Ein Dicker Hund.
eilen und sich nach unten in die relativ sichere Küche flüchten, als ihm der Schuß einfiel. Und Vy hatte die verdammte Knarre mit nach unten genommen. Worauf zum Teufel hatte sie geschossen? Ohne klar zu denken, stolperte Sir Arnold aus dem Bad ins Schlafzimmer, wo seine Frau damit beschäftigt war, Tantchen Beas Leistengegend mit Eau de Cologne zu betupfen, und sich fragte, ob eine Tetanusspritze empfehlenswert sei. »Oder eine gegen Tollwut«, sagte Lady Vy und bedachte ihren Mann mit einem bösen Blick. Sir Arnold beschloß, sie lieber nicht zu befragen. Statt dessen begab er sich nach unten in die Küche, um selbst nachzusehen, was dort vorgefallen war. Er traf eine recht gut erholte Mrs. Thouless an, die sich wieder mit ihrer Rolle als Haushälterin abgefunden hatte und das Isolierband von der Schnauze des demoralisierten Rottweilers abwickelte. Sir Arnold trank seine Tasse Tee und verwünschte den Hund, seine Frau, die mordgierige Liebhaberin seiner Frau und am allermeisten den Unhold, der einen unter Drogen gesetzten Flegel in seinem Bett untergebracht hatte.
14
Nach einer Weile konzentrierte er seine Überlegungen darauf, Rachepläne zu schmieden. Er könnte dieses verdammte Lesbenekel oben zur Rede stellen und Aufklärung verlangen, was sie sich davon erhofft hatte, als sie den Lump in das Alte Bootshaus gebracht hatte. Es ergab keinen Sinn. Andererseits hatte sie soeben versucht, ihn umzubringen, und es wäre ihr fast gelungen. Es wäre ihr gelungen, wenn Vy nicht dieses eine Mal rechtzeitig gekommen wäre. Die verdammte Bea war also verrückt. Verrückt, geisteskrank, hatte einen Sprung in der Schüssel, nicht alle Tassen im Schrank und war eine männermordende Wahnsinnige. (Der Chief Constable war sicher, daß sie ausschließlich Männer umbringen wollte.) Und obendrein hatte sie eine Komplizin oder einen Komplizen. Auch daran zweifelte er keinen Moment. Sie hätte unmöglich allein das Alte Bootshaus verlassen, irgendwohin fahren, um den jungen Rüpel aufzugabeln, ihn unter Drogen setzen, zurückfahren und die Treppe hochschleppen können. Das war undenkbar. Sie hatte den ganzen Abend lang mit Vy getrunken. Er hatte Vy danach gefragt, und sie hatte ihm die Wahrheit gesagt. Daran zweifelte er nicht. Seine Frau war genauso verblüfft gewesen, den Mistkerl bei sich im Bett vorzufinden, wie er. Es gab also noch einen großen Unbekannten, und wenn er daran dachte, wurde der Chief Constable – ohnehin immer am Rande der Paranoia – rasend vor Wut. Und Angst. Man hatte eine Verschwörung ausgebrütet, um ihn zu vernichten. Ausgebrütet? Das Wort ausgebrütet war nicht stark genug, und außerdem erinnerte es zu sehr an Eier und Hennen und etwas Natürliches. Doch es war schließlich absolut nichts Natürliches dabei, irgendeinen jungen Blödmann bis zur Halskrause mit Drogen abzufüllen, bevor man ihn nackt auszog und in das eheliche Bett eines ehrenwerten Chief Constable steckte. Es war ein Akt diabolischer Unnatürlichkeit, blanker Bosheit und böswilliger Absicht. Von Ausbrüten konnte dabei keine Rede sein. Diese abscheuliche Tat war erdacht, vorsätzlich geplant und auf teuflische Weise umgesetzt worden, um seinen Ruf zu ruinieren. Wenn dieses kleine Komplott herausgekommen wäre, hätte ihn das den Kopf gekostet. Wenn es jetzt herauskäme, wäre er immer noch erledigt. Wenn er es recht bedachte, befand er sich sogar in einer weit schlimmeren Lage als zuvor, weil er dem jungen Dreckskerl eins über den Schädel gezogen und ihn vierundzwanzig Stunden lang verschnürt im Keller zwischengelagert hatte. Er hätte den Lump sogar töten können. Gut möglich, daß der Mistkerl tot unter dem schmalen Bett im Midden-Haus lag und in diesem Augenblick vielleicht die Totenstarre eingesetzt hatte. Auf dem Gesicht des Chief Constable brach kalter Schweiß aus, und er begab sich in sein Arbeitszimmer, um nachzudenken. Wie er so an seinem Schreibtisch saß und sich wie das heulende Elend fühlte, durchforstete er sein Hirn nach einem Motiv. Erpressung fiel ihm als erstes ein und war auch am naheliegendsten. Aber warum in Gottes Namen sollte ihn die brutale B erpressen wollen? Dazu bestand kein Anlaß. Die Frau hatte genug eigenes Geld, jedenfalls hatte Vy ihm das immer erzählt. Zugegeben, Vy hatte das Hirn einer geistig herausgeforderten Pfauenhenne, aber Vermögen roch sie meilenweit gegen den Wind. Das gehörte zu den Tugenden ihrer Oberschichtherkunft. Nein, Tantchen Bea mußte ein anderes Motiv haben.
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