Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Cowboy für Bille und Zottel

Ein Cowboy für Bille und Zottel

Titel: Ein Cowboy für Bille und Zottel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
Vom Netzwerk:
bißchen. Aber nicht nur. Es ist nichts los hier.“
    „Und — sehnst du dich danach, wieder zurück zu gehen?“
    „Im Gegenteil. Ich will es ändern. Die Bude auf den Kopf stellen. Laß mich nur eine Weile hier sein, dann...“
    „Das mit dem Haus kann ich verstehen, da hast du recht. Es ist richtig schade um den schönen alten Kasten.“
    „Warte nur. Da fällt uns schon etwas ein.“
    Um Punkt vier Uhr waren sie in der Reithalle. Bille wartete gespannt auf die Reitkünste Toms. Er hockte auf Lohengrins Rücken wie ein Jockey, die Steigbügel extrem kurz, die Zügel lässig in der rechten Hand, mit der er sich zugleich auf den Sattel aufstützte. Wie Bille erwartet hatte, winkte Herr Tiedjen seinen Sohn erst einmal in die Mitte der Bahn, um die Steigbügel zu korrigieren und ihm etwas über die Haltung zu sagen.
    „Mein Herr Sohn kennt nämlich bis jetzt nur eine Gangart“, bemerkte er lächelnd zu Bille. „Eine Art Freistil-Renngalopp. Anders hat er sich auf dem Pferderücken noch nie vorwärts bewegt.“
    Tom mußte eine ganze Weile im Schritt auf dem Hufschlag reiten und sich endlose Korrekturen seiner Haltung gefallen lassen. Er ertrug es seufzend. Bille bewegte sich inzwischen im Trab durch den Raum, ritt Volten, Schlangenlinien und Zirkel. Tom warf ihr neidische Blicke zu. Schließlich durfte auch er antraben, preschte los und wurde sofort wieder gebremst durch eine Fülle von Korrekturen. Verbiestert schaute er zwischen Lohengrins lebhaft aufgerichteten Ohren hindurch auf Bille, die vor ihm ritt.
    „Jetzt ist dir alles wieder viel zu deutsch, stimmt’s?“ rief sie lachend. „Hier wird hart gearbeitet.“
    „Ich dachte, du willst Reiter werden?“ Herr Tiedjen lachte ebenfalls. „Ohne Arbeit geht das leider nicht. Einfach so drauflosrasen, das ist keine Kunst. Und als Jockey bist du leider nicht zu gebrauchen bei deiner Größe und deinem Gewicht. Jetzt halt mal an und zeig mir eine perfekte Wendung auf der Vorhand. Und Bille ebenfalls.“
    So ging es noch eine ganze Weile weiter, und Tom atmete erleichtert auf, als draußen auf dem Hof die Stimmen der Peershofer zu hören waren, die zum Unterricht kamen.
    Während Simon und Daniel in der Halle arbeiteten, bereiteten Bille, Bettina, Tom und Florian ihren „Pferdeadvent“ vor.
    „Am liebsten wär’s mir, wir könnten uns zu Zottel in die Box setzen, aber das ist zu gefährlich, wegen des Strohs. Am Ende steht der ganze Stall in Flammen“, meinte Bille.
    „Wegen der Kerzen mache ich mir da weniger Sorgen, als wegen Zottel“, bemerkte Bettina lachend. „Du glaubst doch nicht im Ernst, daß er uns auch nur ein einziges Plätzchen übrigläßt! Wenn du mich fragst — wir können gar nicht weit genug weg sein von seiner Box. Die Sattelkammer ist genau der richtige Platz.“
    Mit viel Geschick hatte Bettina aus ein paar Tannenzweigen einen improvisierten Kranz zusammengeflochten, auf dem vier dicke rote Kerzen steckten. Die Namensschilder an den Türen der Pferdeboxen wurden mit kleinen Tannenzweigen und roten Schleifchen besteckt, Kisten und Eimer als Sitzgelegenheiten zusammengetragen. In einem Korb — unter einem rotweißkarierten Tuch verborgen — warteten Lebkuchengebäck, Äpfel und Nüsse und eine Thermosflasche mit Tee.
    Nachdem auch Florian und Bettina ihren Unterricht absolviert hatten, konnte es losgehen. Natürlich waren auch Herr Tiedjen, Hubert und der alte Petersen geladen — man war im Pferdestall von Groß-Willmsdorf schließlich eine große Familie.
    Bille zündete die Kerzen an, und Bettina verteilte den Tee. Der Korb mit dem köstlich duftenden Gebäck machte die Runde. Die Tür zum Stall stand weit auf, neugierig schauten die vierbeinigen Freunde herüber.
    „Jetzt weiß ich, was das bedeutet: gemütlich“, sagte Tom.
    Nachdem der erste Hunger gestillt war, begannen sie zu erzählen. Der alte Petersen hatte schon öfter im Pferdestall Weihnachten gefeiert — damals, als junger Soldat. Auch Herr Tiedjen erinnerte sich an einen solchen Abend. Pferdegeschichten machten die Runde. Dann zog Hubert seine Mundharmonika aus der Hosentasche und begann leise, ein Weihnachtslied zu intonieren. Bettina summte mit, Bille fiel ein, schließlich summten oder sangen sie alle.
    „Warum haben wir keinen Christbaum, Daddy?“ fragte Tom in die Stille einer Pause hinein.
     

     
    „Du wolltest doch keinen?“
    „Ich wußte nicht — ich dachte, na ja“, Tom brach ab.
    „Kinder, ich hab eine Idee! Wie wär’s, wenn wir morgen

Weitere Kostenlose Bücher