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Ein diplomatischer Zwischenfall

Ein diplomatischer Zwischenfall

Titel: Ein diplomatischer Zwischenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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keine dieser beiden Methoden anwenden. Wir müssen uns ein Beispiel an der Hauskatze nehmen. Stundenlang wacht sie vor einem Mauseloch. Regungslos, untätig liegt sie auf der Lauer – aber sie geht nicht fort.«
    Seufzend stellte er die leere Tasse weg.
    »Damals bat ich Sie, so zu packen, dass es für ein paar Tage reichen würde. Morgen, mein guter George, müssen Sie nach London fahren und so viele Sachen holen, dass wir für vierzehn Tage genug haben.«
    »Sehr wohl, Sir«, sagte George, der sich durch nichts aus dem Gleichgewicht bringen ließ.
     
    Die anscheinend dauernde Anwesenheit von Hercule Poirot ging vielen Leuten in Lady Astwells Haushalt auf die Nerven. Victor Astwell demonstrierte deswegen bei seiner Schwägerin.
    »Es ist alles ganz gut und schön, Nancy. Aber du kennst diesen Burschen nicht. Er hat hier ein recht bequemes Quartier gefunden und will sich offenbar für einen Monat häuslich niederlassen. Während der ganzen Zeit wird er dir außerdem noch zwei Guineen pro Tag anrechnen.«
    Worauf Lady Astwell prompt erwiderte, das sei ihre Sache und sie brauche keine fremde Einmischung.
    Lily Margrave versuchte krampfhaft, ihre Unruhe zu verbergen. Erst war sie überzeugt gewesen, dass Poirot ihrer Darstellung Glauben geschenkt hatte. Jetzt aber war sie dessen nicht mehr so sicher.
    Poirot spielte indessen nicht nur eine abwartende Rolle. Am fünften Tage seines Aufenthaltes brachte er ein kleines Sammleralbum für Fingerabdrücke mit hinunter zum Essen. Es schien eine ziemlich plumpe Methode, um die Fingerabdrücke der einzelnen Haushaltsmitglieder zu bekommen. Aber vielleicht war sie doch nicht so plump, wie es den Anschein hatte, denn niemand konnte einem Sammler seine Fingerabdrücke verweigern. Erst nachdem der kleine Mann zu Bett gegangen war, machte Victor Astwell seinem Herzen Luft.
    »Du siehst ja wohl nun, was es bedeutet, Nancy. Er hat es auf einen von uns abgesehen.«
    »Mach dich doch nicht lächerlich, Victor.«
    »Was bezweckte er denn sonst mit seinem verflixten kleinen Buch?«
    »Monsieur Poirot weiß, was er tut«, sagte Lady Astwell selbstzufrieden und blickte dabei Owen Trefusis bedeutungsvoll an.
    Bei einer anderen Gelegenheit führte Poirot ein neues Spiel ein: Er nahm von allen Hausbewohnern Fußabdrücke. Am nächsten Morgen schlich er sich wie eine Katze in die Bibliothek und erschreckte Owen Trefusis, der, wie von einer Tarantel gestochen, aufsprang.
    »Sie müssen schon entschuldigen, Monsieur Poirot«, sagte er etwas pikiert, »aber Sie machen uns alle ganz nervös.«
    »Aber wieso denn?«, fragte der kleine Mann mit unschuldigster Miene.
    »Ich muss gestehen«, sagte der Sekretär, »dass ich das Beweismaterial gegen Charles Leverson völlig erdrückend fand. Sie sind aber anscheinend anderer Meinung.«
    Poirot, der bis dahin zum Fenster hinausgeschaut hatte, wandte sich plötzlich dem Sekretär zu.
    »Ich will Ihnen mal etwas sagen, Mr Trefusis – im tiefsten Vertrauen.«
    »Ja?«
    Poirot schien es jedoch nicht eilig zu haben. Er zögerte eine Weile. Als er endlich zu sprechen begann, fielen seine ersten Worte mit dem Offnen und Schließen der Haustür zusammen. Für einen Mann, der eine vertrauliche Mitteilung zu machen hatte, sprach er recht laut. Seine Stimme übertönte die Schritte draußen in der Halle.
    »Ich sage Ihnen dies im Vertrauen, Mr Trefusis. Ich habe neue Beweise gesammelt. Danach war Sir Reuben bereits tot, als Charles Leverson das Turmzimmer an jenem Abend betrat.«
    Der Sekretär starrte ihn an.
    »Aber was für Beweise? Warum haben wir noch nichts davon gehört?«
    »Sie werden schon noch davon hören«, sagte der kleine Mann geheimnisvoll. »Inzwischen bleibt das Geheimnis unter uns.«
    Mit diesen Worten sprang er behände aus dem Zimmer und prallte in der Halle fast mit Victor Astwell zusammen.
    »Sie sind wohl gerade erst hereingekommen, Monsieur?«
    Astwell nickte.
    »Garstig draußen«, sagte er, schwer atmend, »kalt und windig.«
    »Ah«, sagte Poirot, »ich werde also keine promenade machen – ich bin wie eine Katze, ich sitze lieber am Feuer und wärme mich.«
     
    » Ç a marche, George, wir machen Fortschritte«, sagte er am Abend zu seinem getreuen Diener und rieb sich vergnügt die Hände. »Sie sind alle nervös, sitzen wie auf Kohlen! Es ist nicht leicht, George, wie eine Katze auf der Lauer zu liegen, aber es macht sich bezahlt, ja, es macht sich sehr gut bezahlt. Morgen werden wir noch mehr Eindruck machen.«
    Am nächsten Tag sah

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