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Ein dickes Fell

Titel: Ein dickes Fell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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einsetzte, da er wirklich nicht wußte, wovon eigentlich die Rede war. Das sagte er auch, daß ihm unklar sei, was der Name Anna Geminis hier verloren habe. Und verkündete:
    »Sie ist eine Kundin.«
    »Ja«, bestätigte Straka, »Sie haben ihr ein Haus verkauft.«
    »Das habe ich.«
    »Und Sie verwalten ihr Vermögen.«
    »Es ist nicht ungewöhnlich, daß ich für meine Kunden auch Finanzierungsmodelle entwickle. Nicht jeder bezahlt heutzutage in bar, wie Sie sich denken können. Aber … Also ich denke nicht, daß ich Frau Geminis Vermögen verwalte. Vermögen ist ein großes Wort.«
    »Nun, das sehen wir anders. Wir wissen, daß Sie Geld – Geld , welches mit einiger Sicherheit Frau Gemini gehört – in treuhänderischer Weise investieren. Zum Vorteil Ihrer Klientin, wie gesagt werden muß.«
    »Na, verbrennen werd ich’s wohl.«
    »Wenn Sie was verbrennen, wird auch das noch Profit machen.«
    »Wollen Sie mir etwas Illegales vorwerfen? Ich sagte Ihnen schon einmal, daß ich mir kein Rauschgift unterschieben lasse.«
    »Das haben wir verstanden, Herr Armbruster«, sagte Straka, rutschte von der Tischkante, tat ein paar Schritte, wie um sich die Beine inmitten einer unsichtbaren Natur zu vertreten, und erklärte dann, daß nicht Armbrusters Geldvermehrungsaktionen dubios seien, sondern vielmehr der Ursprung des Vermögens, welches er verwalte und vermehre, Anna Geminis Vermögen.
    »Wie soll ich das verstehen?« fragte Armbruster, aufs Neue verunsichert.
    »Ihre Kundin, Frau Gemini, was denken Sie, womit die Dame ihr Geld verdient? Immerhin soviel, einige Einkäufe größeren Stils tätigen zu können.«
    »Das geht mich nichts an.«
    »Ach ja. Es hat Sie also nie interessiert?«
    »Nein.«
    »Glauben wir Ihnen nicht. Wir nehmen Ihnen eine solche Naivität nicht ab.«
    Nun, Clemens Armbruster war nicht eigentlich naiv gewesen, sondern verliebt, auch wenn man das eine mit dem anderen verwechseln konnte. Jedenfalls hatte er sich blind gestellt, blind gegen die Frage nach der Herkunft von Anna Geminis Geld. Eine solche Blindheit freilich paßte nicht zu ihm. Da hatte Straka schon recht.
    »Frau Gemini war mir sympathisch«, untertrieb Armbruster, »ich war gerne bereit, etwas für sie zu tun. Dazu hat aber nicht gehört, ihre Kapitalquellen zu überprüfen. Wo denken Sie hin? Ich könnte meinen Beruf an den Nagel hängen, würde ich den Menschen, denen ich Häuser verkaufe, Fragen stellen, die sie auf keinen Fall gefragt werden wollen. Ich bin schließlich nicht die Polizei, meine Herren, oder?«
    »Folgendes, Herr Armbruster«, sagte Straka und trat wieder aus der unsichtbaren Natur mit ihrer guten Luft und den erfreulichen Gerüchen heraus, »Sie bekommen so oder so Schwierigkeiten. Gewöhnen Sie sich daran. Und wägen Sie ab. Ob Sie nachher der Dumme oder der Gescheite sein wollen. Ob Sie in einem ungemütlichen Mittelpunkt stehen wollen oder nicht. Sie oder Frau Gemini, so einfach ist das. Sie sind doch Geschäftsmann, Sie müßten also wissen, wie wertlos ein solidarisches Verhalten in unserer leider Gottes harten und rauhen Welt ist.«
    »Was wollen Sie hören?« fragte Armbruster, ohne noch zu wissen, was er bereit sein würde alles zu tun, um seinen Hals aus der Schlinge zu bekommen. Und eine Schlinge gab es nun mal. Lyssa Hillers handgestrickte, posthum wirkende Schlinge.
    »Was wir hören wollen? Was Sie über Anna Gemini wissen.«
    »Sie ist Mutter eines …«
    »Über ihren Beruf, wenn man das einen Beruf nennen kann?«
    »Beruf? Ich dachte nicht, daß sie so etwas wie einen wirklichen …«
    »Also gut. Gehen wir die Sache anders an. Ich sage Ihnen, was Frau Gemini so tut: Sie tötet Menschen, für Geld, versteht sich. Geld, das Sie, mein Bester, anlegen. Man könnte sagen, reinwaschen. Aber so schlimm ist das natürlich nicht, diese Reinwascherei. Schlimmer ist die berechtigte Vermutung, Sie, Herr Armbruster, könnten Frau Gemini beauftragt haben, dieses gewisse Scheidungsproblem aus dem Weg zu räumen. Das bietet sich doch an, wenn man schon das Vermögen einer Killerin verwaltet, daß man diese Killerin auch um einen Gefallen bittet. Bloß daß Ihnen schlußendlich aufging, was das in aller Konsequenz bedeutet. Ein Haus, das in die Luft fliegt. Zusammen mit unschuldigen Menschen. Also wollten Sie wenigstens Ihre Frau retten. Und hatten Pech. Zuerst Pech, dann Glück, und jetzt wieder Pech, indem Sie hier sitzen und ziemlich blaß aussehen.«
    Das konnte man wohl sagen. Armbruster war fassungslos.

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