Ein Dackel in der Schultüte
stolziert zu seinem Platz zurück. Dort bleibt er stehen, dreht sich dann einmal im Kreis, legt sich nieder und hechelt: »Reg dich ab, Otto. Kein Mensch glaubt der Kleinen. Aber eines musst du wissen: Wenn die Kreide mit der Tafel zusammenkommt, quietscht das!«
»Wir wollen mit euren schönen Bildern unser Klassenzimmer schmücken«, sagt jetzt Frau Wurster. »Nur: Wie wissen wir, wer welches Bild gemalt hat?«
»Ich kenne mein Bild!«, sagt Max.
»Ich auch! Ich auch!«, rufen viele andere Kinder.
»Meines ist das, wo ich im Tor stehe«, erklärt Anton, der Fußballspieler.
Frau Wurster nickt. »Für euch ist das einfach. Aber Kinder aus den anderen Klassen wissen das nicht.«
Stimmt, denke ich. Andere Kinder können das nicht wissen.
Maxi streckt den Finger. »Wir schreiben einfach unseren Namen auf unser Bild«, schlägt sie vor.
Oho! Meine beste Freundin ist ein kluges Mädchen, denke ich und hätte fast gejault. Zum Glück halte ich mir gerade noch die Schnauze zu.
»Können alle ihren Namen schreiben?«, erkundigt sich Frau Wurster.
»Ich kann das«, erklärt Maxi sofort.
»Ich auch«, meint Max. »Das ist doch pipifaxleicht. Stimmt’s, Clara? Du kannst doch auch deinen Namen schreiben.«
»Na ja.« Clara runzelt die Stirn. »Es geht so.«
»Also ich weiß nicht«, meldet sich Sophie. »Mein Opa hat gesagt: ›Sophie, in der Schule lernst du das Schreiben und das Lesen‹. Okay, Frau Wurster. Jetzt bin ich in der Schule, aber Sie haben mir das Lesen und Schreiben noch nicht gezeigt. Wann geht das denn los?«
»Eben«, ruft Jonas. »Heute ist unser allererster Schultag. Warum soll ich das Lesen und Schreiben schon können?«
»Du hast recht«, sagt Frau Wurster. »Ich weiß aber, dass einige ihren Namen schon schreiben können.«
Max springt auf. »Ich kann meinen Namen schreiben«, erklärt er wieder.
»Gut«, lobt ihn Frau Wurster. »Dann komm mal zu mir und schreib deinen Namen mit Kreide an die Tafel.«
Ich hechle leise. Volle Futterschüssel, bin ich aufgeregt! Hoffentlich blamiert sich mein bester Freund nicht!
Max geht vor, nimmt die Kreide in die Hand und schreibt drei Buchstaben. Die kenne ich nicht, aber er hat wohl alles richtig gemacht. Weil: Frau Wurster lobt ihn: »M-A-X. Sehr schön, Max.«
Max winkt seiner Schwester. Maxi rennt zur Tafel. Max reicht ihr die Kreide und Maxi schreibt M-A-X. Dann setzt sie noch einen Buchstaben dahinter. M-A-X-I.
»Das war leicht«, meint Anton. »Mein Name ist viel schwerer zu schreiben.«
»Willst du es mal versuchen?«, fragt Frau Wurster.
»Klar«, antwortet Anton cool. Er schreibt. Bei jedem Buchstaben quietscht die Kreide so fürchterlich auf der Tafel, dass Leo aufspringt und heult.
So ist das eben bei uns Hunden. Wir haben viel feinere Ohren als die Menschen. Deshalb kann ich auch nichts dafür, dass ich einfach mitjaulen muss.
»Was war das?«, fragt Ernestine. »Frau Wurster, da haben zwei Hunde gejault. Ich hab’s genau gehört, wirklich!«
»Du spinnst«, sagt Bruno verächtlich. »Frau Wurster, Ernestine hat einen Geisterhund gehört.«
Volle Futterschüssel! Ich bin ein Schussel, ich muss besser auf mich aufpassen, denke ich und halte mir mal wieder mit den Pfoten die Schnauze zu.
»Ich spinne nicht!«, ruft Ernestine. »Ich habe wirklich zwei Hunde gehört! Einer hat ganz tief gejault. Der andere nicht so tief. So war das!«
»Hat noch jemand zwei Hundestimmen gehört?«, fragte Frau Wurster.
Mir rutscht das Herz fast bis zu den Hinterbeinen. Was passiert, wenn ich entdeckt werde?
Aber da kommt mir Leo, mein großer Freund, wieder mal zur Hilfe. Er klopft mit dem Schwanz auf den Boden. Steht auf. Hält den Kopf hoch. Öffnet die Schnauze. Und jault. Mal hoch. Mal tief. Mal laut. Mal leise. Er jault so furchtbar lange, bis sich die Kinder die Ohren zuhalten.
»Es reicht!«, ruft Frau Wurster.
Da hält Leo die Schnauze. Lächelt und kneift ein Auge zu. Macht »Wuuuuf«, was in Hundesprache heißt: »Na, wie war ich?«
Leo ist einsame Spitze. Kein Hund kann sich einen besseren Freund wünschen, denke ich und bin stolz auf Leo.
Aber da streckt Anna, das Mädchen mit Pinsel, dem Pudel, den Finger und sagt: »Frau Wurster, es ist doch komisch. Ernestine hört zwei Hunde bellen, Clara sieht ein Hundebaby, und ich hab vorhin gesehen, wie sich der Papierkorb bewegt. Hat ein Papierkorb Rädchen? Oder Beine?«
Mein lieber Knochen aber auch! Das wird ja immer gefährlicher für mich!
Da steht Emil auf. Emil, der Junge,
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