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Ein Boss zum Träumen

Ein Boss zum Träumen

Titel: Ein Boss zum Träumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Crosby
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Lächeln reichte sie ihm ihr Glas und setzte sich wieder aufs Sofa. Sie hatte sich das Haar gekämmt und ihre Schuhe gegen pinkfarbene Pantoffeln getauscht.
    Ein Duft von frischen Zitronen stieg Kincaid in die Nase. Am liebsten hätte er an ihrem Nacken geschnuppert, sich neben sie gesetzt, den Arm um ihre Schulter gelegt und gemeinsam mit ihr ins Feuer geschaut. Um sein Vorhaben leichter in die Tat umsetzen zu können, machte er es sich am anderen Ende des Sofas anstatt in seinem Sessel gemütlich.
    „Kincaid, kann ich dich etwas fragen?“
    „Klar.“
    „Wann hast du zum letzten Mal einen Weihnachtsbaum gehabt?“
    Eigentlich hatte er keine Lust, in Erinnerungen zu schwelgen. Trotzdem antwortete er. „Das ist mein erster Baum.“
    „Dein allererster ?“
    „Ja.“
    „Wie traurig.“
    „Stimmt.“ Nachdenklich trank Kincaid einen Schluck von seinem Brandy. „Die meiste Zeit haben wir in einem Wohnwagen gelebt. Da war kein Platz für einen Baum. Geld hatten wir auch nicht. Das bisschen, das da war, hat mein Vater für Alkohol ausgegeben. Irgendwann reichte es meiner Mutter, und sie hat ihn verlassen. Ich habe nie wieder von ihr gehört. Von ihrem Tod haben wir erst ein paar Jahre später erfahren.“
    „Wie schrecklich!“
    Er wollte nicht darüber nachdenken. „Deshalb habe ich mich auch früh auf eigene Füße gestellt und bin abgehauen.“
    „Wie war das?“
    „Ich habe mir einen Job gesucht, um mir etwas nebenbei verdienen zu können. Ich musste allerdings weiter zur Schule gehen – und einen Richter davon überzeugen, dass ich allein besser dran war. Zum ersten Mal bin ich hier in die Gegend gekommen, als wir eine Klassenfahrt gemacht haben. Das Thema war der Goldrausch. Das werde ich nie vergessen.“
    „Wer hat dir denn den Job gegeben?“
    „Aggies verstorbener Mann John. Er hat mir auch ein Zimmer in seinem Haus angeboten, aber sie hatten fünf Kinder, um die sie sich kümmern mussten. Ich brauchte Zeit für mich allein. Also habe ich bei June Morrison zur Untermiete gewohnt.“
    „Bei der Bibliothekarin?“
    „Eine ruhige und sehr freundliche Frau. Ich habe viel gebüffelt, noch härter gearbeitet und darauf geachtet, nicht auf die schiefe Bahn zu geraten.“
    Es waren nicht nur seine Worte, die Shana mitten ins Herz trafen, sondern auch die Zwischentöne. Sie hörte den Schmerz, den er immer noch empfand, wenn er über das Fortlaufen seiner Mutter und den Alkoholismus seines Vaters sprach. Den Stolz darüber, dass er allein zurechtgekommen war. Aus seinen Worten klangen auch Stärke und Selbstvertrauen. Er hatte viel durchmachen müssen, ehe sich der Erfolg eingestellt hatte, den er mittlerweile genießen konnte.
    Sie nahm sich vor, ihm ein ganz besonderes Weihnachtsfest zu bereiten. Er hatte zwar Geld genug, um sich alles zu leisten – aber schöne Erinnerungen konnte man nicht kaufen.
    „Du brauchst kein Mitleid mit mir zu haben“, sagte er in ihre Gedanken hinein. „Ich habe es auch nicht.“
    Shana rutschte näher zu ihm, schob ihren Arm unter seinen und lehnte den Kopf an seine Schulter. „Was für tiefe, dunkle Geheimnisse die Menschen vor der Welt verbergen“, sinnierte sie. Sie spürte seine Wange auf ihrem Haar.
    „Du riechst nach Zitronen.“
    „Und du riechst nach Brandy.“
    „Ist das schlimm?“, wollte er nach einer Weile wissen.
    „Nein. Nur anders. Meistens riechst du nämlich nach frischer Luft und nach Holz.“
    Er legte den Arm um ihre Schulter.
    Einige Minuten lang schwiegen sie, ehe Shana weitersprach. „Bevor ich letztes Jahr zurückgekommen bin, bin ich zehn Jahre lang durch die Welt gezogen. Meistens habe ich in Jugendherbergen gewohnt, oft im Zelt. Manchmal gab es sogar ein richtig teures Hotelzimmer – wenn wir die richtigen Leute getroffen haben. Zuletzt war es ein Schuppen auf einem Bauernhof in Spanien.“ Sie schluckte.
    „Ein solches Leben möchte ich für meine Tochter nicht. Bei dir habe ich Beständigkeit gefunden – und die Chance auf eine Zukunft für Emma und mich. Ich weiß nicht, wie ich dir das wiedergutmachen kann.“
    „Wer ist wir?“, wollte er wissen.
    „Richard und ich. Emmas Vater. Er ist an Hirnhautentzündung gestorben, noch bevor ich von meiner Schwangerschaft wusste. Es ging alles ganz schnell. Auf einmal war er tot.“
    „Das tut mir leid.“
    „Mir auch. Vor allem für Emma. Er war ein lustiger Mensch – und sehr verantwortungsvoll.“
    „Du hast ihn geliebt.“
    „Ja. Aber irgendwann bin ich unruhig geworden.

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