unterschreiben oder … so was?“ fragte ich hoffnungsvoll. Wenn ein Agent einen neuen Klienten annahm, gab es immer Papiere zu unterschreiben und die Provision auszuhandeln.
    „Lassen Sie uns doch erstmal abwarten, wie die Vorsprechen laufen, die ich für Ihren Typ heraussuchen werde, und dann sehen wir weiter. Okay?“ Dann schien ihr aufzufallen, dass sie keinen Grund hatte, so schnippisch zu sein, nur weil mir meine Nase besser gefiel als ihr. Sie spannte ihre Haut noch einmal zu einem letzten angestrengten Lächeln: „Ich melde mich, wenn es für Sie etwas gibt.“
    Als ich das kleine Büro verließ und an den Möchtegernmodels im Wartezimmer und den Promifotos an den Wänden vorbeiging, war mir klar, dass es für mich nur eines gab: zwei Bissen vom Schinken-Käse-Omelette und eine Cola light.
    Danach ging ich direkt zu Kirk. Vielleicht, weil seine Wohnung nur einen kurzen Fußweg entfernt war, vielleicht, weil ich jemanden brauchte, der mich nach Vivecas offensichtlicher Absage wieder aufbaute. Er war da, natürlich. Er arbeitete, natürlich. Es schien ihn ein wenig zu stören, so unerwartet unterbrochen zu werden, aber das war mir egal. Ich brauchte ihn jetzt.
    Womöglich lag es an meiner blanken Verzweiflung, als ich ihm erzählte, dass Viveca mir eine Nasenoperation empfohlen hatte, jedenfalls riss er sich lange genug von dem blinkenden Cursor auf dem Bildschirm los, um mir den dringend benötigten Trost zu spenden.
    „Ich finde, du hast eine wunderschöne Nase“, sagte er und küsste mich auf die Nasenspitze. Er griff nach meiner Hand und zog mich kurz zu sich heran.
    Gut, ich fühlte mich wie ein kleines Baby, wie ich mit rotem Gesicht, verschwitzt und mit Tränen in den Augen vor ihm stand und mich darüber beklagte, dass Viveca Withers nicht vor Freude an die Decke gesprungen war, weil ich ihre Klientin werden wollte. Aber das war mir egal. In diesem Moment brauchte ich Viveca Withers und ihr wachsgesichtiges Lächeln nicht. Ich brauchte Kirks Arme um mich, seine Hände, die meinen Rücken streichelten, seine Augen, die mich lüstern betrachteten und mir zeigten, dass er mich wollte. Dass ich wirklich begehrenswert war, egal, was andere behaupteten.
    Und nachdem er mir diese Tatsache bewiesen hatte, und zwar direkt auf dem Küchenboden und mit einer Leidenschaft, die ich seit meiner Rückzugstaktik nicht mehr erlebte hatte, gab er mir noch etwas, was ich brauchte. Essen. Eine Menge davon. Sesam-Hühnchen. Rindfleisch mit Orangen. Alles bei
Jimmy Chen
bestellt, noch bevor ich meinen BH wieder anziehen konnte.
    Das ist doch das einzig Wichtige, dachte ich, als ich Kirk gegenüber im Schneidersitz auf dem Bett saß, auf dem wir aßen. Mehr brauchte ich nicht.

11. KAPITEL
    W enn das Leben dir Saures bietet, bringt Limonade nichts. Dann braucht man einen
echten
Cocktail.
    Mehr sollte ich auch nicht bekommen. Ich war noch nicht mal beim Glückskeks angelangt, als Kirk schon besorgt auf seinen Laptop blickte, der noch immer angeschaltet auf dem Tisch stand. Ich wusste, dass er arbeiten musste, also kümmerte ich mich wieder um mein eigenes Leben. Mir ging es etwas besser, obwohl sich eigentlich nichts verändert hatte.
    Aber etwas doch. Nämlich meine Wohnung, wie ich feststellen musste, als ich nach Hause kam und Justin auf einer Leiter vorfand. Er befestigte eine Art Netz an der Decke.
    „Hallo Angie“, rief er und strahlte mich an, als er die Leiter wieder herunterkletterte. „Wie ist es denn heute gelaufen?“
    Doch alle Gedanken an Viveca waren verschwunden, als ich seine neueste Errungenschaft für unser glückliches Heim betrachtete. „Was ist das?“
    „Ein Hängesitz“, sagte er, als ob das doch offensichtlich wäre.

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