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Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)

Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)

Titel: Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Addison
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doch?
    Jemand klopft an ein Glas und gibt damit das Signal, leise zu sein. Alle Augen richten sich auf einen Mann am anderen Ende des Saals. »Ich möchte gern die Gelegenheit ergreifen und Sie alle heute Abend ganz herzlich zu dieser Vernissage im Victoria and Albert Museum begrüßen. Wir feiern heute die Eröffnung einer fantastischen und wirklich außergewöhnlichen Ausstellung, die uns alle neue Denkanstöße bescheren wird. Keine Sorge, dies wird keine ellenlange Dankesrede im Stil der Oscars! « Die Zuhörer kichern. »Aber ich würde gern all jenen danken, die für die Zusammenstellung dieser Arbeiten verantwortlich sind, insbesondere Dr. Peter Lawrence sowie Hannelore Lawrence, die uns ein paar Jurten aus ihrer inspirierenden Sammlung für die Ausstellung ausgeliehen haben. Leider ist es Peter heute Abend nicht möglich, bei uns zu sein, da er sich im entfernten Kirgisistan aufhält. Und damit erkläre ich die Ausstellung ›Stoffe der Gesellschaft‹ für eröffnet!«
    Ich schaue zu Hannelore hinüber, die einen sehr stolzen Eindruck macht.
    »Ich möchte Ihnen noch ans Herz legen, nicht nur die Ausstellung in den Galerien zu besuchen, sondern auch in den Park hinauszugehen und sich dort die Zelte aus Europa, Russland und dem Nahen Osten anzuschauen.«
    »Lassen Sie uns mit den Galerien anfangen, so können wir uns das Beste für den Schluss aufheben«, schlägt Hannelore vor. Unsere kleine Vierergruppe wandert zwischen den Glasvitrinen umher. Chris bleibt vor einem Ausstellungsstück mit dem Titel ›Dein letztes Hemd‹ stehen.
    »Meint ihr, das Hemd würde mir stehen?« Chris bückt sich und ist nun auf gleicher Höhe mit dem umgearbeiteten Patchworkhemd. Er sieht immer noch so gut aus wie zu seinen Modelzeiten, und seine strahlend blauen Augen passen hervorragend zu den blauen Nadelstreifen und den blauen Karos des Hemds.
    »Sie könnten ein solches Hemd in Auftrag geben«, wirft Juneko ein. »Aber ich glaube nicht, dass Ihnen dieses Hemd passen würde.«
    »Oder du könntest selbst eines nähen«, schlage ich ihm vor. »Sieh mal, aus den Informationen hier geht hervor, dass das Hemd aus zehn alten Fundstücken aus Secondhandläden entstanden ist.«
    »Ich wünschte nur, Peter könnte das hier sehen«, seufzt Hannelore sehnsüchtig.
    »Würde ihm eines der Hemden gefallen?«, fragt Chris ein wenig taktlos.
    »Ich bin sicher, dass er sich die Ausstellung bald anschauen kann«, erkläre ich und streiche Hannelore über den Arm.
    »Ich glaube, ihm sind seine Reisen lieber als all das hier. Aber kommen Sie doch, und sehen Sie sich den Teil der Ausstellung an, für den ich verantwortlich bin.«
    Zusammen schlendern wir in einen Raum hinüber, der einer Ecke eines Wohnzimmers ähnelt.
    »Ich wusste gar nicht, dass Sie auch Installationen machen!«, stellt Chris verwundert fest.
    »Das ist keine Installation. Das ist alles echt«, erwidert Hannelore.
    »So viel Braun!«, rufe ich. »Schrecklich! Die Farbe macht mich immer ganz depressiv«, fahre ich fort, während ich die Vorhänge und das Sofa mustere.
    »Da haben Sie vollkommen Recht, Laura. Laut Max Lüscher, einem Farbpsychologen, ist Braun die Farbe der Resignation. Aber so sahen alle ostdeutschen Wohnungen aus, und das nicht nur für eine Saison, sondern jahrelang. Die meisten Leute haben sich damit abgefunden. Für viele war dies aber auch der Grund, warum sie in den Westen mit seinen leuchtend bunten Farben geflohen sind.«
    Ich bin völlig fasziniert von kleinen Pappschachteln, in denen sich Schnittmuster befinden. Den Ehrenplatz nimmt jedoch eine Nähmaschine ein. Sofort werden bei mir wieder Erinnerungen an den Hauswirtschaftsunterricht wach – ein Fach, mit dessen Hilfe selbst die schlechtesten Schüler noch so gerade den Schulabschluss schafften. Die Wahrheit sieht jedoch so aus, dass sich Mädchen wie ich noch an endlose Fakten erinnern können, die für die Abschlussprüfungen gepaukt werden mussten, wir jedoch andererseits zu unerzogen und ungebildet waren, um zu wissen, wie man eine Nähmaschine bedient.
    »Wie kam es dazu?«, frage ich Hannelore. »Wie kam es, dass Sie die Ausstellung zusammengestellt haben?« Ich würde ja liebend gern einmal eine Ausstellung organisieren, die sich mit Stoffen und Möbeln beschäftigt.
    »Ich bin Expertin für osteuropäische Textilien, insbesondere Stickereien«, erwidert sie scharf.
    »Das soll dir eine Lektion sein«, flüstert Chris. Er steht sehr dicht neben mir, und ich hoffe inständig, dass ich

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