Ein diebisches Vergnügen
zugeben musste. Eine neue Bindung, die unweigerlich auf eine Trennung hinauslief. Es dauerte nicht lange, bis sie erkannte, dass er bereits eine andere, ältere leidenschaftliche Liebesaffäre hatte – und zwar mit sich selbst: Sobald die Unterhaltung von diesem alles verzehrenden Thema abzuschweifen drohte, trübten sich seine Augen oder suchten Bestätigung im nächsten Spiegel. Wie lange hatte die Episode gedauert? Drei Wochen? Einen Monat? In jedem Fall zu lange.
Elena zuckte die Achseln und versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen. Sie wurde durch den Klang der ersten Noten von La vie en rose von ihren Gedanken erlöst. Es war der Klingelton, den Sam auf ihrem Handy gespeichert hatte, nach ihrem gemeinsamen Aufenthalt in Paris, und irgendwie hatte sie bisher nie die Zeit gefunden, ihn zu ändern.
»Und? Irgendwelche Fortschritte zu verzeichnen?«
Elena erkannte auf Anhieb den herrischen Befehlston, den Roth offenbar immer dann anschlug, wenn er das Wort an seine Handlanger richtete. Sie riss sich zusammen, bevor sie antwortete. »Ich denke schon, Mr. Roth. Wir haben gerade einen Sonderermittler eingeschaltet, einen Experten, der sich ausschließlich mit Ihrem Fall befassen wird.«
»Na also, geht doch. Sagen Sie ihm, dass er sich mit mir in Verbindung setzen soll.«
5. Kapitel
S ams Anruf wurde von einer gut gelaunten Cecilia Volpé entgegengenommen; die ungewöhnliche Stimmungslage war dem neuesten Geschenk ihres Vaters geschuldet, einem perlgrauen Porsche. Der brüske Tonfall am Telefon, den sie normalerweise an den Tag zu legen pflegte, war einem katzenhaften Schnurren gewichen, und es klang beinahe entschuldigend, als sie Sam mitteilte, Mr. Roth sei im Moment nicht zu sprechen; er habe sich ein Meeting zu Gemüte geführt. (In Hollywood werden Meetings nicht abgehalten, sondern wie ein Schlummertrunk zu Gemüte geführt, oft mit ähnlich einschläfernder Wirkung.) Als Sam erklärte, wer er war und weshalb er anrief, machte sich sogar ein Hauch von Wohlwollen in Cecilias Erwiderung bemerkbar.
»Er ist, gewissermaßen, am Boden zerstört. Ich meine, Wein im Wert von drei Millionen einfach weg, ganz zu schweigen von dieser miesen kleinen mexikanischen Ratte, die ihn verraten hat. Ein Halunke, durch und durch.« Sie hätte ihre Litanei vermutlich endlos weitergebetet, wenn nicht in diesem Augenblick Roth höchstselbst aus seinem Büro aufgetaucht wäre, mit einer seiner jüngeren Mandantinnen, einer Schauspielerin, die ständig zwischen Filmstudio und Reha hin und her pendelte. Cecilia verordnete Sam einen Aufenthalt in der
akustischen Warteschleife, bis Roth zurückkehrte, der seine junge Schutzbefohlene zum Fahrstuhl begleitete.
»Ein Mr. Levitt ist am Telefon. Der Ermittler von der Versicherungsgesellschaft.«
Roth ging in sein Büro, um den Anruf entgegenzunehmen. »Das wurde aber auch Zeit. Was haben Sie herausgefunden?«
»Wir haben gerade erst mit den Ermittlungen begonnen, Mr. Roth. Es wäre hilfreich, wenn wir einige Einzelheiten in einem persönlichen Gespräch klären könnten, und ich muss Ihren Weinkeller in Augenschein nehmen. Wann immer es Ihnen passt.«
»Am besten unverzüglich.«
Sam holte tief Luft. Ein harter Brocken; dieser Auftrag würde kein Zuckerschlecken werden. »Unverzüglich? Ganz wie Sie wollen, Mr. Roth. Ihre Adresse habe ich. Ich bin in einer halben Stunde bei Ihnen.«
Sam wartete bereits eine Dreiviertelstunde vor dem Pförtnerhaus, als der glatzköpfige Erfolgsanwalt endlich eintraf. Er entschuldigte sich nicht, ja er machte nicht mal Anstalten, seinem Gast zur Begrüßung die Hand zu reichen. Es war beiderseitige Abneigung auf den ersten Blick. Während Roth ihm auf dem Weg zum Keller vorausging, schwand jedes Quäntchen Mitleid, das er mit dem Opfer des Raubes empfunden haben mochte.
In der nächsten halben Stunde wurden seine Versuche, Informationen zu sammeln, fortwährend durch Roths Blackberry durchkreuzt, das dessen ganze Aufmerksamkeit forderte, um nicht zu sagen überforderte. So stand es Sam frei, den Keller und den Wein zu inspizieren – die kalifornischen Chardonnays, Cabernets und Pinots, die vom Diebstahl verschont geblieben waren. Im Anschluss musterte er eingehend die massive Holztür im spanischen Stil, die den Keller vom
Rest des Hauses trennte. Schließlich, als es nichts weiter in Augenschein zu nehmen gab, pflanzte er sich unmittelbar vor Roth auf, der eine Gebetshaltung eingenommen hatte – den Kopf gebeugt, die Hände aneinandergelegt –
Weitere Kostenlose Bücher