Ein diebisches Vergnügen
mit anstrengenden Besprechungen im Hauptquartier des L.A.P.D. hinter sich und folglich das Bedürfnis, Dampf abzulassen. Er hämmerte gegen die Tür und schlug einen Ton an, wie er bei offiziellen Polizeieinsätzen angebracht war. »Aufmachen! Ich weiß, dass Sie zu
Hause sind!«, polterte er. »Kommen Sie raus, mit erhobenen Händen und heruntergelassenen Hosen.« Eine junge Frau, die den Korridor entlangeilte, starrte den schwarz gekleideten Hünen entgeistert an und huschte in Richtung Fahrstuhl davon.
Sam öffnete die Tür und trat beiseite, um Bookmans ausladende Gestalt eintreten zu lassen. Sie gingen durch die kleine Küche, deren eine Wand vollständig von den Klimaschränken eingenommen wurde, in denen Sam seine zum baldigen Genuss bestimmten Weine lagerte. Die geöffnete Flasche Bâtard-Montrachet befand sich in einem Eiskübel auf der Küchentheke neben zwei Gläsern. Bookman nahm den Korken und schnupperte daran, während Sam den Wein einschenkte.
Schweigend hielten sie ihre Gläser gegen das Abendlicht, das durch die Fenster drang. Den Wein behutsam schwenkend, senkten sie ihre Nasen in das berauschende, üppige Bukett, bevor sie den ersten Schluck kosteten.
Bookman stieß einen lustvollen Seufzer aus. »Den sollten wir nicht zurückgehen lassen.« Er nahm einen weiteren, größeren Schluck. »Ist das nicht der Wein, von dem Alexandre Dumas sagte, man sollte ihn auf Knien trinken, mit entblößtem Haupt?«
Sam grinste. »Es heißt, dass die Bewohner der Bourgogne jedes Mal salutieren, wenn sie an dem Weingut vorüberkommen.« Er nahm den Eiskübel mit ins Wohnzimmer, und die beiden Männer machten es sich in den überdimensionalen Armsesseln bequem, den Wein auf einem niedrigen Tisch zwischen ihnen.
»Und jetzt lass mich raten, welchem Umstand ich das Vergnügen verdanke«, sagte Bookman. Er trank abermals einen Schluck Wein und betrachtete das Glas, als sei er tief in Gedanken versunken.
»Ich habe den Fall Roth übernommen.«
»Ich weiß. Ich habe mich über die Einzelheiten ins Bild setzen lassen, bevor ich hierhergekommen bin. Schon irgendwelche Fortschritte erzielt?«
»Bisher habe ich nur herausgefunden, dass Mr. Roth eine Nervensäge ist. Außerdem ist er ein Schlitzohr – zumindest versucht er, uns über den Tisch zu ziehen. Der Wein ist für 2,3 Millionen versichert, aber er behauptet, er sei drei Millionen wert. Was vermutlich stimmt, aber für diese Summe wurde er nicht versichert. Abgesehen davon weiß ich nur, dass es sich bei dem Raub um das Werk von Profis handelt. Ich werde morgen die Auktionshäuser unter die Lupe nehmen, aber ich wette, dass der Wein nicht gestohlen wurde, um an den Höchstbietenden versteigert zu werden. Der war von Anfang an für einen Privatkeller bestimmt.«
Bookman nickte. »Das leuchtet ein. Solche Raritäten bekommt man nicht jeden Tag zu Gesicht. Ihre Spur ließe sich viel zu leicht zurückverfolgen.« Er hielt Sam sein Glas entgegen, um es nachfüllen zu lassen. »Könntest du dir vorstellen, dass Roth die ganze Sache inszeniert hat, wegen der Versicherungssumme?«
»Nein. Hast du den Artikel in der Los Angeles Times gelesen? Roth gehört zu den Menschen, die gern mit ihren Besitztümern protzen. Dass man seinen Keller leer geräumt hat, ist eine unrühmliche Schlappe, die ihn zum Verlierer abstempelt.« Sam schwenkte die Flasche im Eiswasser, bevor er sein eigenes Glas nachfüllte. »Das ist der aktuelle Stand der Ermittlungen. Und was ist mit dir? Haben deine Männer irgendetwas herausgefunden? Den mexikanischen Verwalter aufgespürt?«
Bookmans spöttisches Lachen glich einem Schnauben. »Vergiss es. Wie viele illegale Einwanderer gibt es in diesem
Land – zwölf Millionen? Vermutlich lebt mehr als die Hälfte davon in Kalifornien – und bei keinem von ihnen sind die Daten in irgendeinem Computer erfasst. Glaube mir, der Kerl hat sich entweder über die Grenze in Sicherheit gebracht oder ist tot in einem Müllcontainer gelandet.« Es entstand eine Pause, in der Bookman sich vergewisserte, dass das zweite Glas genauso köstlich mundete wie das erste. »Möchtest du die guten Neuigkeiten hören? Wir haben den Krankenwagen gefunden.«
»Und die schlechten?«
»Der Täter saß nicht mehr am Steuer. Scherz beiseite: Keine Nummernschilder, keine Fingerabdrücke. Alles abgewischt, blitzeblank. Was diesen Fall betrifft, stecken wir in einer Sackgasse, und in der Zwischenzeit haben wir ein paar andere Probleme am Hals.« Er zählte sie eines nach dem
Weitere Kostenlose Bücher