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Ein Dämon macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Dämon macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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die Kühe und unser Volk in einer Art unsicherem Gleichgewicht gelebt. Sie haben sich von uns ernährt; wir haben sie getötet, wenn wir sie finden konnten. Alles befand sich im Gleichgewicht. Den Legenden zufolge hat Graf Rind, ein sehr alter und verschlagener Vampir, diese Gegend entdeckt und unterjocht. Er hat die Menschen von Donner versklavt und diesen Palast erbaut.«
    Harold wedelte in beide Richtungen mit den Armen, vermutlich um uns klarzumachen, dass er von dem Palast sprach, in dem wir uns befanden.
    »Dann führte Graf Rind seine Leute in eine Revolution gegen unser Volk, indem er die Energien dieses Ortes angezapft hat. Während eines Zeitraums von hundert Jahren hat er alles überrannt und war nahe daran, meine ganze Art vom Angesicht dieses Planeten zu tilgen.«
    Der Mann sah zum Fenster hinaus. Die Sonne stand direkt über den Gipfeln der Berge. Der Sonnenuntergang war nah.
    »Natürlich«, fuhr Harold fort, »hat das Gefolge von Graf Rind in seiner Blutgier auch die meisten anderen Lebewesen ausgelöscht. Tagein, tagaus konnten sie einfach nie genug Blut bekommen, um ihren Hunger zu stillen.«
    Plötzlich ging mir auf, dass wir, von Pferden abgesehen, keine anderen Lebewesen gesehen hatten, seit wir hergekommen waren: keine Hunde, keine wilden Tiere, nichts als Kühe, Pferde und Menschen.
    »Schön, eine kurze Zwischenfrage«, sagte ich, worauf Harold einen Blick zum Fenster warf und nickte. »Sie sagen, Graf Rinds Gefolge bestand damals nicht aus Kühen, sondern aus Leuten wie ihnen, die aber Vampire waren?«
    »Ja«, bestätigte Harold. »Es geht sogar das Gerücht, dass die Vampire ursprünglich von unserer Spezies abstammen, aber das Wissen darum ist der Zeit zum Opfer gefallen, falls die Gerüchte denn überhaupt der Wahrheit entsprechen.«
    »So ähnlich ist es auch in anderen Dimensionen«, sagte Aahz, »insofern ist es mehr als wahrscheinlich, dass es sich hier genauso abgespielt hat.«
    Harold nickte. »Davon habe ich auch gehört.«
    »Was ist passiert?«, fragte ich.
    »Graf Rind war nicht dumm, also war ihm klar, dass sich etwas ändern musste, wenn seine Leute meine Leute, die die einzige Nahrungsquelle für seine Leute waren, nicht vollkommen auslöschen sollten.«
    »Klingt logisch«, kommentierte Tanda. »Verlieren sie ihre Nahrung, müssen sie ebenfalls sterben.«
    »Genau«, bekräftigte Harold. »Darum hat er mit dem verbliebenen Häufchen meiner Leute einen Handel abgeschlossen. Seine Leute würden sich außer in den Vollmondnächten von uns fern halten, wenn meine Leute seiner Art in diesen Nächten als Futter dienten.«
    »Und Ihre Leute haben zugestimmt?«, fragte Glenda, deren Stimme so verdutzt klang, wie ich mich fühlte.
    »Ich denke, meine Vorfahren hatten keine andere Wahl«, erklärte Harold. »Mit Hilfe der Magik in diesem Gebiet hat Graf Rind einen Zauber über den Rest meines Volkes verhängt. Dann hat er seine eigenen Leute mit einer noch stärkeren Magik in Kühe verwandelt.«
    »Warum hat dein Volk sie nicht einfach getötet, solange sie Kühe waren?«, fragte Aahz. »Das wäre doch ganz einfach gewesen.«
    »Das wäre es«, entgegnete Harold, »wenn es die Magik nicht gegeben hätte, die uns davon abgehalten hat, eben das zu tun. Die Magik verweigert uns jedes Weiterkommen. Sie gestattet uns lediglich, uns auf die Lese vorzubereiten. Seit Jahrhunderten tun wir Monat für Monat nichts anderes.« Harold schüttelte bekümmert den Kopf, ehe er fortfuhr: »Rinds Leute lebten zufrieden als Kühe und gaben Acht, nicht zu wild mit uns umzuspringen, wenn sie während der Vollmondnächte ihre Gestalt zurückbekamen und ihre Feste feierten. Wir wurden zum Nutzvieh, zufrieden damit, nichts weiter zu tun, als uns bereitzuhalten, um ständig unseren Kuhherren zu dienen. Davon hing unser Überleben ab, aber viel Leben war darin nicht enthalten.«
    Wieder sah Harold zum Fenster hinaus. Die Sonne war vielleicht noch eine Minute davon entfernt, die Spitze des fernen Berges zu verlassen. »Schnell, folgt mir«, sagte er und ging zum Badezimmerbereich seines Quartiers.
    »Was passiert jetzt?«, fragte Tanda.
    »Ich werde über Nacht zur Kuh. Die Vampire streifen durch den Palast, saugen Blut und töten, wie ihre Geschichte es ihnen vorgibt, und wenn ihr euch nicht in einem magisch geschützten Bereich aufhaltet, werden sie euch finden.«
    Ich war direkt hinter Harold, als jener uns in das Badezimmer führte, einen Schrank auf der Rückseite öffnete, irgendetwas in dessen Innerem

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