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Ein Dämon macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Dämon macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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paar Antworten«, stellte Aahz fest.
    Er setzte sich auf die Bettkante von Glendas Koje und schüttelte sie unsanft aus dem Schlaf.
    »Nein! Nein!«, rief sie, als sie erwachte.
    Ihre Hände zuckten zu ihrem Hals und gleich wieder fort. Wieder dauerte es einen Moment, bis sie uns erkannte. Dann blinzelte sie kurz, sagte: »Haut ab«, und schloss die Augen.
    »Wir brauchen ein paar Antworten«, erklärte ihr Aahz.
    Er packte sie an den Schultern, drehte sie um und setzte sie aufrecht aufs Bett, den Rücken an die Wand gelehnt.
    »Ganz ruhig, großer Junge«, lallte Glenda mit heiserer Stimme. »Wir sitzen alle im gleichen Boot.«
    »Mit dir sitze ich nirgendwo drin«, widersprach Aahz.
    Während ich das Wrack betrachtete, das aus Glenda geworden war, konnte ich mich kaum mehr erinnern, warum ich anfangs so sehr an ihr interessiert gewesen war. Sollte ich gar so oberflächlich sein, dass ich mich nur um sie sorgte, solange sie schön war? Oder fand ich sie nicht mehr anziehend und hegte keinerlei Interesse mehr, weil sie uns betrogen hatte? Eine interessante Frage, die ich unbedingt mit Aahz besprechen wollte, sobald wir wieder sicher zu Hause waren.
    »Ach«, machte Glenda. »Glaub mir, solange ihr hier in dieser Zelle seid, sitzen wir alle im gleichen Boot.«
    »Was hat dich hierher verschlagen?«, fragte Aahz. »Wie konntest du diesen Ort ohne die Karte finden?«
    Sie lachte. »Ich bin nach Dodge City gegangen und habe nichts gefunden, also habe ich diesen Wirt in der Bar gefragt, wo die goldene Kuh ist, und er hat mir gesagt, sie wäre hier.«
    Ich schüttelte den Kopf. Wie einfach das gewesen wäre. Warum waren wir nur nicht darauf gekommen?
    »Und was ist dann passiert?«, fragte Tanda.
    »Ich hab's nicht mal bis in die Stadt geschafft«, berichtete Glenda. »Bin gestern von einer Horde Kerlen auf Pferden geschnappt und hierher verfrachtet worden. Dann, in der letzten Nacht, haben sie mich rausgezerrt und bei der großen Party da oben als Appetithappen serviert.«
    Wieder wanderte ihre Hand zum Hals, und sie zuckte zusammen. Die roten Male sahen nicht aus, als würden sie gut verheilen. Und mir gefiel die Vorstellung nicht, als Appetithappen zu enden, so wie die Leute, die gestern auf der Straße ihre Haut zu Markte getragen hatten.
    »Es war wie ein schlimmer Traum«, sagte Glenda mit entrücktem Blick. »Sie haben mich gezwungen, ein Glas Karottensaft nach dem anderen zu trinken, während sie abwechselnd an meinem Hals gesogen haben. Am Morgen konnte ich mich nicht mehr auf den Beinen halten. Ich weiß nicht einmal, wie ich wieder hierher gekommen bin.«
    Der Gedanke an Karottensaft verwandelte meinen Magen in einen Stein.
    »Wer sind die?«, fragte Tanda.
    Glenda zuckte mit den Schultern. »Hunderte wunderschöner nackter Leute in einem mit Gold ausgekleideten Ballsaal irgendwo oben im Palast.«
    Aahz nickte. »Vampirkühe.«
    »Was?«, fragte Glenda verdutzt.
    »Wir haben gesehen, wie sich eine ganze Kuhherde vergangene Nacht in wunderschöne nackte Menschen verwandelt hat«, erklärte ich. »Und sich an den Einheimischen gütlich getan hat, die auf der Straße darauf gewartet haben, sich aussaugen zu lassen.«
    Glendas ungläubiger Blick wanderte von mir zu Aahz. »Er macht doch keine Witze, oder?«
    Aahz schüttelte den Kopf.
    Glenda folgte seinem Beispiel und schloss die Augen.
    »Leer getrunken von trägen Kuhvampiren. Was für eine Ironie !«
    Weiter sagte sie nichts, und Aahz drängte sie nicht. Sie sah aus, als hätte sie in einer einzigen Nacht mindestens zwanzig Pfund Gewicht verloren. Sie hatte es geschafft, uns zu übertölpeln, hatte den Weg zum Palast gefunden und war doch in Gefangenschaft geraten. Wenn sie ihnen nicht hatte entkommen können, wie sollten wir das dann schaffen, ehe wir als Mitternachtsimbiss endeten?
    »Wir müssen hier raus, ehe die Sonne untergeht«, verkündete Aahz, stand auf und ging zur Tür.
    Er schlug einige Male kraftvoll gegen die Tür, doch sie rührte sich nicht, und der Lärm lockte auch niemanden herbei. Womit klar war, dass die Kerkermeister mit den goldenen Schaufeln sich keinerlei Sorgen machten, einer ihrer Gefangenen könnte entkommen.
    »Selbst wenn wir hier herauskommen sollten«, gab Tanda zu bedenken, »brauchen wir die Karte, um den Rückweg durch den Palast zu finden.«
    »Karte«, wiederholte ich. »Das ist der Schlüssel.«
    Aahz drehte sich um und bedachte mich mit einem dieser Blicke, die zweifellos verrieten, dass er meine überragende Dummheit

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