Ein Dämon auf Abwegen
entgegnen konnte, war er auch schon zu ein paar Leuten in der hintersten Reihe der Menge hinübergeschritten und verwickelte sie in ein angeregtes Gespräch. Mir blieb nichts anderes übrig als abzuwarten ... und mir Sorgen zu machen.
»Gute Nachricht, Junge«, verkündete Aahz, als er schließlich zurückkehrte.
»Sag's schon«, drängte ich. »Im Augenblick kann ich gute Nachrichten gebrauchen.«
»Sie bieten drei zu eins gegen Ta-hoe.«
Es dauerte einen Moment, bis ich begriff, was das zu bedeuten hatte. »Das ist alles?« fragte ich stirnrunzelnd. »Das ist deine gute Nachricht? Das klingt mir eher danach, als hätten wir die militärische Stärke der Veyganer ganz böse unterschätzt.«
»Beruhige dich, Kind«, tröstete Aahz. »Das sind die gleichen Chancen, die in Ta-hoe auch geboten werden. Die heimischen Buchmacher müssen die Chancen immer zugunsten der eigenen Mannschaft festsetzen, sonst wettet niemand dagegen.«
Verwundert schüttelte ich den Kopf. »Na schön, dann stehen die Chancen also gleich«, meinte ich achselzuckend. »Aber ich begreife immer noch nicht, wieso das eine gute Nachricht sein soll.«
»Das begreifst du nicht?« fragte mein Ausbilder. »Es bedeutet, daß die Buchmacher beider Städte unabhängig von einander arbeiten, also ohne Absprache. Wenn wir unser Blatt geschickt ausspielen, können wir einen Haufen Geld mit diesem Durcheinander verdienen.«
Obwohl es mich ärgerte, daß Aahz selbst in einer solchen Situation noch ans Geld dachte, faszinierte mich seine Logik. Ich meine, schließlich hat er mich ja tatsächlich geschult.
»Indem wir wetten?« fragte ich erstaunt. »Woher sollen wir denn wissen, auf welche Seite wir setzen müssen?«
»Nicht >auf welche Seite< sondern >gegen welche Seite<«, erklärte Aahz. »Und dabei würden wir gleiche Summen gegen beide Seiten setzen.«
Darüber dachte ich eine Weile nach und nickte dabei, als hätte ich alles verstanden, bis ich schließlich doch aufgab. »Das kapier ich nicht«, gestand ich. »Wenn wir die gleiche Summe auf ... entschuldige, gegen beide Seiten setzen, dann können wir doch nicht gewinnen.«
Aahz rollte verzweifelt die Augen. »Denk doch mal nach, Kind«, mahnte er. »Bei einer Chance von drei zu eins können wir gar nicht verlieren. Angenommen, wir setzen tausend gegen jede Mannschaft. Gewinnt Ta-hoe, dann müssen wir in Ta-hoe tausend bezahlen, bekommen aber dreitausend in Veygus, so daß wir zweitausend netto Gewinn haben. Gewinnt dagegen Veygus, läuft es umgekehrt, und wir gewinnen immer noch zweitausend.«
»Kein schlechter Plan«, äußerte ich vorsichtig, »aber die Sache hat drei Haken. Erstens haben wir keine tausend, die wir setzen können ...«
»Wir könnten nach Klah zurückhüpfen und sie holen«, konterte Aahz.
» ...und zweitens haben wir dafür keine Zeit ...«
»So lange dauert das auch wieder nicht«, widersprach mein Mentor.
» ...und drittens wird es, wenn unsere Mission Erfolg haben sollte, überhaupt keinen Krieg geben.«
Aahz sperrte den Mund auf, um etwas zu erwidern
- und ließ ihn aufgesperrt, während er angenehm lautlos über meinen Einwand nachdachte.
»Da habe ich dich kalt erwischt, was, Aahz?« meinte ich grinsend.
»Ich frage mich, wie die Chancen gegen ein Stattfinden des Krieges stehen«, meinte er nachdenklich und musterte dabei wehmütig die Buchmacher.
»Komm schon, Aahz«, seufzte ich und zupfte ihn tapfer am Arm, »wir müssen einen Diebeszug auskundschaften.«
»Zuerst«, berichtigte er mich entschieden, »müssen wir diese Massha abklopfen.«
Ich hatte gehofft, daß er das schon wieder vergessen hätte, aber schließlich war dieses Abenteuer ja ohnehin nicht durch herausragende Glückssträhnen gekennzeichnet.
Wir machten uns auf den Weg durch Veygus, indem wir gelegentlich stehenblieben, um die Einheimischen nach dem Weg zu fragen, bis wir schließlich vor dem Haus der Stadtmagikerin ankamen. Es war kein sehr eindrucksvolles Gebäude, so eben am äußersten östlichen Stadtrand gelegen, aber es strahlte eine faszinierende Vielfalt von Düften aus.
»Nicht gerade eine passende Residenz für eine mächtige Magikerin, was, Aahz?« meinte ich und versuchte, meinen schwindenden Mut wieder ein wenig aufzupäppeln.
»Erinnerst du dich noch, wo du gelebt hast, als wir uns zum ersten Mal begegnet sind?« konterte mein Ausbilder, ohne den Blick von dem Gebäude abzuwenden.
Ich mußte ihm recht geben. Gegen den Einzimmerschuppen, in dem ich bei Garkin Magik
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