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Ein diebisches Vergnügen

Ein diebisches Vergnügen

Titel: Ein diebisches Vergnügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Mayle
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und Gaunereien, rätselhafte Fälle, in denen Personen tatsächlich oder vorgeblich auf Nimmerwiedersehen verschwanden, und Diebstähle, die sich auf einem höheren Niveau des Wagemuts und der Beute
bewegten. Er hatte seine Marktnische gefunden, und so dauerte es nicht lange, bis er in gewissen Kreisen den Ruf erworben hatte, ein Mann zu sein, der sowohl Ergebnisse erzielte als auch verschwiegen war.
     
    Elenas Anruf erreichte ihn, als er sich gerade nach einer schweißtreibenden halben Stunde im Fitnessraum, der sich im Dachgeschoss des Hotels befand, eine Erholung gönnte.
    »Sam, Elena am Apparat.« Sie zögerte. »Sam, störe ich dich? Du bist ja völlig außer Atem.«
    »Das liegt am Klang deiner Stimme, Elena. Sie bewirkt bei mir immer das Gleiche. Wie geht es dir?«
    »Ich habe viel zu tun. Deshalb rufe ich an. Ich muss mit dir reden. Wie sieht es aus, können wir morgen zusammen Mittag essen?«
    »Natürlich. In meinem Apartment? Wie in alten Zeiten?«
    »Nein danke, Sam. Ich komme nicht rauf zu dir, und schlag dir die alten Zeiten aus dem Kopf. Es geht um eine geschäftliche Angelegenheit. Arbeit, falls du dich noch erinnern kannst, was das ist.«
    »Hartherziges Frauenzimmer. Ich werde um Punkt 12.30 Uhr einen Tisch unten im Restaurant reservieren. Übrigens, Elena …«
    »Was ist?«
    »Ich freue mich, dich wiederzusehen. Es ist lange her.«
    Beide lächelten, als sie den Hörer auflegten.
    Sam hatte den gleichen Tisch wie immer reserviert; er befand sich ein wenig abseits, teilweise abgeschirmt vor den Blicken der Öffentlichkeit durch den üppigen Wuchs von Pflanzen, die den Innenhof des Chateaus in einen Garten Eden verwandelten. Er beobachtete, wie Elena zum Tisch geleitet wurde und sich alle Köpfe nach ihr umdrehten, um
sie einer genauen Musterung zu unterziehen. War sie berühmt? Mit wem traf sie sich? Im Chateau konnte man nie wissen, wen man zu Gesicht bekam. Der Anblick von Prominenten war Teil des Dekors.
    Sam begrüßte sie mit einen Kuss auf beide Wangen und trat einen Schritt zurück, wobei er tief einatmete. »Aha. Du benutzt immer noch Chanel Nr. 19.«
    Elena sah ihn an, den Kopf auf die Seite gelegt. »Und du hast deine Nase immer noch nicht richten lassen.«
    Während sie aßen (Cäsar-Salat und Evian-Wasser für Elena, Lachs und Meursault für Sam), teilte ihm Elena alles mit, was sie über den Raub wusste. Beim Kaffee überreichte sie ihm Fotokopien des Artikels in der Los Angeles Times und eine detaillierte Liste der gestohlenen Weine, die Roth zur Verfügung gestellt hatte. Als Sam sie überflog, betrachtete sie ihn verstohlen und musste sich eingestehen, dass die gebrochene Nase am besten gebrochen bleiben sollte. Sie verhinderte, dass er umwerfend attraktiv aussah.
    Sam blickte von der Liste auf. »Donnerwetter, das sind ja richtig hochkarätige Tropfen. Interessant, dass die Täter keinen einzigen Wein aus Kalifornien mitgenommen haben. Wie auch immer, ich ziehe meinen Hut vor demjenigen, auf dessen Konto dieser Coup geht. Optimale Wahl des Zeitpunkts, optimale Planung, eine saubere und rundum gelungene Aktion – ganz nach meinem Geschmack.«
    Elena blickte ihn über den Rand ihrer Sonnenbrille an. »Sam?«
    Lachend schüttelte er den Kopf. »Ich wasche meine Hände in Unschuld, Ehrenwort. Ich habe den Artikel nicht einmal zu Gesicht bekommen. Abgesehen davon kennst du mich. Ich habe mich inzwischen auf die Seite von Recht und Gesetz geschlagen.«

    »Heißt das, du übernimmst den Auftrag?«
    »Für dich tu ich doch alles, Elena. Oh, plus Spesen und fünf Prozent vom Wert der wiederbeschafften Beute.«
    »Zweieinhalb.«
    »Drei.«
     
     
    Nachdem er Elena hinausbegleitet hatte, kehrte Sam an den Tisch zurück und bestellte sich einen weiteren Espresso. Seit ihrer letzten Begegnung waren sechs Monate vergangen; sechs Monate seit dem Abend, der mit einem verbalen Schlagabtausch geendet hatte. Inzwischen konnte er sich nicht einmal mehr daran erinnern, worüber sie sich gestritten hatten. Sein Zögern, sich zu binden? Ihre Weigerung, Kompromisse zu schließen? Wie auch immer, ihre Liebesbeziehung hatte ein trauriges Ende genommen. Und noch schlimmer war es geworden, als er herausfand, dass sie mit einem dieser gut aussehenden, aber vergleichsweise untalentierten Jungschauspieler etwas angefangen hatte, die es in Hollywood wie Sand am Meer gab.
    Zufälligerweise dachte Elena auf der Rückfahrt in ihr Büro an eben jenen Jungschauspieler. Keine ihrer besten Entscheidungen, wie sie

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