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Ein deutscher Wandersommer

Ein deutscher Wandersommer

Titel: Ein deutscher Wandersommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Kieling
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einigem Hin und Her meinte sie dann: »Gut, aber sie bekommt keine Gage – und das Futter müssen Sie selbst bezahlen.«
    Als ich mir die Wegstrecke dann auf der Karte ansah, dachte ich, hoppla, das sollst du wandern, mit Rucksack samt Zelt und Schlafsack (für die Nächte weitab jeglicher Pension) auf dem Rücken und der Kamera auf der Schulter? Ganz schön weit. Und dann noch das enge Zeitfenster. Für jede der fünf Folgen waren nur neun bis zehn Drehtage geplant. Und das, obwohl die Teile auch im sehr anspruchsvollen Abendprogramm von ARTE gezeigt werden sollten, das hochwertige Unterhaltung und Information bietet. Es ging ja nicht nur darum, die 1400 Kilometer zurückzulegen, das Ganze musste ja auch irgendwie filmisch umgesetzt werden. Da hieß es ordentlich Gas geben.
    Um den Bogen zu schließen: Kurz nach meiner Rückkehr aus dem Yellowstone-Nationalpark standen Cleo und ich nun im deutschen nasskalten Frühjahr in einem kleinen Sumpfloch in der Nähe von Hof vor einem Schild mit der Aufschrift »Staatsgrenze«. Hier sollte also der Startpunkt für das »Abenteuer Deutschland« sein.
    »Wie machen wir das bloß groß auf?«, fragte ich mich immer wieder, während ich mit der Kamera etwas hilflos herumlief.
    Neben uns plätscherte ein piefiges Bächlein dahin, es regnete, und es war verdammt kalt. Cleo neben mir zitterte, nicht nur vor Aufregung. Wir waren gar nicht begeistert. Und in dem Moment nicht sehr motiviert.
    Schließlich sprach ich einen Aufmachertext in die Kamera: »Es geht in die wildesten Gebiete Deutschlands. Ich lade Sie ein! Kommen Sie mit, Sie werden wunderbare Dinge erleben, Sie werden berührt sein! Cleo wird meine ständige Begleiterin sein, ich bin selbst gespannt, wann wir an der Ostsee ankommen und was uns erwartet …« Da stand ich also und redete von irgendetwas Großem, aber das Große war nicht erkennbar.
    Ich habe diese Wanderung für mich selbst ein bisschen als Abenteuer verstanden. Das mag kitschig klingen, aber dieses »Dein treuer Hund, dein Wanderstock (den ich nicht hatte), dein Hut und du auf der Wanderung durch die Heimat« hatte für mich etwas Romantisches. Apropos Hut. Als wir dem ZDF die ersten Aufnahmen zukommen ließen, hieß es, dass sie mich lieber nicht mit Hut wandern hätten, das sehe zu sehr nach Landstreicher aus und passe nicht zum ZDF .
    Erst einmal musste ich furchtbar lachen, als ich das hörte, dann sagte ich: »Hört mal Leute, es regnet. Es regnet kleine Hunde und Katzen. Cleo und ich sind tropfnass. Ich lasse diesen Hut auf.«
    Ich fand überhaupt nicht, dass ich damit aussah wie ein Penner, ich fand sogar, es sah ganz gut aus. Immerhin lief ich nicht mit irgendeinem, sondern mit dem klassischen Indiana-Jones-Hut herum – und wenn der nicht cool ist, dann weiß ich auch nicht. Außerdem hatte es mich dank Hutgröße 62 – nur weil ich breite Schultern habe, sieht es nicht aus, als hätte ich einen Wasserkopf – einige Mühen und Geld gekostet, ein passendes Exemplar zu finden. Und das wollte ich nun auch tragen! Das Ende vom Lied war, dass auf einmal alle mit Hut gut fanden und ich sogar in dem Opener (aus einigen Filmszenen zusammengesetzter Clip), der für die fünf Teile geschnitten wurde und als sogenannter Appetizer die Zuschauer zum Weitersehen verlocken soll, mit Hut zu sehen bin.

 
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Endlich wanderten Cleo und ich los. Die Marschrichtung war ja vorgegeben: entlang dem Grünen Band, im Prinzip auf dem alten Kolonnenweg, der für die Patrouillen- und Versorgungsfahrzeuge der Grenzposten angelegt worden war. Die Betonplatten des Kolonnenwegs mit ihren Aussparungen, aus denen Gras wächst, sind nicht gerade der ideale Wanderweg. Wie ich es schon von anderen Wanderern gehört und gelesen habe, fällt es auch mir schwer, den richtigen Tritt zu finden.
    »Du hast es gut«, sagte ich nach den ersten Kilometern zu Cleo, doch die schaute mich nur verständnislos an. Ihr machte der Kolonnenweg verständlicherweise keine Schwierigkeiten, denn sie lief rechts oder links davon in den angrenzenden Feldern oder Wiesen, die für sie ja auch viel interessanter waren, schnüffelte mal ein bisschen an einem Bachlauf herum, in dem ein paar Wasserspitzmäuse und kleine Forellen schwammen.
    Die Gewässer in diesem Gebiet sind kristallklar und naturbelassen, so wie, ich habe es bereits erwähnt, aufgrund der jüngeren Geschichte die ganze Natur da für mitteleuropäische Verhältnisse sehr unverfälscht ist. Es passierte nicht

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