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Ein bretonisches Erbe

Ein bretonisches Erbe

Titel: Ein bretonisches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Menton
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habe. Das Mädchen, das so gerne Ziegen gekämmt hat.“
    Nun huschte ein Lächeln des Erkennens über das von zahllosen Falten geknautschte Gesicht und auch Yuna fiel wieder ein, dass es Juliens Großvater gewesen war, der ihr vor Jahren gezeigt hatte, wie man Angoraziegen pflegte, damit ihr langes Haar, so wunderbar seidig heranwuchs und später eine feine Wolle abgab.
    Sie gingen durch die große Eingangshalle, welche mit schweren alten Wandteppichen nach Motiven der Gobelins von Bayeux ausgestattet war, in die Küche, wo Juliens Großmutter mit ein paar anderen Frauen das Mittagessen zubereitete. Das heißt, sie saß an einem großen Tisch und gab eigentlich nur Anweisungen. Dabei trank sie aus einer Keramiktasse Café au lait.
    Sie schien kaum jünger zu sein als Juliens Großvater, aber sie wirkte trotz des verrunzelten Gesichts sehr viel dynamischer und gesünder.
    Die Wangen strahlten wie Apfelbäckchen und die blauen Augen unter dem hochgesteckten grauen Haar ließen sie erstaunlich jung erscheinen. Sie blitzten genau so schalkhaft wie die von Julien und es war kaum zu übersehen, dass er sie von ihr geerbt hatte.
    Auch sie war voller Lob für den schönen Krebs und ließ sofort einen großen Topf mit Salzwasser aufsetzen, um ihn abzukochen. Yuna ersparte sich den Anblick und ging mit Julien hinauf in sein Zimmer im Turm.

    Es sah anders aus, als sie es in Erinnerung hatte, aber die hölzernen Schiffmodelle waren noch da. Nun, nachdem sie begonnen hatte das Buch von den Islandfischern zu lesen, interessierten sie diese ganz besonders.
    „Hast du auch einen Nachbau von einem Islandfahrer?“, fragte sie neugierig.
    „Ja, natürlich!“
    Er zog sie zur Vitrine hinüber, wo er die schönsten und wertvollsten Modelle staubsicher hinter Glas aufbewahrte.
    „Hier, das ist die Grand Lejon , die ist von St. Brieuc auf Islandfahrt gegangen und dies hier ist die Stern der Meere , die im Sommer 1879 dreiundzwanzig Seeleute aus der Gegend von Paimpol vor Norden-Fjord mit in den Untergang nahm.“
    „Du, du meinst Norden-Fjord gab es wirklich?“, fragte sie verwundert. Denn bisher hatte sie angenommen, Pierre Loti hätte sich die Geschichte über die Islandfischer nur ausgedacht.
    „Nein, nein!“, Julien schüttelte den Kopf. „Das ist alles nach wahren Begebenheiten beschrieben. Fast aus jedem Dorf der Gegend sind die Fischer damals für mehrere Monate zum Fischen nach Island gefahren. Loti ist einer der bedeutendsten Heimatschriftsteller der Bretagne.“
    „Hast du das Buch denn auch gelesen?“
    Und als er nickte, war sie doch etwas erstaunt, denn für eine Jungenlektüre hielt sie es angesichts der reichlich kitschigen Sprache und der recht betulich dahinplätschernden Romanze ja eher nicht.
    Ihre Gedanken standen ihr wohl ins Gesicht geschrieben, denn Julien sagte mit einem ironischen Schulterzucken:
    „Pflichtlektüre für jeden echten Bretonen! Habe aber tatsächlich fast alles, bis auf einen wilden Kampf gegen Wetter und Wellen im Eismeer, schon wieder vergessen. Doch dieser coole, stolze Yann, den nichts und niemand unterkriegen konnte, der wäre ich als Junge schon auch gerne gewesen.“
    Und ich wohl gerne seine Gaud, dachte Yuna an eher romantische Stellen des Buches.

    Nun fiel ihr auch die Grotte wieder ein.
    „Weißt du, dass es in den Klippen, wo wir vorhin waren, eine große Höhle gibt? Ich habe sie wieder entdeckt, als du den Krebs gefangen hast. Mein Bruder hatte mir verboten, sie zu betreten und mir mit Schauergeschichten Angst gemacht.“
    Julien sah sie amüsiert an.
    „Tatsächlich? Bei mir hat er es auch versucht und Unfug über ein spukendes Seeräuberskelett erzählt.“
    Sie brachen nahezu gleichzeitig in prustendes Gelächter aus.
    „Ich wette“, sagte Julien schließlich, „er hat da mit seinen Kumpels drin gehockt und gekifft und Angst gehabt, dass wir ihn verpfeifen würden, wenn wir es entdecken.“
    Yuna kicherte. Auch wenn das mit dem Kiffen ziemlich unwahrscheinlich war, irgendetwas Verbotenes hatte er mit seinen Freunden dort bestimmt gemacht. Vermutlich einfach nur Wein getrunken und mit ein paar Dorfmädchen rumgeknutscht.
    Julien nickte, als sie diese Vermutung aussprach.
    „Diese schöne Tradition könnten wir doch gelegentlich fortsetzen“, meinte er mit listigem Grinsen. „Wie wäre es?“
    Hm, sie überlegte, so konnte sie ihn ja gut zur Höhle locken. Andererseits…
    „Und du bist nie dort gewesen?“, fragte sie, weil sie es seltsam fand, wo er doch hier

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