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Ein Clochard mit schlechten Karten

Ein Clochard mit schlechten Karten

Titel: Ein Clochard mit schlechten Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Malet
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Frau ihn
zufriedenstellen könnte“, seufzte Marchand . „Über Dutaillis könnte ich mich totlachen. Spielt den erfahrenen
Ehemann, den weisen Stammeshäuptling. Warum eigentlich? Der ist doch nur zwei
Jahre älter als ich. Trotzdem... Petit-Louis hat recht. Demessy ist unzufrieden. Mit Weibern benahm er sich ganz komisch. Erklären kann ich’s
nicht. Man merkte, da war was faul. Verdammt anspruchsvoll, wenn Sie meine
Meinung hören wollen. Klar, bei seiner Graumaus ...
Trotzdem, einen Grund gibt es immer. Da hätte schon Martine Carol kommen müssen
oder Brigitte Bardot!“
    „Vielleicht ging er zu oft ins
Kino.“
    „Tja, weiß ich nicht. Aber
verdammt, Petit-Louis, erinnerst du dich? Den Scheiß, den er uns erzählt hat,
als wir mit Zizi rumgealbert haben? Zizi ist das Mädchen da drüben“, erklärte er. „Die uns
bedient hat. Hübscher Käfer, was?“
    „Nicht schlecht.“
    „Nicht schlecht?“
    Marchand wurde fast böse.
    „Scheiße! Also wirklich, sind
Sie auch so einer wie Demessy ?“
    „Weiß ich nicht. Was für’n Scheiß hat der denn erzählt?“
    „Wir haben rumgealbert, Witze
gemacht. Für das, was sie uns schuldet — haben wir gesagt — , braucht sie nicht bar zu bezahlen. Und er, geringschätzig wie nur was, knallt
uns vor den Kopf: Ich hab was Besseres, mach aber keinen Gebrauch davon.
Genauso.“
    „So was sagt man so dahin. Das
kennen Sie doch. Aus Spaß.“
    „Von wegen Spaß! Und Zizi hat das auch mitgekriegt. War richtig böse. Uns war
das ziemlich peinlich. Stimmt’s P’tit -Louis?“
    „Wir waren sprachlos.“
    Na ja, die waren wohl ziemlich
schnell sprachlos, hatte ich den Eindruck. Und außerdem hatte ich den Eindruck,
daß mich das Gequatsche wohl kaum weiterbrachte.
    „Seine Frau meinte er bestimmt
nicht damit“, sagte Marchand .
    „Wen sonst?“
    „Tja...“
    Die Metaller zuckten ahnungslos
die Achseln. Das Gefühl teilte ich. Ich wußte nur, daß ich im Moment meine
Jugend vertrödelte. Automatisch sah ich auf die Uhr über der Theke.
Unerbittliche Mechanik, wie der Dichter sagt. Marchand sah ebenfalls zur Uhr. Als er sah, wie spät es war, verzog er das Gesicht.
    „Na dann, M’sieur ,
wenn Sie mich nicht mehr brauchen...“
    „Ich glaube, das wär alles.“
    „Kommst du, P’tit -Louis?“
    „Hm?“ stieß Bouscat hervor, ganz in Gedanken versunken.
    „Kommst du?“
    „Ja... ja natürlich.“
    Auch er stand auf.
    „Wiedersehn, M’sieur .“
    „Wir konnten Ihnen nicht sehr
nützlich sein, was?“ stellte Marchand fest.
    „Ach, wissen Sie... Nicht jeder
Schuß kann ‘n Volltreffer sein. Und dann hab ich Sie auch ziemlich überrascht.“
    Zum allgemeinen Trost fügte ich
hinzu:
    „Vielleicht fällt Ihnen ja noch
das eine oder andere ein, morgen oder die nächsten Tage. Dann können Sie mich anrufen.
Ich steh im Telefonbuch. Burma heiße ich, Nestor Burma.“
    „O.k. Salut, M’sieur .“
    „ Salut .”
    Sie verdrückten sich.
    Ich stopfte mir wieder meine
Pfeife, zündete sie an und ging zur Theke. Die war jetzt nicht mehr so umlagert
wie vorher. Ich bezahlte bei der besagten Zizi die
Getränke. Dabei sah ich sie mir etwas genauer an als bisher. Sie sah wirklich
nicht schlecht aus, sogar sehr gut. Aber wie hatte Demessy noch gesagt? Es gab was Besseres. Und plötzlich kam mir eine Idee. Nicht ganz
so plötzlich, um ehrlich zu sein. Sie mußte nämlich schon ‘ne ganze Weile in
meinem Unterbewußtsein rumgeistern. Klappernd, auf
hohen Absätzen. Ja, es gab was Besseres, und möglicherweise hatte Demessy was Besseres...
    Ich verließ das Bistro.
    Draußen regnete es immer noch. Ich
zog den Hut tief in die Stirn, schlug den Mantelkragen hoch und ging zur Avenue
Felix-Faure. Dort hatte ich meinen Wagen geparkt.
    Hinter mir rief jemand:
    „He! M’sieur !“
    Ich drehte mich um. Der junge Bouscat war ganz außer Atem. Die Schirmmütze schützte ihn
in keinster Weise vor dem Regen. Die Tropfen liefen
ihm über das Gesicht, daß es nur so eine Freude war. Er kümmerte sich nicht
darum.
    „Hab Marchand ...
abgeschüttelt“, keuchte er. „Bin so schnell wie möglich wieder zurückgerannt,
um... Na ja, hier! Ich muß Ihnen was zeigen. Gehen wir in ein Bistro?“
    „Wir können uns auch in meinen
Wagen setzen“, schlug ich vor. „Er hat Licht.“
    „Ich wußte nicht, daß Sie ein
Auto haben“, sagte er, als wollte er sich entschuldigen.
    „Und ich wußte nicht, daß Sie
mir etwas zeigen wollten“, lachte ich. „Haben Sie’s gerade

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