Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)
Sendemasts«, ruft Phyllis. »Wenn Sie bis zur Straßenmitte gehen, könnte es aber mit dem Empfang klappen.«
Ich stehe mitten auf der Straße und schenke den vorbeifahrenden Autos nur wenig Aufmerksamkeit.
»Er ist immer noch zu haben? Prima«, sage ich. Irgendwie kommt mir die brüchige Stimme am anderen Ende der Leitung bekannt vor. Ich bin mindestens genauso aufgeregt wie dann, wenn ich bei eBay bei einem Vintagekleid mitbiete, das ich unbedingt haben will – oder wenn ich plötzlich bei einem Friseur reinspringe mit der Begründung, dass mein Haar hier und jetzt geschnitten werden muss, ohne zu wissen, ob der Friseur auch gut schneidet.
»Sie brauchen noch meine Adresse«, erklärt die Stimme.
»Natürlich«, stammele ich.
Ich fange an, die Adresse zu notieren, merke dann aber, dass dies gar nicht nötig ist.
»Ich kann es nicht fassen«, wende ich mich an die Mädchen. »Mummy hat euch einen Hund besorgt, und wir müssen dazu nicht einmal weit fahren.«
»Wo ist denn der Hund?«, fragt Lilly ungeduldig, als wir The Green wieder hinunterlaufen.
Ich nehme die Mädchen an die Hand, gehe über die Straße und klingele.
»Was habe ich Ihnen gesagt?«, fragt Heather, als sie die Haustür mit einem winzig kleinen weißen Pudel auf dem Arm öffnet. »Jeder Bewohner von Reedby hat einen Hund. Gute Sache übrigens, dadurch habe ich immer was zu tun.«
Sofort stürzen sich die Mädchen auf den Pudel und streicheln ihn.
»Sie gehörte einem Freund von mir, der bei Pfote & Kralle Kunde ist.«
»Pfote & Kralle?«
»Das ist der Hundesalon, den ich unter anderem führe. Dabei weiß ich nie so genau, ob die Hunde oder die Herrchen meine Kunden sind. Eine wirklich traurige Geschichte«, hebt Heather an. Die Mädchen lassen sich auf Heathers großem, weichem, rosafarbenem Samtsofa nieder. »Snowball war ein Weihnachtsgeschenk. Dann haben beide Besitzer ihre Jobs verloren und konnten sich das Futter für die arme kleine Snowball nicht mehr leisten.«
Ich sehe zu den Mädchen hinüber. Beide haben Tränen in den Augen, und ich hoffe, dass der Hund kein schlechtes Omen ist, was Adis derzeit heikle Jobsituation angeht.
»Nun, dann wollen wir uns mal von Snowball verabschieden«, erklärt Heather plötzlich und steht auf.
»Hunde sind Freunde fürs Leben«, stellt Lilly kaum eine Stunde nach dem »Clubhäschen«-Zwischenfall fest, als wir mit einem kleinen Pudel nachhause marschieren. Bei diesem »Hunde sind Freunde fürs Leben«-Slogan ist mir nicht ganz wohl. Warum habe ich mich bloß zu einer neuen Verpflichtung dieser Größenordnung hinreißen lassen?
»Wir müssen noch einmal über den Namen reden. Der Pudel braucht einen neuen Namen, mit dem ich zufrieden bin, weil ich schließlich diejenige sein werde, die sich hauptsächlich um ihn kümmert, bis ihr groß genug dazu seid«, erkläre ich. Plötzlich spüre ich einen großen Kloß in meinem Hals und habe Sorgen, was die Zukunft bringen mag.
»Den alten finde ich eh doof«, stellt Lilly klar. »Snowball ist ein Katzenname.«
Gott, ich bin erleichtert! »Wie fändet ihr Chanel oder Ascher?«
»Hä? Wer ist denn Schaneloderäscha?«
»Das sind Designer. Ich fände es nett, wenn wir die Pudeldame nach einem berühmten Designer benennen. Ihr wisst schon, so, wie andere Leute ihre Hunde nach Fußballern benennen wie Ronaldo oder Beckham.«
»Sie braucht einen Namen, der sich entweder auf Pudel reimt oder gut dazu passt.«
»Wie wäre es denn mit Prada!«
»Prada die Pudeldame, das ist echt cool, Mum! Aber ist sie nicht schon zu alt, um sich an einen neuen Namen zu gewöhnen?«, fragt Lilly und ist wieder ganz das vernünftige Mädchen.
»Ein neues Zuhause, ein neuer Name – das wird ihr bestimmt gefallen.«
»Mummy, ich habe nicht verstanden, warum die Besitzer sie abgegeben haben?«
»Sie konnten es sich finanziell nicht mehr leisten, ihr Futter zu kaufen«, erkläre ich ihr und frage mich, ob wir tatsächlich im einundzwanzigsten Jahrhundert leben. »Heather hat erzählt, dass seit dem Beginn der Wirtschaftskrise jeden Tag dreißig Hunde abgegeben oder ausgesetzt werden.«
»Was ist eine Wirtschaftskrise?«
»Man nennt das so, wenn die Leute kein Geld mehr haben. Sollen wir mit ihr zum ersten Mal Gassi gehen?«, frage ich, als wir in unsere Einfahrt abbiegen.
»Mummy, es ist fast schon dunkel!«, beschwert sich Lilly.
Prada läuft immer wieder ein Stückchen, bevor sie dann verunsichert wieder stehen bleibt und schließlich längere Zeit vor den
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