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Ein diskreter Held

Ein diskreter Held

Titel: Ein diskreter Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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wenn ich störe, aber es ist sehr wichtig, Señor.«
    »Ja, klar, natürlich.« Er überlegte, wo er ihn hinbestellen konnte. »Weißt du noch, wo ich das letzte Mal mit deinem Chef zu Mittag gegessen habe?«
    »Das weiß ich noch gut, ja«, sagte der Chauffeur nach einer kurzen Pause.
    »Warte dort auf mich, in genau einer Stunde. Ich hole dich mit dem Wagen ab. Bis gleich.«
    Als Rigoberto wieder ins Esszimmer kam, um Lucrecia von Narcisos Anruf zu erzählen, sah er, wie seine Frau und Justiniana am Fernsehbildschirm hingen und entgeistert hörten und sahen, wie der Starreporter des Nachrichtensenders RPP, Raúl Vargas, Einzelheiten berichtete und Vermutungen anstellte zu dem mysteriösen Verschwinden von Doña Armida de Carrera, Witwe des bekannten und kürzlich verstorbenen Geschäftsmanns Don Ismael Carrera. Die Anweisung des Innenministers, die Nachricht nicht zu verbreiten, hatte nichts genutzt. Sicher verfolgte ganz Peru jetzt, so wie sie, diese Exklusivmeldung. Und die Einwohner von Lima hatten für eine Weile ihre Show. Raúl Vargas berichtete mehr oder weniger, was sie schon wussten: Die Señora war am gestrigen Tag verschwunden, am frühen Nachmittag, nach einem Termin im Zusammenhang mit der Eröffnung des Testaments des Verstorbenen. Die Besprechung sollte am Nachmittag fortgesetzt werden. Verschwunden war sie in dem Zeitraum dazwischen. Die Polizei hatte alle Hausangestellten sowie die vier Leibwächter der Witwe zur Vernehmung mitgenommen. Einen Hinweis auf eine Entführung gab es nicht, aber es wurde vermutet. Die Polizei gab eine Telefonnummer, die jeder anrufen konnte, der die Dame gesehen hatte oder etwas über ihren Aufenthaltsort wusste. Er zeigte Fotos von Armida und von Ismaels Begräbnis und erinnerte an den Skandal, den die Ehe des vermögenden Unternehmers mit seiner einstigen Hausangestellten ausgelöst hatte. Und gab bekannt, dass die beiden Söhne des Verstorbenen in einer Pressemitteilung das Geschehene bedauerten und ihrer Hoffnung Ausdruck verliehen, die Señora möge wohlbehalten wieder auftauchen. Sie boten eine Belohnung für jeden Hinweis, der zu ihrem Auffinden führte.
    »Jetzt wird die Meute mich interviewen wollen«, zischte Rigoberto.
    »Die sind längst dabei«, gab Justiniana ihm den Rest. »Zwei Radiosender und eine Zeitung haben schon angerufen.«
    »Das Beste wird sein, wir stellen das Telefon ab«, meinte er.
    »Sofort«, sagte Justiniana.
    »Was wollte Narciso?«, fragte Lucrecia.
    »Ich weiß nicht, er klang sehr verängstigt. Irgendwas werden die Hyänen mit ihm gemacht haben. Ich treffe ihn gleich. Wir haben uns verabredet wie im Film, ohne den Ort zu nennen. Wahrscheinlich finden wir uns nie.«
    Er duschte und ging direkt hinunter in die Garage. Als er hinausfuhr, sah er vor dem Eingang des Gebäudes die Journalisten, die dort mit ihren Kameras Posten bezogen hatten. Bevor er zum La Rosa Náutica fuhr, drehte er, um sicher zu sein, dass niemand ihm folgte, mehrere Runden durch die Straßen von Miraflores. Womöglich hatte Narciso Geldprobleme. Aber das war kein Grund, solche Vorsichtsmaßnahmen zu treffen und nicht einmal den Namen zu sagen. Oder vielleicht doch. Egal, bald würde er es wissen. Er fuhr auf den Parkplatz des Restaurants und sah Narciso gleich zwischen den Autos hervorkommen. Er öffnete ihm die Tür, und der Schwarze stieg ein und setzte sich neben ihn: »Guten Tag, Don Rigoberto. Bitte entschuldigen Sie, dass ich Sie gestört habe.«
    »Keine Ursache, Narciso. Fahren wir ein bisschen herum, dann können wir in Ruhe sprechen.«
    Der Chauffeur trug eine blaue Mütze, die er sich bis über die Augen gezogen hatte, und schien abgenommen zu haben. Rigoberto fuhr auf die Küstenstraße in Richtung Barranco und Chorrillos und reihte sich in eine schon recht dichte Kolonne ein.
    »Wie du siehst, nehmen Ismaels Probleme auch nach seinem Tod kein Ende«, bemerkte er schließlich. »Du hast schon gehört, dass Armida verschwunden ist, ja? Offenbar wurde sie entführt.«
    Da er keine Antwort erhielt und nur ein heftiges Atmen vernahm, warf er einen Blick zu ihm hinüber. Narciso schaute geradeaus, die Stirn gerunzelt. Er hatte die Finger verschlungen, presste sie ineinander.
    »Genau darüber wollte ich mit Ihnen sprechen, Don Rigoberto«, flüsterte er, schaute zu ihm, ein unruhiger Glanz in den Pupillen, und wandte die Augen gleich wieder ab.
    »Du meinst, über Armidas Verschwinden?« Erneut sah Rigoberto zu ihm hin.
    Ismaels Chauffeur schaute weiter

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