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Ein bretonisches Erbe

Ein bretonisches Erbe

Titel: Ein bretonisches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Menton
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noch bis zur Oberfläche zu schaffen. Er atmete in heftigen Zügen, dann schob er ihr das Mundstück wieder zu, berührte sie an der Schulter und zeigte zu dem hellen Fleck am Ende des Ganges. Dabei streckte er den Daumen nach oben.
    Sie nickte und folgte ihm.
    Es war wirklich nur ein kurzes Stück und kaum hatten sie den Ausgang erreicht, waren sie auch schon an der Meeresoberfläche. Keuchend tauchten sie nebeneinander auf und schwammen gemeinsam durch die schäumenden Brecher an den Felsen vorbei ins offene Meer. Als die See endlich ruhiger wurde, und ihnen nicht mehr ständig Wellenberge über dem Kopf zusammenschlugen, spuckte Yuna das Mundstück aus und ruderte mit Armen und Beinen auf der Stelle.
    „Oh, Gott“, rief sie Julien zu. „Ich hätte nicht gedacht, dass das Schwimmen hier so gefährlich ist. Wie haltet ihr Surfer diese Brecher denn nur aus?“
    Er lachte und zog an dem Seil, welches sie immer noch verband.
    „Los, komm, am Strand steht schon ein Begrüßungskomitee!“
    Yuna schob die Taucherbrille hoch und blickte zum Strand rüber.
    Ach, herrje! Was war denn da los!
    Am liebsten wäre sie gleich wieder abgetaucht, als sie dort den Wagen der Seenotrettung und eine größere Menschenansammlung sah. Die Männer aus St. Brieuc ließen gerade ein Schlauchboot zu Wasser.
    „Julien“, flehte sie, „lass uns schnell wieder verschwinden! Das überlebe ich nicht!“
    Er grinste jedoch nur und schrie gegen die brausenden Wellen an:
    „Unsinn, du hast schon ganz andere Dinge überlebt!“
    Als das Boot sie erreicht hatte, zogen die freundlichen Männer sie mit vereinten Kräften hinein.
    Während der kurzen Rückfahrt legte Julien sofort spontan seinen Arm um sie und ihre Lippen fanden für einen dankbaren Kuss zueinander.
    Anscheinend hatte ihr Besuch der Dreifaltigkeitskapelle doch etwas gebracht.

    Dennoch waren die nächsten Tage für Yuna wie ein endloser Albtraum.
    In der kalten Höhle hatte sie sich eine schwere Erkältung und noch dazu im eisigen Wasser eine Nierenbeckenentzündung geholt. So lag sie mit hohem Fieber im Bett und Dr. Duval, der einzige Arzt des Ortes, musste kommen. Trotz der Medikamente, die er ihr verschrieb, wurde sie von wüsten Fieberträumen geplagt und ihr Körper von Schüttelfrösten gepeinigt.
    Geisterhafte Totentänze huschten durch die wirren Traumbilder und immer wieder durchlebte sie die verzweifelten Minuten in der Höhle aufs Neue.
    Oft sah sie sich wie durch einen Nebel hindurch auf dem Felsen mit der Inschrift liegen und neben ihr standen zwei fluoreszierende Gestalten. Wie zwei Schutzengel. Die eine glich ihrem Vater in jungen Jahren, die andere war eine Frau. Ihr Haar und ihr weißes Kleid waren nass und Algen hingen darin, so als sei sie geradewegs den dunklen Tiefen des Meeres entstiegen. Wie ein kleiner leuchtender Stern blinkte an ihrem Hals das Medaillon.
    Nach diesem Traumbild schlief Yuna stets beruhigt ein, während andere Träume so schaurig waren, dass sie aus ihnen schreiend hochschreckte.
    Da war immer wieder dieser Totentanz… angeführt von Ankou , dem Sensenmann aus dem Fresko… die am Strand aufgereihten Leichen der Ertrunkenen des Schiffsunglücks… tückische Feuer loderten auf den Klippen… verwandelten sich plötzlich in tanzende weißliche Irrlichter… und immer wieder tauchte aus dem bleigrauen Nebel das Felsbassin auf, in dem die weiße Frau blutige Wäsche wusch.
    Julien war wieder bei ihr in An Triskell eingezogen, umsorgte sie rührend und las ihr jeden Wunsch von den Augen ab.
    Hin und wieder versuchte sie zu lesen, aber sie konnte sich nicht konzentrieren und legte meist schon nach wenigen Seiten Zeitschriften und Magazine weg.
    Nur die Islandfischer beendete sie, als es ihr wieder etwas besser ging.
    Das hätte sie nicht tun sollen, denn das fehlende Happy End machte sie erneut depressiv und besonders Gauds Verzweiflung empfand sie so unmittelbar mit, dass sie einen Rückfall und einen erneuten heftigen Fieberschub erlitt.
    In ihrem Fiebertraum, sah sie die junge Frau einsam und sturmumtost am Witwenkreuz stehen und Tag für Tag, Woche um Woche, nach dem Schiff von Yann Ausschau halten, das doch niemals mehr kommen würde. Nebel zogen vom Meer herauf, hüllten sie ein und als sie sich wieder verzogen, war sie eine alte Frau geworden, die der Tod an die Hand nahm und die sich klaglos in seinen ewigen Reigen einreihte.
    „Es ist so ungerecht“, schluchzte Yuna enttäuscht. „So lange hat sie gewartet, dass er ihr endlich

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