Ein Bodyguard zum Heiraten?
vermisse ihn immer noch, Luc, werde ihn immer vermissen. Aber ihm zum Angedenken lebe ich weiter und schenke ihm Brüder und Schwestern. Natürlich wird er sie nie kennenlernen, aber sie werden alles über ihn erfahren, dafür sorge ich.“
Luc biss die Zähne zusammen. Zu sprechen fiel ihm schwer. „Ich bin froh, dass Sie die Krise überwunden und dass Sie eine neue Liebe gefunden haben.“
„Das können Sie auch.“ Verschwörerisch beugte sie sich zu ihm hinüber und flüsterte eindringlich: „Eigentlich geht es mich ja nichts an, und ich spekuliere jetzt ein bisschen, aber – machen Sie nicht den Fehler, den ich fast begangen hätte. Wenden Sie sich nicht vom Leben ab. Riskieren Sie etwas, Luc, bevor es zu spät ist. Jeder hat mal Kummer. Das ist unabhängig davon, ob man allein ist oder mit jemandem zusammenlebt, den man liebt. Aber mit Liebe lässt er sich leichter überwinden. Ich habe Téa ja kennengelernt, und glauben Sie mir – sie kann Ihnen Liebe geben und ist obendrein stark genug, den Kummer aus Ihrem Leben zu vertreiben.“
Wenig später stieg Luc wieder in sein Auto. Doch er ließ den Motor nicht an, sondern saß nur nachdenklich am Steuer und ließ das Gespräch Revue passieren. Ihm wurde bewusst, dass er Sonya mit seiner Rettungsaktion das Leben zurückgegeben, aber sein eigenes Leben auf Eis gelegt hatte. In vielen Dingen hatte sie recht. Ja, auch er hatte die Wahl. Er konnte weitermachen wie bisher, bevor Téa in sein Leben getreten war – oder er konnte ein Risiko eingehen. Sein Herz öffnen und sehen, was passierte.
Seine Großeltern kamen ihm in den Sinn. Fast sechzig Jahre voller Liebe und Hingabe, voller Lachen und Tränen. Bei seinen Eltern war es nicht anders, und ebenso war es bei seinen Cousins. Würden sie vor der Liebe zurückschrecken, nur weil sie dadurch vielleicht auch Tränen vermieden? Die Frage brauchte er sich nicht einmal zu stellen. Nein, sie würden stets die Liebe wählen.
Wie wäre denn mein Leben, wenn ich es ohne Téa fortsetzen würde?, sinnierte er. Ich würde ihre Wärme und Großherzigkeit verlieren, ihren Humor und ihre Leidenschaft. Und … ihre Liebe. Wieder dachte er an ihre gemurmelte Liebeserklärung in der Hochzeitsnacht, und etwas Hartes, Kaltes in seinem Herzen begann sich zu lösen.
Ja, es war ein Wagnis, vielleicht das größte Wagnis überhaupt. Entweder liebte er Téa und wollte den Rest seines Lebens mit ihr verbringen, war bereit, sich ihr in jeder Hinsicht zu öffnen. Oder er ließ sie gehen. Das würde bedeuten, von ferne zuzusehen, wie sie ihr Leben weiterführte und jemand anderen fand, den sie lieben konnte. Jemand anderen, dem sie all das geben konnte, was sie ihm gegeben hatte.
Entschlossen schüttelte er den Kopf. Nein, auf gar keinen Fall! Wie als Reaktion auf seinen Entschluss begann seine Handfläche wieder zu kribbeln. Was für ein Dummkopf er gewesen war! Er hatte sich vom Besten und Wichtigsten in seinem Leben abgewandt. Und warum? Weil er zu feige gewesen war, ein Risiko einzugehen. Aber damit war jetzt Schluss. Höchste Zeit, dass er wieder wirklich lebte. Dass er sich holte, was er am allermeisten begehrte.
Und das war Téa – die Frau, die er von ganzem Herzen liebte. Seine Inferno-Partnerin, vom Schicksal für ihn auserwählt.
Bevor er den Motor anlassen konnte, klingelte plötzlich sein Handy. Als er auf dem Display sah, wer es war, antwortete er sofort. „Was gibt es denn, Nonna?“
Sie antwortete auf Italienisch, und ihre Stimme überschlug sich fast. „Deine Frau ist hier“, sagte sie atemlos. „Du musst sofort kommen.“
„Um Himmels willen, was ist denn los?“
„Téa erklärt gerade Primo, warum eure Ehe ein Irrtum war. Dass er sich nicht einmischen darf, wenn ihr euch scheiden lasst. Oh, cucciolo mio , was soll denn bloß dieses Gerede von Scheidung? Ihr habt doch gerade erst geheiratet.“
Verflixt noch mal! „Hat Primo sie schon zusammengefaltet?“
„Nein, er hört ihr sehr geduldig zu. Voller Verständnis.“ Seine Großmutter seufzte. „ Bambino , deine Frau ist schon eine. Sie hat einen starken Willen. Aber in diesem Fall … könnte es sie das Leben kosten.“
„Nonna, du musst mir einen Gefallen tun.“
„Alles, was du willst.“
„Stell Primos selbst gebrautes Bier auf den Tisch, jede Menge davon, und schinde Zeit. Solange es nur irgend geht.“ Schnell beendete er das Gespräch und rief Sev an. „Sev, wir müssen uns sofort im Tresorraum der Dantes treffen. Ja, sofort. Sie hat
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