Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen
lächelte breit und nannte ihm unsere Namen, die auf der Gästeliste standen. Doch auch wenn das nicht der Fall gewesen wäre, hätte er uns vermutlich hineingelassen, so wie er Grace anstrahlte, als er uns vorbeiließ.
Als wir in die gedämpft beleuchtete Lounge kamen, fühlte ich mich wirklich wieder wie früher. Denn alle drehten sich nach Grace um. Ich musste daran denken, wie schwer es immer schon gewesen war, neben ihr zu bestehen. Wenn Grace einen Raum betrat, beherrschte sie ihn umgehend. Männer fielen geradezu über sie her. Manchmal kam ich mir wie eine Unebenheit im Teppichboden vor, so, wie sie über mich stolperten, um an sie ranzukommen.
Und daran hatte sich nichts geändert. Ich beobachtete, wie sie zur Bar lief und sah, wie die Blicke über sie wanderten und dann ganz kurz den Rest von uns streiften.
Zum Glück hatte ich Kirk.
„Bacardi O Cosmo?“ fragte Grace an Claudia gewandt, um sich zu versichern, dass das auch deren Wahl war. Als ich sah, wie Claudia Grace zuzwinkerte und nickte, sagte ich: „Ich nehme dasselbe.“
„Ich auch“, rief Michelle, die offensichtlich auch nicht zurückstehen wollte. Als der Barkeeper uns die hübschen kleinen Drinks reichte, schob sich Michelle unter Einsatz der Ellbogen nach vorne. „Ich mach das!“ Sie wedelte mit einer Handvoll Scheinen vor dem Gesicht des Barkeepers herum.
Sie war wirklich gut darin, Frankies Geld zu verschleudern. Aber ich war ihr für ihre Großzügigkeit dankbar. Meine Geldbörse fühlte sich nach meinen letzten Ausgaben ziemlich dünn an. Michelle schaute ein wenig unbehaglich, als wir auf Claudias Wunsch hin auf guten Sex tranken. Da wurde mir klar, dass Michelle sich noch unsicherer fühlen musste als ich. Vielleicht spürte sie, dass Grace sie nicht leiden konnte. Oder vielleicht war sie einfach nicht mehr daran gewöhnt, in Bars zu gehen. Sie schüttete ihren halben Drink in einem Zug hinunter.
Woran auch immer es lag, ich hatte keine Zeit, mir darüber Gedanken zu machen, weil mit einem Mal der schönste Latinlover, den ich je gesehen hatte, vor mir stand. Breite Schultern, dickes, dunkles Haar und wunderschöne dunkle Augen.
„Hast du Lust, zu tanzen?“ fragte er.
Ich blickte mich um, nicht ganz sicher, ob er mich meinte, und fing Graces Blick auf, die mir zuprostete und lautlos sagte: „Los!“
Ich drehte mich wieder um, sah, dass seine wunderschönen Augen mich noch immer anlächelten und stellte schnell mein Glas auf die Theke.
„Halt mal meine Tasche“, sagte ich und knallte sie Michelle praktisch gegen die Brust.
Und plötzlich befand ich mich mitten auf der Tanzfläche, Hüfte an Hüfte mit einem Mann, den ich kaum kannte und der mich anstarrte, als wollte er mich besser kennen lernen – viel besser.
Ich redete mir ein, dass es sich um einen harmlosen Tanz handelte, obwohl ich wusste, dass Salsa niemals harmlos war. Der Mann presst seine Hand fest auf den Rücken der Frau, während sich die Hüften im gleichen Rhythmus bewegen. Oder aneinander bewegen, wie in unserem Fall, zumindest während der ersten Schritte, als ich den Takt noch nicht gefunden hatte.
Doch ich fand meinen Rhythmus dann doch. Wir bewegten uns miteinander, als ob wir alleine auf der Tanzfläche wären. Ich erinnerte mich wieder daran, wie gerne ich Salsa tanzte. Warum nur hatte ich es so lange nicht mehr getan? Ich musste Kirk dazu bringen, Unterricht zu nehmen. Doch dann fiel mir ein, dass Kirk es hasste, zu tanzen.
Alle Gedanken an Kirk verschwanden, als die Musik schneller wurde. Ich stellte mich der Herausforderung, mir gelangen sogar ein paar Drehungen, die mir überraschend leicht fielen, weil ich durch mein morgendliches Training ziemlich fit war. Ich drehte und drehte mich, lachte, als unsere Körper in dem funkelnden Licht immer wieder zusammentrafen. Ich amüsierte mich dermaßen, dass ich Grace, die mit einem anderen heißen Typen tanzte, erst bemerkte, als sie mir ins Ohr flüsterte: „Sei vorsichtig. Nach drei Tänzen glauben sie, dass du mit ihnen nach Hause gehst.“
Sie wirbelte von mir fort, und ich stolperte beinahe über meine eigenen Füße, wordurch ich meinem jetzt ziemlich verschwitzten Tanzpartner noch näher kam.
„Alles in Ordnung, meine Schöne?“ fragte er und streichelte mir mit seinem großen Handrücken über die Wange. Meine Güte, waren diese Hände groß … hieß das etwa, dass es nicht seine Gürtelschnalle gewesen war, die ich die ganze Zeit gespürt hatte?
„Also, ich muss mal etwas Luft
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