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Ein diplomatischer Zwischenfall

Ein diplomatischer Zwischenfall

Titel: Ein diplomatischer Zwischenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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davon, dann wird keiner auf den Gedanken kommen, dass auch ein historisch wertvoller Rubin mit aus dem Land geschmuggelt wird. Das wäre eine gute Tarnung gewesen.«
    »Ich glaube das nicht, ich glaube Ihnen kein Wort.«
    »Fragen Sie seine Schwester!« Poirot nickte jemandem über Sarahs Schulter hinweg zu.
    Diese drehte sich schnell um.
    Eine Platinblonde stand im Türrahmen. Sie trug einen Pelzmantel und blickte prüfend um sich. Sie war offensichtlich fassungslos.
    »Ich und seine Schwester! So ein Unsinn!«, lachte sie laut und unsympathisch auf. »Der Kerl ist nicht mein Bruder! Er hat sich also aus dem Staub gemacht, und ich soll nun die Suppe auslöffeln. Das Ganze war seine Idee. Er hat mich dazu überredet. Er sagte, dass das gestohlene Zeug viel Geld bringen würde und dass wegen des Skandals nie Nachforschungen angestellt würden. Ich könnte Ali immer erpressen, wenn ich verraten wollte, dass er mir den wertvollen Stein gegeben habe. In Paris wollten wir uns die Beute teilen… Und jetzt lässt mich der Dreckskerl im Stich. Ich könnte ihn umbringen!« Sie wandte sich mit einem Ruck um. »Je eher ich verschwinde… Bestellt mir jemand ein Taxi?«
    »Das Auto wartet schon vor der Haustür auf Sie. Es bringt Sie zum Bahnhof, Mademoiselle«, schnarrte Poirot.
    »Sie denken an alles, oder?«
    »Fast an alles«, lächelte Poirot selbstzufrieden.
     
    Er sollte jedoch noch nicht entlassen sein.
    Als er das Esszimmer betrat, nachdem er die angebliche Miss Lee-Wortley zum wartenden Auto begleitet hatte, wartete Colin auf ihn. Ein finsterer Ausdruck lag auf seinem jungen Gesicht. »Jetzt hören Sie mir mal zu, Monsieur Poirot! Was ist denn mit dem Rubin? Soll das heißen, dass er mit dem Rubin entwischt ist?«
    Poirot machte ein langes Gesicht. Er drehte an seinem Schnurrbart. Er fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. So schien es wenigstens.
    »Ich werde ihn wiederbekommen«, sagte er schwach. »Es gibt noch andere Wege. Ich werde…«
    »Hm«, ließ sich Michael vernehmen. »Wenn ich bedenke, dass Sie den Gauner mit dem Rubin entwischen ließen…«
    Bridget war schlauer.
    »Er zieht uns wieder auf«, sagte sie. »Inzwischen kenne ich Sie, nicht wahr, Monsieur Poirot?«
    »Wollen wir zum Schluss noch ein Zauberkunststückchen vorführen, Mademoiselle? Greifen Sie in meine linke Tasche!«
    Bridget griff hinein. Mit einem Freudenschrei zog sie die Hand wieder heraus. Sie hielt den großen Rubin hoch, der prachtvoll und blutrot funkelte.
    »Jetzt wissen Sie also«, sagte Poirot, »dass der Stein, den Sie mit Ihrer Hand fest umklammerten, eine Nachahmung ist. Ich brachte sie für den Fall aus London mit, dass ich Ersatz brauchen würde. Verstehen Sie nun? Wir wollten keinen Skandal. Monsieur Desmond wird versuchen, die Imitation in Paris oder Brüssel oder in irgendeiner anderen Stadt, wo er Verbindungen hat, zu verkaufen. Dort wird man dann feststellen, dass der Rubin nicht echt ist. Hauptsache: Wir haben den richtigen. Was können wir uns Besseres wünschen? Alles endet zu unserer Zufriedenheit. Der Skandal ist vermieden worden, mein Prinzensöhnchen bekommt seinen Rubin wieder, er kehrt in sein Land zurück und geht, um eine Erfahrung reicher, eine hoffentlich gute Ehe ein. Ende gut – alles gut.«
    »Abgesehen von mir«, murmelte Sarah fast unhörbar.
    Sie sprach so leise, dass Poirot als einziger ihren Einwand hörte. Er sah sie freundlich an und schüttelte den Kopf.
    »Sie täuschen sich, Mademoiselle Sarah. Sie haben auch dazugelernt. Jede Erfahrung ist wertvoll, und eine glückliche Zeit liegt vor Ihnen. Das prophezeie ich Ihnen.«
    »Das sagen Sie«, entgegnete Sarah.
    »Aber hören Sie, Monsieur Poirot«, Colin blickte finster drein, »wie haben Sie unseren Plan erfahren?«
    »Meine Aufgabe ist es, alles zu wissen«,, antwortete Monsieur Poirot. Er drehte an seinem Schnurrbart.
    »Ja, gut, aber ich kann mir nicht vorstellen, wie Sie das geschafft haben. Hat uns jemand verpfiffen? Ist jemand zu Ihnen gekommen und hat es erzählt?«
    »Nein, das nicht.«
    »Wie haben Sie es dann erfahren?«
    Alle baten im Chor: »Ja, erzählen Sie!«
    »Aber nein«, protestierte Poirot. »Wenn ich verrate, wie ich es erfahren habe, werdet ihr enttäuscht sein. Es ist wie bei einem Zauberkünstler, der verrät, wie er seine Kunststücke macht.«
    »Erzählen Sie doch, Monsieur Poirot, bitte! Erzählen Sie!«
    »Ihr wollt wirklich, dass ich dieses letzte Geheimnis aufdecke?«
    »Ja, erzählen Sie!«
    »Ach, ich glaube, ich

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