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Ein Dicker Hund.

Ein Dicker Hund.

Titel: Ein Dicker Hund. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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mittlerweile eine zentrale Bedeutung in seinem Leben erlangt hatte, in dem sich ein Mann mit glänzenden schwarzen Haaren im Hinterzimmer einer Kneipe die Nasenspitze abgeschnitten und von Schweinehack geredet hatte und davon, was mit Timothy Bright geschehen würde, falls er nicht irgend etwas Schreckliches tat. Es erinnerte ihn an das entsetzliche Foto von dem Schwein. Irgendwo ganz tief in seinem Inneren weckte es vielleicht sogar die vergessene Furcht vor Old Ogs Frettchen Posy mit der blutigen Schnauze, nachdem es das Kaninchen getötet hatte. In seiner Panik fiel er nach hinten in die Dusche und riß dabei den Duschvorhang mit sich, und dann saß er da, und Blut lief den Vorhang und die Wand hinunter. Saß da, weinte vor Angst, und Blut lief ihm übers Gesicht. Er weinte leise. Im Haus herrschte wieder Ruhe. So blieb es auch über Mittag und bis in den Nachmittag hinein. Dann erst erhob sich Major MacPhee aus seinem Erbrochenen und kroch auf allen vieren in den Hausflur. Auch ihm kam die Stille gerade recht. Sie schien zu bedeuten, daß Miss Midden rüber nach Middenhall gegangen war und er sich somit in das Bad im ersten Stock begeben konnte, um sich zu säubern, und nicht durch sein Zimmer gehen mußte, vorbei an der Leiche unter seinem Bett. Er war zwar, außer nach militärischen Kriterien, kein besonders reinlicher Mensch, verspürte aber den Drang, sich wenigstens Gesicht und Hals zu waschen, bevor er sich anzog ... 
    Erst als er im Bad angekommen war und den Wasserhahn aufgedreht hatte, dämmerte ihm, daß sich seine einzigen Kleidungsstücke in seinem Schlafzimmer befanden, das er folglich betreten mußte, um sie zu bekommen. Er hielt sich am Waschbecken fest und war so vernünftig, sein Gesicht nicht im Spiegel zu betrachten, sondern beugte den Kopf über das warme Wasser und tauchte das Gesicht mehrmals ganz leicht hinein. Die Stiche über den Augen schmerzten. Irgendwie wusch er sich Hände und Hals mit Seife. Er leerte das Waschbecken, tauchte das Gesicht erneut ins Wasser und trocknete es ganz leicht mit einem Flanellhandtuch ab. All das brauchte Zeit und mußte langsam und bedächtig vor sich gehen. Das erforderte sein körperlicher Zustand. Er fühlte sich elend, so elend wie noch nie in seinem Leben. Und dann mußte er auch noch die Leiche loswerden, ehe Miss Midden sie fand und die Polizei verständigte. Er mußte die Schweinerei im Eßzimmer beseitigen. Und Miss Midden konnte jeden Moment zurückkommen. Er nahm ein sauberes Handtuch aus dem Schrank, trocknete sich ab, nahm es mit nach unten und hielt sich dabei am Geländer fest. Doch als er zur Schlafzimmertür kam, kehrte seine panische Angst zurück, und nur der Gedanke an Miss Midden und die Polizei bewog ihn, sie zu öffnen und einen Blick hineinzuwerfen. Was er sah, ließ ihn erstarren. Seine Kleidung lag auf dem Boden neben dem umgeworfenen Stuhl und war blutbefleckt. Auch auf dem Federbett war Blut, und das Kissen glänzte regelrecht davon. Der Major wimmerte und sah sich hektisch im Zimmer um. Schließlich schlich er hinein und schaffte es bis zur Kommode, um sich ein Hemd zu holen, wobei er ununterbrochen die Tür seines kleinen Badezimmers im Auge behielt. Der Mann war offensichtlich da drin. Irgendwie zog der Major sich das Hemd an und hatte gerade seinen Kleiderschrank geöffnet, um eine saubere Hose und ein Jackett herauszuholen, als er aus dem Bad ein Geräusch hörte. Es war seltsam und beängstigend, ein schluchzendes Stöhnen und Ächzen. Der Major nahm die Kleidungsstücke, die er brauchte, holte ein Paar Schuhe aus dem Regal und rannte ins Eßzimmer, um sich fertig anzuziehen. Seine Lage war fast noch schlimmer als zuvor, als er geglaubt hatte, der junge Mann sei tot. Dann hätte er sich einfach einer Leiche entledigen, sie nach draußen schaffen und irgendwo verstecken müssen, bevor er sich seine nächsten Schritte überlegte. Mit einem lebendigen Menschen war das unmöglich. Um eine Weile auf andere Gedanken zu kommen, ging er auf Strümpfen in die Küche, holte etwas Wasser und einen Lappen aus der Spüle, wischte das Erbrochene vom Boden auf und stellte die leere Karaffe in das Sideboard. Er konnte jederzeit Whisky nachfüllen. Miss Midden trank kaum etwas und merkte im Augenblick vielleicht gar nicht, daß sie leer war. Kaum war er fertig und zurück in der Küche, als er im Hof Schritte hörte. Miss Midden war wieder da.

15
    Sie war von ihrem Nickerchen unter dem strahlend blauen Himmel erwacht und hatte sich mit

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