Ein Boss zum Träumen
Dixie und Joe bis dahin zu Hause.“ Emma kroch auf Gavins Rücken, als wäre er ein Schaukelpferd. Shana musste lächeln. Er bockte, und sie kreischte vor Vergnügen. Um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, hielt sie sich an seinem Hemd fest. „Mehr, Onkel. Mehr.“
„Wir haben auf dich gezählt“, gestand Becca. „Eric und Marcy machen auch mit. Marcy kümmert sich um das Essen; sie kann das ja sehr gut. Wir werden allerdings ziemlich früh anfangen, sodass alle noch rechtzeitig in die Kirche kommen. Ob es wohl schneit?“
„Möglich – obwohl es hier im Dezember eher selten ist“, entgegnete Gavin. „Da muss schon ein richtiger Kälteeinbruch kommen. Also, was ist nun, Shana. Sollen wir Samstagabend auf dein Baby aufpassen?“
„Wir können es ja mal versuchen. Wie gesagt, sie war noch nie eine Nacht ohne mich. Ich weiß also nicht, wie sie reagieren wird.“
„Du musst deswegen nicht den ganzen Abend zu Hause bleiben. Fahr doch mit einer Freundin nach Sacramento“, schlug Becca vor. „Ich könnte euch ein paar Kneipen nennen, wo der Bär steppt. Wenn Emma weinen sollte, werden wir schon mit ihr klarkommen. Immerhin kennt sie uns inzwischen gut genug. Mach dir einfach einen schönen Abend.“
Mit einer Freundin. Während sie über Beccas Vorschlag nachdachte, wurde ihr bewusst, dass sie eigentlich gar keine richtige Freundin hatte. Sie hatte zwar viele Bekannte, aber nicht wirklich eine enge Freundin, mit der sie nach Sacramento fahren konnte, um durch die Diskotheken zu ziehen.
Dixie stand ihr immer noch am nächsten, aber sie war zurzeit auf der anderen Seite der Welt – und verheiratet. Selbst wenn sie wieder in der Stadt wohnte, würde sie kaum mit Shana ihre Abende verbringen wollen.
Shana zupfte eine Fluse vom Sofa. Was konnte sie allein unternehmen? Zum Beispiel nach Grass Valley oder Nevada City fahren und ins Kino gehen. Tolle Aussichten! Das war die Fahrt kaum wert. Sie konnte ins Stompin’ Grounds gehen. Das hatte sie noch nie getan. Lust hätte sie schon. Aber allein? Das ging ja wohl kaum.
Kincaid konnte sie nicht gut bitten, sie zu begleiten. Vielleicht hatte Aggie Lust dazu? „Hast du Mom und Dad in letzter Zeit gesehen?“, wechselte sie das Thema.
„Dad nicht“, antwortete Gavin. Emma zog kichernd an seinen Haaren. „Aber Mom war gestern hier und hat uns ein paar Fotos von mir als Baby gebracht.“
Also hatte ihre Mutter doch die Fotos durchgesehen. Shana freute sich schon auf ihre eigenen Bilder. „Zeigst du sie mir mal?“
Schließlich blieb sie zum Essen. Je mehr Zeit Emma mit ihrer Tante und ihrem Onkel verbringen würde, desto besser würde es am Samstag klappen, überlegte sie.
Das war allerdings nur ein vorgeschobener Grund: Shana hatte nämlich keine Lust, in ein leeres Haus zurückzukommen. Obwohl sie und Kincaid eifrig darum bemüht waren, sich nicht zu nahe zu kommen, herrschte nach wie vor eine eigentümliche Anspannung zwischen ihnen.
Warum war er bloß so still geworden? Jeden Abend saß er im Wohnzimmer, starrte ins Kaminfeuer oder betrachtete den Tannenbaum. Sie hatten viel Spaß beim Schmücken gehabt, zumal Emma sich um die unteren Zweige „gekümmert“ hatte. An einem Abend war Dylan gekommen, und sie hatten Weihnachtslieder angehört und heiße Schokolade getrunken.
Shana hatte sich an ihre eigene Kindheit erinnert. Weihnachten war die einzige Zeit, in der zu Hause alles harmonisch war. Ihre Mutter liebte das Fest und verbrachte Tage damit, die Wohnung zu schmücken. Eine Tradition. Shana wollte sie für Emma fortführen. Es wären schöne Erinnerungen, wenn sie erst einmal erwachsen war.
Shana beobachtete Gavin dabei, wie er mit ihrer Tochter spielte. Das wünschte sie sich für ihre Tochter am sehnlichsten – eine Familie. Geschwister, mit denen sie aufwachsen würde; Erwachsene, die wie Freunde waren.
Bedingungslose Liebe – und eine Familie, auf die Emma sich verlassen konnte.
7. KAPITEL
Kincaid parkte vor seinem Haus, das in vollkommener Dunkelheit lag. Vorsichtshalber kontrollierte er sein Handy. Hatte er möglicherweise eine Nachricht von Shana verpasst? Nein, sie hatte ihm nicht geschrieben.
Wo steckte sie bloß?
Er betätigte die Fernbedienung für das Garagentor. Ihr Wagen war nicht da. Durch die Garage betrat er das Haus. Beim Eintreten knipste er das Licht an. Keine Nachricht auf der Küchentheke, wo sie sie vermutlich hinterlassen hätte. Er hörte den Anrufbeantworter ab. Zwei Mitteilungen, aber keine von
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