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Ein diebisches Vergnügen

Ein diebisches Vergnügen

Titel: Ein diebisches Vergnügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Mayle
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Jahrhundert und die Strände von Prado; und im Süden eine Welle von Ziegeldächern, die zu der weitläufigen schimmernden Meeresbucht hinabführten. Sam fragte sich gerade, ob Reboul jemals hierher kam, um diese Aussicht mit seiner häuslichen Perspektive zu vergleichen, als sein Handy klingelte.
    »Sam? Wo stecken Sie?« Philippes Stimme war leise und eindringlich, beinahe verschwörerisch.
    »Auf dem Dach der Welt. Vor der großen Kirche mit Aussicht auf die ganze Stadt.«

    »Für eine Stadtbesichtigung ist jetzt keine Zeit. Kommen Sie schnellstens ins Hotel zurück. Wir müssen reden.«
    »Was ist denn passiert?«
    »Grosso hat gerade angerufen. Auf drei Magnumflaschen sind die Fingerabdrücke mit denen Roths identisch. Er sagt, es könne keinen Zweifel geben: Die Übereinstimmung sei eindeutig.«
    Sam war sich nicht sicher, ob er zufrieden oder enttäuscht sein sollte, und während der Taxifahrt spürte er deutlich, dass auch Sophie gemischte Gefühle über die Neuigkeit hatte. Doch als sie ins Hotel zurückkehrten, fanden sie einen Mann vor, der weder von Zweifeln noch bösen Vorahnungen geplagt wurde. Philippe hatte es sich an einem Ecktisch mit drei Sektkelchen und einem voll beladenen Eiskübel bequem gemacht. Das Glitzern der Goldfolie am Flaschenhals war ein untrügliches Zeichen, dass es sich um Champagner handelte.
    Philippe erhob sich mit einem Lächeln, das beinahe so breit war wie seine geöffneten Arme. »Also, mes chères, wir haben den Fall gelöst, oder? Wir haben den Beweis.« Mit fast schon übertriebener Sorgfalt füllte er den Champagner in die Sektkelche und reichte sie weiter. Dann hob er sein Glas und neigte den Kopf den beiden anderen zu. »Wir können uns gratulieren. Das wird eine Riesenüberraschung für Monsieur Reboul, eh? Oh, ich habe vergessen, euch zu erzählen – ich habe einen guten Draht zum Flughafenpersonal. Vielleicht kann meine Kontaktperson herausfinden, welche Waren Rebouls Geschäftsflugzeug letztes Jahr im Dezember aus Kalifornien hierhergeflogen hat. Seltsam, wie das Leben so spielt. Eines führt zum anderen, und dann – pouf! – kommen mit einem Mal alle möglichen Geheimnisse ans Tageslicht.«

    Sam trank versonnen einen Schluck Champagner. »Eines bereitet mir Kopfzerbrechen bei der ganzen Sache«, gab er zu bedenken. »Und das ist das Motiv. Reboul scheint ein Mensch zu sein, der alles besitzt, was man sich nur wünschen kann. Erfolg, Geld, das ganze Drum und Dran. Frauen wie Sand am Meer, einen Privatpalast, ein Privatflugzeug, eine Jacht und weiß Gott genug Wein für den Rest seines Lebens.« Er hielt inne und sah Philippe an. »Warum hat er sich auf so etwas eingelassen? Warum in aller Welt geht er ein solches Risiko ein?«
    »Sam, Sie verstehen die Franzosen nicht«, erwiderte Philippe kopfschüttelnd.
    Auf diese Bildungslücke hatte man Sam in den vergangenen Tagen schon mehrfach hingewiesen, wie er seufzend registrierte.
    »Vergessen Sie nicht, dass Chauvin Franzose war«, fuhr Philippe fort. »Ein Soldat, von Napoleon ausgezeichnet. Wir haben den Chauvinismus erfunden. Man könnte das fälschlicherweise als Überheblichkeit auslegen.« Bei diesen Worten zog Philippe die Augenbrauen hoch, als wäre er erstaunt, dass jemand seinen Landsleuten eine solche Unsitte unterstellen könnte. »Wir sind Patrioten, stolz auf unser Land, unsere Kultur, unsere Küche, unser patrimoine - unser Erbe. Und es gibt keinen glühenderen Patrioten als unseren Freund Reboul. Er zahlt sogar Steuern in Frankreich, man stelle sich das vor! Sie haben die Artikel in seinem Dossier gelesen. Er zieht seit jeher gegen die Schrecken der Globalisierung zu Felde, gegen den allmählichen Verfall französischer Werthaltungen, die Tragödie, dass französische Vermögenswerte in ausländische Hände fallen – Unternehmen, Immobilien und natürlich unsere Spitzenweine. Aus der Zeitung zu erfahren, dass sich Unmengen Bordeaux premier cru in einem Keller in
Hollywood befinden – ausgerechnet Hollywood! -, muss für ihn eine persönliche Beleidigung sein, eine Schande, ein Stachel im Fleisch. Und dann dürfen wir einen weiteren Faktor nicht vergessen: die sportliche Herausforderung. Mais oui .« Philippe nickte bestätigend, während er einen Schluck Champagner trank.
    Sophie und Sam sahen verwirrt aus. »Ich weiß nicht, ob mich Ihre Hypothese vom Raub aus rein patriotischen Gründen überzeugt«, entgegnete Sam. »Aber angenommen, Sie haben recht. Was hat das mit Sport zu tun? Gibt es da

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