Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)
Hauseinweihung übrig. Ich öffne und schließe nacheinander die Küchenschränke, doch es wird also wieder einmal Nudeln geben müssen. Lotte, unsere ehemalige Nachbarin und Vorsitzende des Elternbeirates in Ealing, hat einmal behauptet, Nudeln seien die Kartoffeln mit Spiegelei der Mittelschicht. In letzter Zeit denke ich immer öfter, dass sie damit durchaus Recht haben könnte.
Im Haus ist alles still. Noch beunruhigender ist die Tatsache, dass ich auch von den Mädchen nichts mehr höre. Denn keine Geräusche sind oftmals ein schlechtes Zeichen. Meine Alarmglocken schrillen los – ich nenne es meine »mütterliche Intuition«. Schnell eile ich in mein Arbeitszimmer, wo zwei Augenpaare auf den Monitor fixiert sind, auf dem nur äußerst spärlich bekleidete Mädchen zu sehen sind. Ich schiebe mich zwischen die zwei und den Bildschirm (meine Schüler hassen es, wenn ich das tue) und schalte den Monitor aus. »Woher wisst ihr bloß, wie das alles funktioniert?«, frage ich und komme mir sehr altmodisch vor. Warum hat Adi (der Computerexperte in der Familie) nicht an seine eigenen Kinder gedacht und irgendeine Sperre für gewisse Seiten eingerichtet? Das ist ja fast wie ein Bauarbeiter, dessen eigenes Haus zusammenbricht!
»Aus der Schule. Wir benutzen da das Internet. Du hast selbst die Erlaubnis unterschrieben.« Ich kann mich an keinen Brief erinnern, da wir tagtäglich Briefe über dies und das erhalten.
»Habe ich das? Jedenfalls sind Computer eine große Zeitverschwendung. Meine Kunstschüler verbringen Stunden damit, im Internet zu surfen, wenn sie genauso gut auch ein Buch aufschlagen und genau das finden könnten, was sie suchen. Und die Qualität der Bilder ist oftmals auch besser.«
»Na ja, ich bin keine Schülerin von dir«, erwidert Lilly mindestens genauso patzig wie meine Teenager im College. »Aber Mum, du hast doch gesagt, dass wir uns ein virtuelles Haustier zulegen sollten. Ich habe nur getan, was du uns gesagt hast. Ich habe ›Häschen‹ und ›süß‹ bei Google eingegeben. Da wurden dann viele Seiten angezeigt. Und in einem Buch finde ich keine virtuellen Haustiere«, mault sie. Laura, du bist ganz allein dafür verantwortlich, denke ich. Tu was. Diszipliniere deine Tochter. »Daisy und ich wollen Clubhäschen werden!«
»Vielleicht wäre ein echtes Haustier doch ungefährlicher, Liebes«, entgegne ich. »Ich habe eine Idee. Wir gehen jetzt zu Phyllis.«
Zusammen marschieren wir die Straße hinauf zum Dorfladen. Der ist nicht nur ein wahres Einkaufsparadies mit allem möglichen Krimskrams, hier gibt es zudem noch ein Schwarzes Brett, bei dem man so gut wie alles kaufen und verkaufen kann. Sehnsüchtig wandert mein Blick über die Pinnwand. Dabei vergesse ich völlig, dass ich nach einem Hund suche, und überfliege stattdessen die Jobangebote. Verschiedene Leute suchen Putzfrauen. Kurz ziehe ich es ernsthaft in Betracht, ein paar Putzstellen anzunehmen. Überschlägig rechne ich aus, wie viel ich mit Putzengehen verdienen könnte, während die Kinder in der Schule und der Spielgruppe sind. Aber ich kenne Adi, der sich selbst zwar nie bewusst als Snob bezeichnen würde, es aber dennoch überhaupt nicht toll fände, eine Ehefrau zu haben, die bei anderen Leuten putzen geht. Allerdings würde er es sicherlich sehr begrüßen, wenn ich das Cottage mal öfter putzen würde.
»Mummy, sieh mal, hier gibt es Kaninchen, Meerschweinchen und sogar Stabheuschrecken und Schlangen zu kaufen!«, ruft Lilly. Ich ignoriere alle Vorschläge, die ich als eine recht seltsame Haustierwahl erachte.
»Wie klingt denn das hier, Lilly? Pudel an geeignete Besitzer zu verschenken.«
»Ich dachte, du magst keine Hunde?«, fragt Lilly.
»Na ja, ein Pudel ist ein sehr sauberes Tier und hat kein langes Fell, das haart. Außerdem sind Pudel klein, ein wenig so wie ein Accessoire. Weißt du, als Daddy und ich in Paris waren, da haben ganz viele Damen ihre kleinen Miniaturhunde zum Shoppen und ins Café mitgenommen. Vielleicht könnte ich sogar ein Pudelmuster entwerfen«, überlege ich begeistert.
»Ich werde ihn jedenfalls füttern«, erklärt Lilly. »Denn darüber hast du dir noch keine Gedanken gemacht, nicht wahr, Mummy?«
»Ich werde dort mal anrufen.« Ich kann unser Glück kaum fassen. Im Bruchteil einer Sekunde treffe ich eine Entscheidung. Ich schalte mein Handy ein, ohne große Hoffnung zu hegen, auch tatsächlich einen Empfang zu haben.
»Leider befinden wir uns hier nicht in der Nähe eines
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