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Ein Dicker Hund.

Ein Dicker Hund.

Titel: Ein Dicker Hund. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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verständigen?« Timothy Bright griff diese Ausrede begierig auf. »Ja. Ich wollte meinen Führerschein nicht loswerden.«
    »Und was ist mit Ihrer Familie? Die wird doch wissen wollen, ob Sie wohlauf sind. Wo wohnt sie denn?«
    »Sie hat ein Haus ... ich weiß nicht«, sagte Timothy Bright.
    Miss Midden schlich sich auf Zehenspitzen davon. Endlich verdiente sich der Major seine Brötchen. Nackte und verletzte junge Männer waren sein Bier. Sie hingegen brauchte jetzt ein Täßchen Tee und Zeit, um über ihr weiteres Vorgehen nachzudenken. Ihr erster Impuls, die Notfalldienste anzurufen, war verflogen. Der junge Timothy war nicht so schwer verletzt, wie er aussah. Er redete recht deutlich, litt wahrscheinlich an einer leichten Gehirnerschütterung und nicht an einem Schädelbasisbruch, wie sie zuerst befürchtet hatte. Es gab auch andere Gründe, nicht die Behörden einzuschalten. Mit den Leuten im Rathaus, deren Hauptbeschäftigung darin bestand, ihre berufliche Existenz irgendwie zu legitimieren, war sie nie zurechtgekommen. Eines Tages waren ein Mann und eine Frau von der Gesundheitsbehörde in aller Ruhe in die Küche unten in Middenhall marschiert, weil sie annahmen, das Gebäude sei ein Altersheim, und hatten ihr in der folgenden Auseinandersetzung vorgeworfen, sie habe keine Erlaubnis zur Führung eines Pflegeheimes, genausowenig wie eine Genehmigung, um... Miss Midden hatte sie vom Gelände gejagt und ihren Vetter Lennox, den Anwalt, eine förmliche Beschwerde wegen unbefugten Betretens an den Grafschaftsrat schreiben lassen. Nicht daß das die Beamten abgeschreckt hätte. Wenig später war ein Mann von der Feuerwehr aufgetaucht, diesmal in Besitz eines offiziellen Dokumentes, das ihn ermächtigte, »die Pension oder das Hotel Middenhall« daraufhin zu überprüfen, ob das Gebäude die erforderlichen Fluchtwege und Brandschutztüren aufwies. Miss Midden hatte ihm schimpfend den Irrtum ausgeredet, Middenhall sei mehr als nur ein Privathaus, und war dabei mit ihren üblen Beleidigungen auch persönlich geworden. Der Mann war wie ein begossener Pudel abgezogen, und Lennox Midden hatte wieder einen Brief schreiben müssen. Ein anderes Mal hatten die Wasserwerke Twixt & Tween unter dem Vorwand, für das gesamte Wasser in der Grafschaft und insbesondere für den Bach zuständig zu sein, der den von »Black« Midden angelegten künstlichen See speiste, Inspektoren geschickt, die überprüfen sollten, ob von dort auch keine giftigen Substanzen in den Stausee flössen. Die einzige giftige Substanz, die ihnen begegnet war, war Miss Midden persönlich gewesen. Wieder hatte sich Lennox gezwungen gesehen, darauf hinzuweisen, der See sei 1905 angelegt worden, und jedwede in den Stausee eingeleiteten giftigen Chemikalien stammten mit ziemlicher Sicherheit aus der Gülle eines zehn Kilometer weiter an der Lampaeter Road ansässigen Milchbauern. Alles in allem hatte Miss Midden von übereifrigen Beamten, die sich permanent einmischten, die Nase gestrichen voll. Und bei allem, was die Polizei betraf, ging ihr besonders schnell der Hut hoch. Den alten »Buffalo« hatten Polizisten über den Rasen gejagt und ihn über Nacht in einer Zelle in Hexstead eingesperrt, nachdem sie ihn mißhandelt und ihm Trunkenheit am Steuer vorgeworfen hatten. Und dieser verdammte Chief Constable hatte versucht, die als Polly Moss bekannte Gemeindeflur für seine private Nutzung einzuzäunen. Wegen dieser Angelegenheit hatte sie sich mit ihm angelegt und gewonnen, genau wie sie wegen »Buffalo« Midden vor Gericht die Oberhand behalten hatte. Sie hatte gewonnen und den korrupten Unmenschen gedemütigt. Er würde sich alle zehn Finger danach lecken, seine Männer im Haus herumlungern, Fragen stellen und die Nasen in ihre, Miss Middens, Privatangelegenheiten stecken zu lassen. Sie würden wissen wollen, woher die Verletzungen des Majors stammten und ... Nein, die Polizei wollte sie als allerletzte hier haben. Genausowenig wie der junge Mann offensichtlich. Er hatte eine Heidenangst davor gehabt, daß sie verständigt würde. Vermutlich war er irgendein Verbrecher oder ein Junkie. Miss Midden saß am Küchentisch und schenkte sich noch eine Tasse Tee ein. Eine Stunde später saß sie immer noch dort, als der Major mit der Neuigkeit auftauchte, Timothy Bright habe sich im Bad gesäubert und erklärt, er sei hungrig, und ob er etwas zu trinken haben könne. Miss Midden musterte ihn ungehalten und antwortete: »Wasser.« Sie stand auf, öffnete den

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