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Ein deutscher Sommer: Roman (German Edition)

Ein deutscher Sommer: Roman (German Edition)

Titel: Ein deutscher Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Henning
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Milch in einem spiegelnden Messingtopf, die jeden Moment überzukochen schien, ein diffuses Gleißen, konturlos und ohne Tiefe, plan.
    Er hielt sein Gesicht in den kühlenden Luftstrom der Belüftung. Das Gebläse arbeitete surrend auf der höchsten Stufe, doch wenn Kirchner seine Hand gedankenlos auf das kochend heiße Kunstlederpolster des Beifahrersitzes legte, durchfuhr ihn ein stechender Schmerz. »Verdammte Hitze«, dachte er.
    Am Ende hatte er bloß noch weggewollt aus Köln. Weg von den Kollegen, deren mitleidige Blicke alles nur noch schlimmer machten. Und dann war er einfach umgekippt, runtergegangen wie eine Bahnschranke. Oder ein Amateur im Ring, der die Deckung sträflich vernachlässigte. Das zweite Mal innerhalb von wenigen Tagen. Beim ersten Mal war ihm im Keller schlecht und schwindelig geworden, als er die Wasserkästen runtergetragen hatte. Als er wieder zu sich kam, lag er auf der Kellertreppe, und seine Hand blutete.
    Als »Mein Köln-Desaster« würde er später die Ereignisse in der Breiten Straße abspeichern. Er hatte Andresen und Landau – die beiden waren ebenfalls bis auf die Knochen frustriert gewesen – einfach in Köln zurückgelassen. Sie würden wahrscheinlich mit Berischa zurück nach Dortmund fahren.
    Kirchner versuchte das alles für den Moment wegzuschieben, während er den Wagen mit Tempo 160 über die mittlere der drei Fahrspuren trieb. Er wollte jetzt nur noch an etwas Positivesdenken. Sofort sah er Barbara vor sich, seine Schöne, und wie sie sich in der Nacht gewunden und an ihm gerieben hatte, wie eine Schlange am Ast eines Baumes.
    Barbara war ein Glücksfall für ihn, eine sportliche, gutaussehende und noch dazu kluge Frau, die ihm ihre Jugend schenkte. Die ihn nahm, wie er war, und nicht, wie Claudia, den Fehler beging, ihn verändern zu wollen. Wenn sie im Bett lagen oder auf der Couch vor dem Fernseher saßen und Wein tranken und sie ihm liebevoll im Nacken durchs Haar fuhr, dachte er jedes Mal: Ich Glückspilz. Doch sosehr er sich auch bemühte, die Ereignisse von Köln auszublenden, indem er Bilder von Barbara in sich wachrief: Die erlittene Schmach und die damit verbundenen Gefühle loderten hartnäckig wieder auf.
    Der Tag war noch keine acht Stunden alt, doch Kirchner fühlte sich bereits entkräftet und müde. Am liebsten wäre er in einem Rutsch und ohne vorher noch mal in der Markgrafenstraße haltzumachen, um in seinen Diplomat umzusteigen, nach Hause gefahren.
    Seine Blase meldete sich plötzlich mit solcher Dringlichkeit, dass ihm nichts anderes übrigblieb, als die Autobahn bei der nächsten sich bietenden Möglichkeit zu verlassen. Bei Langenfeld fuhr er die Raststätte Ohligser Heide an, lenkte den Wagen auf den Parkplatz, kurbelte beide Fensterscheiben hoch und betrat das Gebäude.
    Er folgte den WC-Schildern ins Souterrain, stieß die Schwingtür auf und steuerte auf die Urinale zu, aus denen ihm ein fürchterlicher Gestank entgegenschlug. Ruckartig öffnete er den Schlitz seiner Hose und genoss die Erleichterung, die ihn durchrieselte, während die giftige Flüssigkeit aus ihm herausrann.
    Am Waschbecken drehte er den Hahn auf und schob seine wegen der Hitze leicht geschwollenen Hände unter den eiskalten Wasserstrahl, rieb und knetete sie, fuhr sich erst ein paarmal übers Gesicht und dann, mit Blick in den Spiegel, durch die Haare.
    Was war wohl passiert, als er ohnmächtig geworden war? Wahrscheinlich hatten sich seine grauen Zellen da oben wegen der Hitze und alles anderen kurz überhitzt, hatten Error an den Hirnstamm gefunkt und sich danach abgeschaltet. Klar, so musste es gewesen sein.
    Gut, er war kein Arzt. Aber dafür Polizist, und, auch wenn es im Moment nicht so aussah, ein guter. Also musste er sich an seinen Spürsinn, an seinen Instinkt halten und die drohende Gefahr auf seine Weise entschärfen. Und sein Instinkt sagte ihm, dass er trotz allem okay war. Nur so, indem er sich nicht verrückt machen ließ, das spürte er, würde er in die Normalität zurückfinden und die Ausnahmesituation zu etwas Gewöhnlichem machen. Das war es, worum es ging: Die Dinge nicht größer zu machen, als sie waren. Es galt, sie richtig einzuordnen. Ja, so wollte er es machen.
    Er war froh darüber, in diesen Sekunden allein zu sein, hoffte aber gleichzeitig darauf, dass die Tür aufging und jemand reinkam, der ihn mit seiner Anwesenheit dazu zwang, seine Gedanken in andere Bahnen zu lenken. Der Tag war noch nicht alt und eigentlich auch zu schön, um ihn

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