Ein Blick genuegt
ist. Und das, nachdem er und Mary Lynn erst drei Monate verheiratet gewesen waren. Den Kerl hätte man auspeitschen sollen!”
Julianna ignorierte die Blicke, die ihr folgten, und glitt in eine Nische, wo Madge ihr sofort Kaffee einschenkte. Jeder, der hier hereinkam, bekam erst einmal eine Prise Klatsch und einen Kaffee serviert - ob er das wollte oder nicht.
„Das Beste an der Geschichte war natürlich, dass Mary Lynn drei Tage später im Lotto gewann.” Grinsend stützte Madge eine Hand auf ihre ausladenden Hüften. „Als ihr Typ zu ihr zurückge krochen kam, hat sie ihm einen Tritt in den Hintern verpasst. Gott hat doch noch Sinn für Humor, nicht wahr? Was darf ich dir bringen, Kindchen?”
Julianna schüttelte den Kopf. „Ich warte noch auf jemanden.”
Madge strahlte sie an. „Sag mir, dass es sich um deinen gut aussehenden Mann handelt. Ich habe den Jungen zwar noch nicht gesehen, seit er wieder zurück ist, aber die Geschichten, die ich von euch beiden höre …”
Eine leichte Röte überzog Juliannas Wangen. Natürlich redeten alle über sie und Lucas.
Lucas Blackhawk heiratet Julianna Hadley, die Tochter seines Feindes - das war einer der größten Skandale, den Wolf River je erlebt hatte. Sie hatte es möglichst vermieden, in die Stadt zu fahren, weil sie darauf gehofft hatte, dass sich der Tratsch irgendwann legen würde.
Aber anscheinend waren sie noch immer Gesprächsthema Nummer Eins.
Zum Glück wurde Madge in diesem Moment an einen anderen Tisch gerufen, und Julianna atmete erleichtert auf. Obwohl sie die Speisekarte auswendig kannte, tat sie aber so, als würde sie sie studieren, in der Hoffnung, wenn sie niemanden ansah, würde auch niemand sie ansprechen.
„Julianna, ich hatte gehofft, dich zu treffen.”
Pech gehabt. Sie stöhnte innerlich auf, als Roger Gerckee sich ihr gegenüber setzt e. Roger war drei Jahre älter als sie und hatte sich einen Spaß draus gemacht, sie während ihrer gesamten High School Zeit zu quälen. Allerdings nicht nur sie. Er hatte alle Mädchen und all die schwächeren Jungen gequält.
„Ich bin verabredet, Roger”, sagte sie kühl. „Vielleicht ein anderes Mal.”
„Ein anderes Mal wäre wunderbar.” Er senkte seine Stimme zu einem bedeutungsvollen Flüstern und beugte sich vor. „Und jetzt störe ich dich auch nur ganz kurz.”
Es gab Frauen, die auf seinen jungenhaften Charme hereinfielen, aber sie wusste, dass sich unter diesem perfekt geschnittenen, perfekt gekämmtem Haar ein Spatzenhirn verbarg. „Was willst du, Roger?”
„Falls du es noch nicht weißt, ich bin der Anwalt deines Vaters. Er bat mich, mit dir zu sprechen.”
Sie umkla mmerte ihren Kaffeebecher. „Worüber?”
„Über eine Sache, die nur Vater und Tochter betrifft. Etwas, das vor einigen Jahren geschehen ist und von dem er annimmt, dass du es vor deinem Mann geheim halten möchtest.”
Ein Schauder lief ihr über den Rücken. Ihr Vater war schon immer sehr gut darin gewesen, die schwachen Stellen anderer Menschen für seine Zwecke auszunutzen. Er würde das, was er von ihr wusste, gegen sie verwenden, und alles tun, um das zu bekommen, was er wollte.
Völlig ungeachtet, ob er damit das bisschen Glück, das sie endlich gefunden hatte, zerstören würde.
Sie versuchte, Roger ihre Beunruhigung nicht merken zu lassen und schaute aus dem Fenster.
„Pass auf”, meinte er und beugte sich noch weiter vor. „Wir wissen beide, dass deine Ehe eine reine Farce ist. Ich kann es dir nicht verdenken, dass du mit Blackhawk einen Handel geschlossen hast. Es war sogar ein schlauer Schritt. Aber als Anwalt deines Vaters bin ich zuversichtlich, dass wir unsere Klage gegen deinen Mann wegen vorsätzlichen Betrugs gewinnen werden. Außerdem gibt es natürlich immer noch die Möglichkeit, dass du Lucas davon überzeugst, die ganze Sache rückgängig zu machen.”
Was für ein absurder Vorschlag! „Wie kommst du darauf, dass ich auch nur den geringsten Einfluss auf Lucas und seine ge schäftlichen Entscheidungen habe?”
„Du bist eine schöne Frau, Julianna. Ich bin sicher, dass du keinerlei Probleme hättest, Lucas dazu zu bringen, seine Meinung zu ändern.” Roger griff nach ihrer Hand. „Du weißt, dass ich dich nicht im Regen stehen lassen werde. Wenn das hier alles vorbei ist, kannst du sicher sein, dass ich mich um dich kümmern werde.”
Allein bei dem Gedanken wurde ihr schlecht. Sie wollte ihm ihre Hand entziehen, doch er hielt sie fest. „Wenn Ostern und
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