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Ein Dicker Hund.

Ein Dicker Hund.

Titel: Ein Dicker Hund. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Genscher, alte Kumpel«, flüsterte er heiser, aber erfolglos. Der Rottweiler war kein sehr intelligenter Hund und alles andere als in Topform, wußte aber genug und war noch so gut beieinander, daß er Herrchen aus dem Weg ging, die eine Hundeschnauze mit einer halben Meile Isolierband umwickelten und einem anschließend in die Klöten traten. Von dem durch den Hof stolpernden Chief Constable verfolgt, hetzte Genscher auf das einzige Schlupfloch zu, das er fand, und sprang durch die Luke. Hinter ihm straffte sich das Seil, und einen Augenblick lang schien es, als folgte ihm der in Laken gewickelte Körper. Doch Timothy Bright klemmte zu fest unter dem Mercedes, und das Seil wickelte sich um einen Stützpfeiler der Garage. Während der Rottweiler Anstalten machte, sich auf halber Strecke die Rutsche hinunter zu strangulieren, handelte Sir Arnold. Was auch immer geschah, der Bursche sollte ihm nicht wieder durch die Lappen gehen. Er tastete zwischen den Werkzeugen auf der Bank herum, erwischte einen Meißel und hackte im Knien auf das Seil ein. Die meisten Versuche gingen daneben, doch irgendwann riß das Seil, und ein dumpfer Aufprall aus dem Keller ließ darauf schließen, daß der Rottweiler die restlichen anderthalb Meter bis zum Boden überwunden hatte. Sir Arnold erhob sich und hievte den Mann unter dem Mercedes hervor.
    Dann holte er den Schubkarren, lud Timothy quer darüber und rollte ihn langsam zu dem im Kuhstall wartenden Land Rover hinunter. Zweimal fiel der Körper zu Boden, und zweimal wuchtete er ihn wieder auf den Karren, doch am Ende hob er ihn tatsächlich in den Laderaum des Fahrzeugs. Dann warf er einen Blick auf die Uhr. Es war fast ein Uhr nachts. Oder war es zwei? Egal. Ihm war mittlerweile schnurzpiepe, wieviel Uhr es war, solange sich Miss Midden, das alte Miststück, wirklich und wahrhaftig außerhalb des Bauernhofs aufhielt. Der Chief Constable war besoffen, geistig völlig ausgelaugt, und wurde nur von seinem Selbsterhaltungstrieb in Gang gehalten. Er wollte sich nicht damit aufhalten, den elenden Burschen hier aus den Laken zu pellen. Das würde er tun, sobald er den Sack auf Gut Midden ausgeladen hatte. Sir Arnold setzte sich auf den Fahrersitz und löste die Handbremse. Der Land Rover rollte langsam den Hügel hinunter, weg vom Alten Bootshaus und dem Stausee.
    Sobald der Chief Constable außer Sichtweite war, ließ er die Kupplung kommen, und der Motor sprang an. Fünfundzwanzig langsame Minuten später und immer noch ohne Licht fahrend, bog er Richtung Midden ab und stieg aus, um das Tor zu öffnen. Er zögerte kurz. Noch war es Zeit, den Mistkerl anderswo abzuladen. Hatte er das Tor erst einmal hinter sich gelassen, gab es kein Zurück mehr. Und nur ein kleines Stück die Straße hinunter zu seiner Rechten lag die eigentliche Middenhall. Die Einfahrt zu dem Anwesen war nur vierhundert Meter weit entfernt. Sir Arnold sah die Birken, die vor der Gutsmauer standen. Nein, sogar zu dieser späten Stunde trieben sich auf dem Anwesen womöglich Ausgeflippte herum. Entweder hier oder gar nicht. Er stieß das Tor auf, fuhr auf den Hinterhof und dann unter dem Torbogen hindurch zur Vorderseite des Hauses. Dort blieb er eine Weile mit laufendem Motor stehen, doch es ging kein Licht an. Vor ihm lag noch ein Tor und der Weg, der einmal die alte Viehtrift gen Süden gewesen war. Der Weg war unbefestigt und führte über das Hochland, auf ihm würde er sich aber ausgezeichnet vom Haus entfernen können, sobald er hier fertig war. Der Chief Constable stellte den Motor ab, stieg aus und horchte. Abgesehen von dem Zischen in seinem rechten Ohr, das er auf zuviel Whisky zurückführte, war die Nacht still. Er ging nach hinten zum Land Rover und zog sich ein Paar Spülhandschuhe über. Dann begab er sich – verstohlen, wie er fand – zur Haustür und beleuchtete mit seiner Taschenlampe das Schloß. Es war zu seiner Erleichterung kein Chubb, ja nicht einmal ein kompliziertes Yale-Schloß.
    Hier einzubrechen dürfte kein Problem sein. Es war sogar überflüssig. Die Tür war unverschlossen. Typisch Frau, dachte der Chief Constable, bevor ihm einfiel, daß die Tür zwar nicht verschlossen sein mochte, es aber eine Kette geben konnte, und dann kam er auch nicht rein. Noch etwas kam ihm in den Sinn. Vielleicht war Miss Midden gar nicht unterwegs. Möglicherweise hatte sie sich anders entschieden und war doch nicht übers Wochenende verreist. Darauf hätte er eher kommen können. Sir Arnold zog sich von der

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