Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)
jedem Brand wenden wir uns an die Nachbarschaft. Denn wenn so etwas geschieht, dann ist es wahrscheinlich, dass es in der Nachbarschaft noch einmal passiert.«
Ich nicke höflich.
»Ich glaube nicht, dass hier irgendwer im Dorf Wachs heiß macht. Meine Frau ist da eine absolute Ausnahme«, erklärt Adi und kneift mir in die Schulter.
Adi geht zu Kurt hinüber, ich folge ihm. »Wenn Kurt nicht gewesen wäre und die Feuerwehr gerufen hätte, wäre womöglich das ganze Haus abgebrannt«, stellt Adi fest und schaut Kurt an, der konstant einen blauen Overall zu tragen scheint.
»Es könnte auch ein Fall von Brandstiftung sein, wissen Sie«, erklärt Kurt mit wissendem Blick.
»Aber warum sollte irgendwer unser Haus abfackeln wollen? Wir haben hier keine Feinde«, antworte ich ungläubig. Na ja, von meinem Boss einmal abgesehen, aber selbst Curtis hat seine Grenzen.
»Diebstahl. Vielleicht sollte mit dem Feuer ein Diebstahl vertuscht werden«, fährt Kurt fort. »Immerhin hatte man es glücklicherweise nicht auf Ihr neues Fahrrad abgesehen.«
Ich sehe zu Adi hinüber. Wirst du Kurt den Grund für das Feuer auf die Nase binden?
»Es war der Herd«, erwidert Adi und belässt es bei dieser Erklärung. »Alle Sachschäden können über die Versicherung ersetzt werden«, fährt Adi lässig fort. »Wenigstens ist keinem von uns etwas passiert.«
Das, was mich wirklich auf die Palme treibt, was ich aber niemandem sagen kann, ist die Tatsache, dass ich von der Versicherung meine Kleiderkollektion im Vintagestil sicherlich nicht ersetzt bekommen werde. Die Kleidungsstücke sind unersetzbar. Dabei habe ich nicht einmal das Recht, mich über das Feuer zu beschweren, weil ich ganz allein schuld daran bin.
»Sie müssen wohl in der Schrebergartensiedlung campen«, stellt Kurt fest. »Dort befindet sich ein hübsches kleines Sommerhäuschen. Obwohl es in dieser Jahreszeit dort möglicherweise ein wenig frisch werden könnte. Obwohl, bei Ihrem Beruf könnten Sie bestimmt Ihr eigenes Sommerhäuschen entwerfen«, schlägt Kurt vor.
»Haben Sie Freunde oder Familie, bei denen Sie heute Nacht bleiben können?«, fragt der Feuerwehrmann, der mir den Mantel zerrissen hat.
Wie ein Schlag trifft mich die Erkenntnis, dass wir im Umkreis von fünfzig, realistischerweise sogar eher hundert Meilen weder Familie noch Bekannte haben – einmal abgesehen von Adis Eltern, die eine gute Dreiviertelstunde Fahrt von der Küste entfernt wohnen. Bitte, bitte, lass uns nicht zu ihnen fahren! Wenn wir zu Adis Eltern fahren, werden wir in der Tat an einer Rauchvergiftung sterben, dieses Mal allerdings ausgelöst durch den Zigarettenverbrauch von Adis Mutter. Wenn wir doch nur in Ealing wären, dann hätten wir bloß nach nebenan zu meiner Freundin Lotte zu gehen brauchen oder um die Ecke zu Matt und Emma. Aber hier? Hier fühle ich mich völlig hilflos.
»Siehst du, wir hätten doch ein Zelt von David kaufen sollen«, erklärt Adi und zwinkert mir zu. Mir ist alles andere als zum Scherzen zumute, aber Adi versucht nur, irgendetwas zu sagen, damit es uns besser geht.
»Mummy, wir könnten doch zu Kates Haus gehen«, ruft mir Lilly zu. »Ihre Mum hat gesagt, dass ich demnächst bei ihr übernachten darf.«
»Ich wette, sie hat da aber nicht mit uns allen plus einem Hund gerechnet … und das so bald …«, entgegnet Adi.
Kapitel 10
Kettenstich – Der Kettenstich ist ein recht einfacher Stich. Den Faden durch den Stoff zur Oberfläche bringen, danach die Nadel durch das Einstichloch wieder zurückführen. Eine Stichlänge entfernt die Nadel wieder durch den Stoff nach oben führen, dabei den Faden unter der Nadelspitze zu einer Schlinge legen. Erst dann die Nadel und den Faden vollkommen durch den Stoff ziehen.
Nach der Nacht bei Liz, kehre ich mit Prada zu unserem Haus zurück, um den entstandenen Schaden zu begutachten. Aber auf der Fußmatte bleibe ich erst einmal stehen, weil ich es nicht übers Herz bringe, die Tür zu öffnen. Mir wird einmal mehr klar, dass wir hier außer Heather, Kurt und den Randalls niemanden kennen. Und diese waren schon so nett zu uns, dass ich es nicht wage, sie um einen weiteren Gefallen zu bitten.
Für mich ist es immer noch vollkommen unbegreiflich, dass Adi zur Arbeit gefahren ist. »Ich kann mir wegen so etwas nicht frei nehmen«, hat er gesagt. »Zumindest nicht jetzt, wo wir mit dieser Viertagewoche beginnen.« Was genauer betrachtet beinahe vor Ironie trieft, da Adi derjenige war, der unbedingt ein
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