Ein Bündel Geschichten für lüsterne Leser
Sie eigentlich?« sagte Gorwald. »Das kommt gar nicht in Frage.«
Der Monteur spannte den Hahn des Revolvers; es klang wie der Knall einer Peitsche.
»Gut!« sagte Gorwald. »Gut!«
Ungeschickt entledigte er sich des Jacketts und legte es auf die Pritsche. Dann stieg er aus seiner Hose und wollte sie instinktiv an den Hosenbeinen anfassen, um die Bügelfalte zu schonen, aber der Monteur riss sie ihm aus der Hand. Nur noch mit der Unterhose bekleidet, fing Gorwald zitternd an, Hemd und Krawatte abzulegen.
»Tempo!« sagte der Monteur. »Tempo, verdammt noch mal!«
Als Gorwald fertig war, wechselte der Monteur den Revolver von der rechten in die linke Hand und begann, seinen verdreckten Overall auszuziehen. Erst der nächste Befehl des Monteurs machte Gorwald klar, was diese Handlung zu bedeuten hatte.
»Anziehen!« sagte er und warf ihm den Overall zu.
»Wieso?« sagte Gorwald entsetzt, weil er den Grund kannte. »Wieso soll ich ihn anziehen?«
»Weil ich dich umlege, wenn du nicht parierst!«
Gorwald zog den Overall an.
Als die Verwandlung beendet war, holte der Monteur ihn mit einer Handbewegung aus der Zelle und schob ihn in den benachbarten Käfig. Dann schlug er die Tür zu, schloss sie ab und ließ Schlüssel sowie Revolver neben den niedergestürzten Sheriff auf den Boden fallen.
»Nein«, sagte Gorwald flehend, »nicht...«
Aber der Monteur war schon in Gorwalds Zelle und zog die Tür zu, ohne sie abzuschließen. Seine Zeitrechnung war großartig. Im nächsten Augenblick wurde die Tür des Gefängnisses durch einen Kolbenschlag aufgesprengt.
Sofort füllte sich der Raum mit erbosten Menschen, und bei ihrem Anblick fing Gorwald an zu schreien; schreiend versuchte er, den Leuten irgendetwas klarzumachen, was sie nicht verstehen konnten. Er schrie, als der Schlüssel wieder in das Schloss gesteckt wurde und sich ein Dutzend Hände nach ihm ausstreckten, sich an ihm festklammerten und ihn auf einer Welle der Wut und in einer ganz bestimmten Absicht zur Tür zerrten.
Er versuchte ihnen zu erklären, wer er wäre und dass sie einen großen Fehler begingen; und dann versagten ihm Sprache und Augenlicht, als er mit dem Kopf vor dem Gefängnis von Perryville auf die harte, kalte Erde schlug...
»Nicht sprechen«, sagte der Polizeibeamte.
Vorsichtig drückte er einen feuchten Lappen, den er in der Hand hielt, auf Gorwalds Mund, als wollte er seinem Befehl Nachdruck verleihen. Dann lächelte er, und es war der erste Anflug von Gutmütigkeit, den Gorwald seit ihrer Begegnung auf dem Highway an ihm entdeckte.
Die hintere Hälfte von Gorwalds Kopf fühlte sich an, als wäre sie doppelt so groß wie normal. Aber die Schmerzen waren erträglich. Er blickte an der khakifarbenen Schulter des Polizisten vorbei und merkte, dass er wieder in seiner Gefängniszelle war, dass die Tür jedoch offenstand. Seine Hand fühlte die rauhe Oberfläche der Gefängnisdecke, die unter ihm lag.
»Was ist passiert?« fragte er matt.
»Sie können sich bei Sandy bedanken, dass er Sie gerettet hat«, sagte der Polizist. »Er hat ein paar Schüsse über die Köpfe der Menge hinweg abgegeben, und dadurch kriegten sie vorübergehend Angst. Ich kam gerade in die Stadt zurück, und als sie den Streifenwagen sahen, wurden sie schnell wieder nüchtern.«
Gorwald versuchte sich aufzurichten. Der Polizeibeamte riet ihm, es sein zu lassen, aber schließlich saß Gorwald auf der Pritsche. Er blickte sich um und sah dann den Beamten an, der die Stirn furchte.
»Ja, unser Täubchen ist leider ausgeflogen. In dem ganzen Durcheinander ist er entwischt. Aber wir kriegen ihn schon wieder – darüber brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen.« Er stand auf und hakte einen Daumen hinter seinen Gürtel. »Ich glaube, wir haben Ihnen das Leben ein bisschen schwer gemacht, Mr. Gorwald. Denken Sie nicht mehr an den Strafzettel wegen Geschwindigkeitsüberschreitung, und ich werde nicht mehr an das – an das Darlehen denken, das Sie mir anboten.« Er grinste. »Aber wenn Sie die Stadt verlassen, rate ich Ihnen, sich von mir nicht wieder bei einem Privatrennen erwischen zu lassen.
»Bestimmt nicht«, sagte Gorwald eifrig. »Darauf können Sie Gift nehmen.«
Am nächsten Morgen fuhr Gorwald schon sehr früh weiter. Um den Kopf hatte er einen Verband, und der Anzug, der ihm von der Stadt geschenkt worden war, saß nur unter den Armen und über dem Leib ein wenig stramm.
Als er neben der Straße die junge Frau stehen sah, die versuchsweise die
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