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Ein Dicker Hund.

Ein Dicker Hund.

Titel: Ein Dicker Hund. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Haustür zurück und ging durch den Torbogen zum hinteren Hof. Hier stellte Miss Midden für gewöhnlich ihr Auto ab. Er sah auf der anderen Hofseite in der alten Scheune nach, die zu seiner Erleichterung leer war. Danach probierte er es an der Hintertür, doch die war abgeschlossen, noch dazu mit einem Chubb. Da kam man unmöglich rein. Er ging einmal ums Haus und rüttelte an den Fenstern. Es waren altmodische Schiebefenster, und an einem war der Riegel kaputt. Sir Arnold Gonders schob das Fenster auf und kletterte hindurch. Im Licht seiner Taschenlampe sah er, daß er sich im Eßzimmer befand. Ein großer Mahagonitisch, um den man Stühle aufgestellt hatte und auf dem eine Schale welker Blumen stand, daneben ein großes altes Sideboard, über dem ein Spiegel hing. Zu seiner Linken war eine Tür. Er ging hindurch und kam in ein Zimmer mit Bett, einem Schreibtisch, einem Sessel und einem Bücherregal. Ein paar Herrenschuhe, Hausschuhe und ein Morgenmantel. Bestimmt Major MacPhees Zimmer. Praktischer ging es nicht.
    Mit frischem Selbstvertrauen machte er das Fenster auf und kehrte zum Land Rover zurück. Zehn Minuten später war Timothy Bright die mit Klebeband umwickelten Laken los, und der Chief Constable hatte ihn unter einigen Schwierigkeiten durch das offene Fenster ins Schlafzimmer des Majors gewuchtet. In diesem Augenblick sah er Scheinwerfer die Straße hochkommen. Er wartete nicht ab, wer um diese nachtschlafende Zeit von Stagstead heraufkam. Erstaunlich flink für einen betrunkenen und erschöpften Menschen rollte er den bewußtlosen Timothy unter das Bett, kletterte durch das Fenster und schloß es wieder. Dann eilte er zum Land Rover, öffnete das Tor zur Trift, fuhr hindurch und schloß es wieder, ehe ihm einfiel, daß er das vordere Fenster offen gelassen hatte. Er zögerte kurz, doch die Scheinwerferkegel kamen schon viel näher. Als sie in Richtung Bauernhaus einbogen, fuhr Sir Arnold langsam und ohne Licht über das Hochland, wobei er sich an einer Wand aus windgebeugten Dornbüschen auf der einen Seite orientierte. Erst als er die Parson’s Road erreicht hatte und von Midden aus nicht mehr zu sehen war, schaltete er die Scheinwerfer an und fuhr mit normaler Geschwindigkeit zum Alten Bootshaus zurück. Hinter ihm brachte der Nachtwind den Vorhang im offenen Fenster zum Flattern.

10
    Als sie in dem alten Humber, einem Kriegsmodell, das sie von ihrem Vater geerbt hatte, zu dem Bauernhaus zurückfuhr, war Miss Middens Stimmung auf dem Nullpunkt. Sie hatte sich auf das Wochenende am Solway Firth gefreut, auf Besichtigungen von Gartenanlagen und auf Wanderungen. Doch Major MacPhee hatte ihre Pläne durchkreuzt. Wie üblich. Sie hätte vernünftig sein und ihm nicht erlauben sollen, allein nach Glasgow zu fahren. Die Stadt setzte dem dummen kleinen Mann immer arg zu, sowohl geistig wie auch körperlich. Diesmal hatten sich er und die Stadt selbst übertroffen. »Sie haben sich ja übel zugerichtet«, hatte sie zu ihm gesagt, als sie ihn auf der Unfallstation des Krankenhauses entdeckt hatte. »Ich weiß wirklich nicht, warum ich mich mit Ihnen abgebe.«
    »Es tut mir schrecklich leid, meine Liebe, aber Sie kennen mich ja«, sagte der Major.
    »Leider. Allerdings nicht mehr lange, wenn Sie so weitermachen«, hatte sie erwidert. »Das ist Ihre letzte Chance. Ich weiß wirklich nicht, was in Sie gefahren ist.« Doch natürlich wußte sie es. Unmengen Scotch Whisky. Und wie üblich, wenn er in Glasgow war, hatte sich der Major in mehr abscheulichen Pubs, als seine Erinnerung hergab, in einen Zustand gräßlicher Verwegenheit getrunken, und sich dann eine besonders explosive Bar voller junger Iren ausgesucht, um mit sehr lauter Stimme zu verkünden, man müsse bloß die Sondereinheit »B Specials« einrücken lassen, um die Probleme Nordirlands zu lösen oder, was noch besser wäre, die 1920 im Kampf gegen Irland erprobte Truppeneinheit »Black and Tan«. Man mußte kein Prophet sein, um vorauszusehen, wie die Iren auf diesen furchtbaren Vorschlag reagierten. In der anschließenden Schlacht war Major MacPhee durch eine bis zu diesem Zeitpunkt mit WEINE & SPIRITUOSEN beschriftete Milchglasscheibe auf die Straße geworfen, anschließend aber von einem riesigen Glasgower in die Kneipe zurückgeschleudert worden, der etwas dagegen hatte, daß kleine Männer mit kupferroten Schnurrbärten seine Freundin sexuell belästigten. Danach hatte der Major herausgefunden, was eine echte Kneipenschlägerei war, als sich

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