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Ein bretonisches Erbe

Ein bretonisches Erbe

Titel: Ein bretonisches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Menton
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dass sie sich in Todesgefahr befand. Und das Furchtbare war, dass es keinen Ausweg zu geben schien. Keine Rettung. Nicht mehr lange und sie würde im Angesicht des Geburtsdatums ihres Vaters ihr Leben beenden und in den erbarmungslosen Wassermassen, die in die Grotte stürzten, ertrinken.
    Der Fels, auf dem sie eben noch gesessen hatte, war bereits vom Wasser überspült. Mit zitternden Knien erklomm sie einen etwas höheren Felsbrocken. Auch der würde ihr nicht lange Schutz bieten, aber den höchsten Felsblock, den mit der Inschrift, konnte sie nur noch erreichen, wenn sie zu ihm hinüberschwamm. Aber dazu fehlte ihr der Mut. Das Wasser war dunkel und voller Strudel, die einem unterirdischen Sog folgten.
    Sie hatte Angst, fortgerissen und wohlmöglich in noch tiefer gelegene Regionen der Höhle gezogen zu werden.
    Ein Schrei löste sich von ihren bebenden Lippen. Jemand musste ihr doch zu Hilfe kommen, es ging doch nicht, dass sie hier wirklich sterben sollte. So ungerecht konnte das Schicksal doch nicht sein?!
    Sie schrie nun so laut sie konnte und in den schrillsten Tönen hysterischer Verzweiflung um Hilfe. Doch schon bald ertrug sie das schaurige Echo ihrer eigenen Stimme nicht mehr, welches von den Höhlenwänden zurückgeworfen wurde, und presste beim Schreien die Hände auf die schmerzenden Ohren. Schließlich gab sie auf.
    Niemand wird es hören, sagte ihr die Vernunft.
    Es kann nicht das Ende sein, entgegnete die Hoffnung.
    Es muss einen Ausweg geben, dachte sie verzweifelt.
    Dann fiel ihr das Handy ein. Mit klammen Fingern zerrte sie es aus ihrer Hosentasche. Hoffentlich bekam sie hier ein Netz, sonst war wirklich alles vorbei.
    Sie starrte auf das Display… Netzsuche zeigte es an.
    Jetzt bitte kein Funkloch, flehte sie, bitte, lass die Handysignale den Fels durchdringen, bitte, bitte… Aber im Grunde hatte sie keine Hoffnung.
    Das Handy entglitt fasst ihren zitternden Fingern, während sie nervös seine Netzsuche verfolgte… Das Bild eines durchgestrichenen Telefons auf dem Display nahm ihr allen Mut… Bestimmt waren die Wände der Höhle viel zu dick…
    Zeit und Raum begannen zu verschwimmen und wie der Sand in einem Stundenglas unablässig nach unten rieselt, so merkte sie, wie ihre Überlebenschance mit jeder Sekunde, die verrann, immer geringer wurde.
    Das Wasser stieg und stieg.
    Und dann war es plötzlich da! Das Netz, das ihr den einzigen und letzten Weg zur Außenwelt öffnete.
    Mit fliegender Hast rief sie die Nummer ihrer Mutter auf, während ihr das Wasser bereits bis an die Unterschenkel reichte.
    Hoffentlich hatte sie ihr Handy an, hoffentlich hatte sie es bei sich, hoffentlich, hoffentlich…
    Die fast sicher geglaubte Rettung wurde mit jedem unbeantworteten Klingeln erneut in Frage gestellt. Yuna mochte gar nicht daran denken, was sein würde, wenn sie ihre Mutter nicht erreichen konnte. Nein, nein, nur nicht so etwas denken, das machte ein negatives Karma, sie musste positiv denken… sie würde sie erreichen… wenn ihr Kind in Not war, war jede Mutter zu erreichen! Das ging einfach nicht, dass sie ausgerechnet in dieser Notsituation ihren Anruf nicht annahm!
    Sie nahm ihn an. Als Yuna ihre vertraute Stimme hörte, brach sie zusammen. Alle Stärke fiel in dem Moment von ihr ab, als sie die Verantwortung für sich an ihre Mutter delegieren konnte.
    „Mama“, schluchzte sie ins Handy, „ du…du musst mir helfen… ich bin in der Grotte am Strand…“
    Monika Lindberg schaltete nicht sofort.
    „Welcher Grotte?“
    „In der Höhle mit der Inschrift, dem Felsen mit Papas Geburtsdatum. Es ist Flut, Mama, sie ist voll Wasser, ich habe nicht an die Gezeiten gedacht und nun bin ich hier eingeschlossen… ich… ich… kann nicht mehr raus!“
    Sie begann haltlos zu weinen.
    „Mama, du musst mich hier rausholen… bitte, bitte, hol mich hier raus bevor ich ertrinke!“
    Monika Lindberg erfasste mit einem Schlag den Ernst der Lage und nach einer kurzen Betroffenheitspause sagte sie mit mühsam beherrschter Stimme:
    „Kannst du denn niemanden aus dem Ort erreichen? Wo ist Julien?“
    Yuna schwieg. In Monika Lindbergs Kopf begann es zu arbeiten. Irgendetwas stimmte nicht. „Was machst du allein in der Höhle? Habt ihr euch gestritten?“
    „Mama, bitte, es eilt! Du musst Hilfe holen!“
    Monika Lindberg fühlte, wie sie selber nun Panik ergriff, aber es gelang ihr sachlich zu bleiben.
    „Wo bist du jetzt, wie hoch ist das Wasser, wie lange kannst du es in der Höhle noch

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