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Ein diplomatischer Zwischenfall

Ein diplomatischer Zwischenfall

Titel: Ein diplomatischer Zwischenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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schon Ihr Motto.«
    »Ist es nicht vielleicht auch Myladys Motto?«, fragte er und zwinkerte belustigt mit den Augen.
    »Hin und wieder, vielleicht«, gab sie zu. »Was haben Sie in London gemacht, Monsieur Poirot? Das können Sie mir ja wohl erzählen, nicht wahr?«
    »Ich hatte eine Unterredung mit dem guten Inspektor Miller. Ebenfalls mit dem ausgezeichneten Mr Mayhew.«
    Lady Astwell blickte ihn forschend an.
    »Und Sie glauben jetzt -?«, sagte sie langsam.
    »Dass Charles Leverson unschuldig sein mag. Es besteht jedenfalls die Möglichkeit«, sagte er ernst.
    »Aha!« Lady Astwell richtete sich halb auf und warf dabei zwei Kissen auf den Boden. »Ich hatte also doch Recht!«
    »Ich habe nur von einer Möglichkeit gesprochen, Madame, weiter nichts.«
    Etwas in seinem Ton schien sie zu beeindrucken. Sie stützte sich auf einen Ellbogen und blickte in durchdringend an.
    »Kann ich Ihnen behilflich sein?«, fragte sie.
    »Ja.« Er nickte. »Sie können mir sagen, Lady Astwell, warum Sie Owen Trefusis verdächtigen.«
    »Das habe ich Ihnen schon gesagt. Ich weiß es – das ist alles.«
    »Leider genügt das nicht«, sagte Poirot trocken. »Denken Sie einmal zurück an den verhängnisvollen Abend, Mylady. Versuchen Sie, sich alle Einzelheiten, jedes kleinste Geschehen ins Gedächtnis zurückzurufen. Was haben Sie an dem Sekretär beobachtet? Ich, Hercule Poirot, sage Ihnen, es muss Ihnen etwas aufgefallen sein.«
    Lady Astwell schüttelte den Kopf.
    »Ich habe ihn den ganzen Abend kaum bemerkt und bestimmt nicht an ihn gedacht.«
    »Ihre Gedanken waren anderweitig beschäftigt?«
    »Ja.«
    »Mit dem Groll Ihres Gatten gegen Miss Lily Margrave?«
    »Das stimmt«, sie nickte mit dem Kopf. »Sie sind anscheinend völlig im Bilde, Monsieur Poirot.«
    »Ich weiß alles«, erklärte der kleine Mann mit einer komisch grandiosen Miene.
    »Ich mag Lily gern, das werden Sie ja schon gemerkt haben, Monsieur Poirot. Reuben machte einen Mordsspektakel wegen ihrer Referenzen. Wohlgemerkt, sie hatte tatsächlich geschwindelt. Das gebe ich ohne Weiteres zu. Aber, du meine Güte, ich habe in meiner Jugend noch ganz andere Sachen gemacht. Man muss mit allen Hunden gehetzt sein, um Theaterleiter herumzukriegen. Es gibt wohl nichts, was ich zu meiner Zeit nicht geschrieben, gesagt oder getan hätte.
    Lily wollte diesen Posten nun einfach haben und sie hat dabei Schliche angewandt, die nicht ganz – sagen wir mal – comme il faut waren. Männer sind in der Hinsicht ja etwas komisch. Nach dem Theater zu urteilen, das mein Mann wegen dieser Sache anstellte, hätte man meinen können, Lily sei eine Bankangestellte, die mit Millionen durchgebrannt war. Ich war den ganzen Abend in schrecklicher Unruhe; denn wenn ich meinen Mann letzten Endes ja auch meistens um den Finger wickeln konnte, so war er doch zuweilen furchtbar dickköpfig, der arme Reuben. So kam es, dass ich nicht viel Zeit und Aufmerksamkeit auf den Sekretär zu verschwenden hatte, und Mr Trefusis fällt einem sowieso nicht besonders auf. Er ist einfach da, und damit hat sich das.«
    »Das habe ich auch schon bemerkt«, sagte Poirot. »Mr Trefusis ist bestimmt keine aus dem Rahmen fallende Persönlichkeit.«
    »Nein«, sagte Lady Astwell, »er ist das genaue Gegenteil von Victor.«
    »Mr Victor Astwell ist – wenn ich mich so ausdrücken darf – sehr explosiv.«
    »Das ist ein herrlicher Ausdruck für ihn«, sagte Lady Astwell. »Er explodiert durchs ganze Haus wie ein Knallfrosch oder wie die Dinger heißen.«
    »Ein etwas hitziges Temperament, nicht wahr?«, meinte Poirot.
    »Oh, ein richtiger Teufel, wenn er aufgebracht ist«, sagte Lady Astwell. »Aber du lieber Himmel, ich habe keine Angst vor ihm. Sie wissen ja, Hunde, die bellen, beißen nicht.«
    Poirot blickte zur Decke.
    »Und Sie können mir wirklich nichts über den Sekretär sagen?«, murmelte er sanft.
    »Ich sage Ihnen, Monsieur Poirot, ich weiß, dass er es war. Es ist Intuition. Die Intuition einer Frau – «
    »Bringt keinen Mann an den Galgen«, ergänzte Poirot, »und, was mehr für unseren Fall passt, rettet keinen vom Galgen. Lady Astwell, wenn Sie aufrichtig von Mr Leversons Unschuld überzeugt sind und Ihr Verdacht gegen den Sekretär wohl begründet ist, würden Sie mir wohl einen ungewöhnlichen Gefallen tun und sich auf ein kleines ungefährliches Experiment einlassen?«
    »Was für ein Experiment?«, fragte Lady Astwell misstrauisch.
    »Sind Sie bereit, sich in einen Zustand der Hypnose versetzen

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