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Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Titel: Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Curnyn
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„C.J.’s Frau hat ihn mir gegeben, als ich sie vor ein paar Monaten in Westchester besucht habe“, erklärte er. „Sie hatten ihn zum Einzug geschenkt bekommen, aber die Bäume in ihrem Garten waren nicht groß genug, um ihn daran zu befestigen.“
    „Äh, Justin? Du magst es noch nicht bemerkt haben, aber
wir
haben ü
berhaupt keine
Bäume.“
    „Das habe ich festgestellt.“ Er grinste mich an und gab dem Hängesitz einen kleinen Schubs und blickte zum Haken hinauf, an dem er hing. „Aber in der Wohnung funktioniert es genauso gut. Ich weiß nicht, warum C.J. nicht darauf gekommen ist.“
    Es war ein Wunder, dass Justin darauf gekommen war. Aber er benutzte seine Fundstücke eben auch gerne.
    „Hey, es funktioniert.“ Er saß in dem Hängesitz und sah mich glücklich an. „Und es ist höllisch bequem. Versuch’s mal, Angie.“ Er stand auf und bot mir galant seinen Platz an.
    Ich ließ mich nieder, das Netz schmiegte sich an mich, als ich mich zurücklehnte. Es war fast wie eine Hängematte, aber man saß aufrecht wie in einem Sessel. „Das ist recht … gemütlich“, gestand ich.
    „Dreh dich um. Ich habe einen Schwenkhaken benutzt, damit du aus dem Fenster schauen kannst.“
    Ich wirbelte herum und stellte fest, dass Justin den Tisch vom Fenster entfernt hatte, damit man die Azalee in all ihrer Pracht sehen konnte. Mein Gott, das Ding war vielleicht gewachsen. Die Zweige waren jetzt noch dichter, doch man konnte gerade noch darüber hinweg in den Hof und auf die hübschen Brownstone-Gebäude blicken. Eine angenehme Zufriedenheit erfüllte mich, als ich sanft hin und her schwang.
    „Erzähl mal, wie dein Treffen bei
Actors’ Forum
war“, bat Justin.
    Die Zufriedenheit war dahin, als ich mich umdrehte und ihn wieder anblickte. „Nicht so gut.“
    „Was ist passiert?“
    „Sie … sie ist der Meinung, ich sollte meine Nase operieren lassen.“ Ich berührte sie ein wenig traurig.
    „Wie bitte? Du hast eine tolle Nase!“ rief er, ehrlich empört. „Das ist die DiFranco-Nase!“
    „Um genau zu sein ist es die Caruso-Nase.“ Caruso war der Mädchenname meiner Mutter, und schließlich hatte ich dieses illustere Riechorgan von ihr geerbt.
    „Wie auch immer“, meinte Justin. „Es ist deine Nase. Sie passt zu deinem Gesicht.“
    „Sie sagte, damit sähe ich zu … exotisch aus.“
    „Exotisch? Und was soll daran schlimm sein? Genau das hat doch die Karriere von de Niro, Pacino oder Turturro erst in Gang gebracht. Das ist das Gesicht von New York! Es ist das Gesicht von Ellis Island, als deine Ahnen die ersten mutigen Schritte in dieser schönen Stadt machten. Es ist …“
    „Okay, okay, ich verstehe, was du sagen willst.“ Ich lächelte ihn zaghaft an. Ich konnte nicht anders. Er war einfach so niedlich, wenn er mit dieser ganzen New-York-Sache begann. Oder dieser Italiener-Sache. Ich konnte gut verstehen, dass meine Mutter ihn schon beim ersten Treffen ehrenhalber zum Italiener erklärt hatte. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass Justin gerne selbst Italiener gewesen wäre, so wie sein Lieblingsregisseur Martin Scorsese. Oder wenigstens ein echter New Yorker und Auswanderer aus dem mittleren Westen mit einer Vorliebe für Rote Soße.
    „Und, wirst du dir einen anderen Agenten suchen?“ fragte er.
    „Ich weiß nicht“, entgegnete ich, schon wieder ängstlich geworden. „Was sie über
Rise and Shine
sagte, klang ziemlich … ermutigend. Vielleicht hat sie ja Recht, wenn sie den Vertrag als gute Chance betrachtet. Bessere Bezahlung. Und Krankenversicherung.“
    Er zog die Brauen zusammen. „Du hast doch schon durch
Lee and Laurie
eine Krankenversicherung.“
    „Ich weiß, aber ich will dort nicht ewig arbeiten.“
    „Das musst du doch auch nicht. Nur so lange, bis du eine gut Rolle angeboten bekommst. Du hast so viel Erfahrung. Du hast
Fefu
gespielt. Himmel, du hast sogar beinahe den
Obie Award
bekommen.“
    „Ich weiß, aber bisher hat mir das alles nichts gebracht.“
    Er sah mich finster an. „Du überlegst doch nicht ernsthaft, diesen Vertrag zu unterschreiben?“
    Ich schwieg. Ich wusste, dass Justin versuchen würde, es mir auszureden. Mich davon zu überzeugen, dass ich mich ernsthaft auf die Suche nach einer Rolle machen müsste, für die ich nicht zu exotisch, zu klein, zu … gewöhnlich war. Ich war es leid, mir immer wieder Dinge zu wünschen, die sowieso nie eintreffen werden würden.
    „Kirk meint, dass der Job gut für mich ist.“ Gut für
uns
, dachte ich, sprach

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