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Ein deutscher Sommer: Roman (German Edition)

Ein deutscher Sommer: Roman (German Edition)

Titel: Ein deutscher Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Henning
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segeln. Der Prosecco hatte ihn in eine gefahrvolle Heiterkeit versetzt, in der er leicht und unbemerkt übers Ziel hinausschießenkonnte. Sämtliche Skrupel, die ihn noch am Mittag gequält hatten, waren wie weggeblasen, Amina und Paul schienen sich auf einem anderen Planeten zu befinden, in einer anderen Galaxie, Lichtjahre entfernt.
    Bertram scherzte, was das Zeug hielt. Er fühlte sich aufgeputscht bis überdreht, zudem angefixt durch Sylvias unbekümmertes Lächeln, er war gierig nach mehr. Er hatte nur noch den einen Wunsch: hier zu verschwinden, um Sylvia, hoch oben in seinem Zimmer und am besten zu Klängen von Serge Gainsbourgs und Jane Birkins Hit »Je t’aime … moi non plus« ganz langsam zu entkleiden.
    Ihre Hauptspeisen wurden gebracht. Er starrte auf seinen Teller, auf dem sich drei runzlige und nahezu gleich große, in einer sämigen Weißweinsoße liegende Fleischstücke gegenüber fünf kastaniengroßen Kartoffeln sowie mehreren kunstvoll zu einer Pagode aufgestellten Scheiben glasierter und mit Petersilienfetzchen bestreuter Möhren in Stellung gebracht hatten.
    »Alles okay?«, sagte Sylvia, die seine Irritation bemerkte, und sah Bertram fragend an. Sie selbst hatte eine halbe, goldgelb leuchtende und mit halben Kirschtomaten dekorierte Portion Safran-Linguine auf einem Blattspinatbett an Walnussmus bestellt. Der Rand ihres tiefen Tellers war dekorativ mit Kräutern bestreut.
    »Doch, doch, alles bestens«, antwortete er und griff umständlich nach seinem Besteck, ließ es aber sogleich wieder los und nippte stattdessen an dem Rotwein, den er nach dem Aperitif bestellt hatte. Immerzu wanderte sein Blick in den tiefen Ausschnitt ihres Kleides.
    »Ach, komm, was ist?«, sagte Sylvia, die seinen Blick natürlich bemerkt haben musste, leckte sich die hellrot glänzenden Lippen und legte die Gabel am Rand ihres Tellers ab.
    »Nichts, alles okay, wirklich. Mir ist bloß ein bisschen heiß«, antwortete Bertram, der nur noch an eines denken konnte. Erschnitt ein Stück Fleisch ab, tunkte es kurz in die Soße und schob es sich in den Mund. Er kaute zwei-, dreimal, dann schluckte er den Bissen hinunter, nahm einen Schluck Wein und rückte schließlich unumwunden damit heraus: »Lass uns von hier verschwinden.«
    »Wie? Jetzt sofort?«, antwortete sie und sah ihn überrascht an. »Und was wird aus dem Essen?«
    »Ist doch egal«, erwiderte Bertram und zog zwei Fünfzigmarkscheine aus der Tasche.
    »Noch zwei Happen, okay?«, sagte Sylvia und stieß schwungvoll ihre Gabel in den kleinen, goldgelben Nudelberg.
    »Okay«, erwiderte Bertram, »aber nur zwei«, sagte er verschwörerisch und machte der Bedienung ein Zeichen.
    Eine Viertelstunde später liefen sie durch die Antwerpener Straße in Richtung Friesenplatz, und Bertram legte ungeniert seinen Arm um sie.
    »Und? Wo willst du jetzt mit mir hin, du verrückter Kerl, hm?«, sagte Sylvia und sah ihn mit gespieltem Ernst an.
    »Zu mir«, antwortete Bertram scheinheilig. »Ich hab einen tollen Weißwein im Kühlschrank!«
    »So«, erwiderte sie, rollte mit den Augen und legte grinsend ihren Kopf gegen seine Schulter.
    »Ich bin total verschwitzt, kann ich kurz duschen?«, sagte sie, als sie im kleinen Flur seiner Wohnung standen.
    »Nur zu«, sagte Bertram mit ausgestrecktem Arm, »das Bad ist da links!« Er ging in die Küche, nahm die Weißweinflasche aus dem Kühlschrank und öffnete sie. Anschließend nahm er zwei Gläser aus dem Hängeschrank und goss sie halbvoll.
    Und dann stand sie vor ihm, lächelnd, beide Hände über Kreuz über ihre nassen vollen Brüste gelegt. Ihr Haar hatte sie flüchtig zu einer Art Dutt hochgesteckt. Bertram musste schlucken. Er wollte sie am liebsten immer weiter anstarren, so umwerfend sah sie aus.
    Von ihren sonnengebräunten Ellbogen tropfte das Wasser auf den Boden. Ihre kaffeebraunen Augen fixierten ihn mit der gleichen Selbstverliebtheit, mit der sich manche Menschen im Spiegel betrachten. In ihrem Nabel hatte sich ebenfalls Wasser gesammelt, das in Form einer dünnen glänzenden Spur hinunter in ihre feuchte, nicht sehr dichte Schambehaarung lief.
    »Wo ist das Schlafzimmer?«, sagte sie, und als er mit dem Kopf die Richtung anzeigte, sagte sie: »Dann komm!«
    Und dann liebten sie sich, ruppig und schön. Eine Bewegung folgte wie selbstverständlich der anderen. Immer wieder umfasste er mit beiden Händen gierig ihre Brüste, koste und streichelte sie, nahm ihre Brustwarzen in den Mund. Zuletzt schlang Sylvia ihre

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