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Ein diskreter Held

Ein diskreter Held

Titel: Ein diskreter Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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Nicht einmal ich kriege dann mein Honorar. Die Sache sieht also ziemlich düster aus.«
    Er saß so hilflos da, mit einer solchen Trauermiene, dass es lächerlich wirkte und Rigoberto lachen musste.
    »Darf man wissen, worüber du lachst, Rigoberto?« Lucrecia sah ihn verärgert an. »Was findest du komisch an dieser Tragödie?«
    »Ich weiß, warum Sie lachen, Rigoberto«, sagte Dr. Arnillas. »Weil Sie sich jetzt frei fühlen. Tatsächlich wird das Verfahren gegen Ismaels Eheschließung nicht weiterverfolgt. Es wird eingestellt. Außerdem hätte es die finanzielle Seite ohnehin nicht berührt, denn auf das Vermögen hat die peruanische Justiz, wie gesagt, keinen Zugriff. Wir können nichts weiter tun. Es gehört Armida. Sie und die Entführer werden es sich teilen. Unglaublich, nicht? Das ist allerdings zum Lachen.«
    »Eher bleibt es in den Händen der Schweizer und Singapurer Banken.« Rigoberto war jetzt sehr ernst. »Ich lache, weil die Geschichte dann ein wirklich dummes Ende nähme, Dr. Arnillas.«
    »Heißt das, wenigstens wir haben uns von diesem Albtraum befreit?«, fragte Lucrecia.
    »Im Grunde ja«, sagte Arnillas. »Es sei denn, Sie hätten unsere millionenschwere Witwe entführt oder getötet.«
    Jetzt musste auch er lachen, ein lautes, hysterisches Lachen, in dem nicht die kleinste Freude mitschwang. Er nahm die Brille ab, putzte sie mit einem Flanelltüchlein, rückte sich das Jackett zurecht und murmelte, nun ebenfalls wieder ernst: »Ein Mund kann lachen, auch wenn das Herz weint, heißt es nicht so?« Er stand auf und verabschiedete sich mit dem erneuten Versprechen, sie auf dem Laufenden zu halten. Falls sie etwas hörten – er schloss nicht aus, dass die Entführer sich bei ihnen meldeten –, sollten Sie ihn auf dem Handy anrufen, egal zu welcher Uhrzeit. Die Verhandlungen zum Lösegeld übernehme Control Risks, eine darauf spezialisierte Firma in New York.
    Kaum war Dr. Arnillas gegangen, brach Lucrecia in Tränen aus. Rigoberto versuchte sie zu beruhigen, aber sie schluchzte nur, dass ihr ganzer Körper zuckte. »Arme Armida, armes Kind«, sagte sie mit erstickter Stimme, »die haben sie umgebracht, diese Schufte, wer sonst. Oder sie haben die Entführer angeheuert, um ihr alles zu nehmen, was Ismael ihr hinterlassen hat.« Justiniana brachte ein Glas Wasser mit ein paar Opiumtropfen, die sie schließlich beruhigten. Sie saß still da, völlig deprimiert. Rigoberto war gerührt, als er seine Frau so sah. Lucrecia hatte recht. Gut möglich, dass die Zwillinge hinter der Sache steckten. Sie waren unmittelbar betroffen, und allein die Vorstellung, dass ihnen das Erbe zwischen den Fingern zerrann, musste sie um den Verstand bringen. Mein Gott, welche Geschichten das Leben schrieb. Nicht gerade Meisterwerke, es hatte mehr etwas von den Seifenopern aus Venezuela, Brasilien, Kolumbien und Mexiko als von Cervantes und Tolstoi. Aber eine ordentliche Prise Alexandre Dumas, Émile Zola, Dickens oder Pérez Galdós war schon dabei.
    Er war verwirrt, entmutigt. Aber gut, dass sie den verdammten Gerichtsstreit vom Hals hatten. Sobald das bestätigt war,würde er neue Tickets nach Europa besorgen. Ja, und dann einen ganzen Ozean zwischen sie und dieses Melodram schieben. Gemälde, Museen, Opern und Konzerte, die sich wirklich lohnten, die feinsten Restaurants. Genau das. Arme Armida, ja. Sie war aus der Hölle gekommen, hatte einen Blick ins Paradies geworfen, und dann wieder zurück in die Flammen. Entführt oder ermordet. Eins schlimmer als das andere.
    Justiniana kam ins Esszimmer. Sie schien ganz durcheinander zu sein.
    »Was ist denn jetzt?«, fragte Rigoberto, und als erwachte sie aus einem jahrhundertelangen Schlaf, schlug Lucrecia ihre tränenfeuchten Augen auf.
    »Kann es sein, dass Narciso verrückt geworden ist?« Justiniana tippte sich an die Stirn. »Der ist wirklich komisch. Er wollte mir nicht seinen Namen sagen, aber ich habe ihn gleich erkannt. Er will mit Ihnen sprechen, Señor.«
    »Stell mir den Anruf ins Arbeitszimmer durch.«
    Er ging rasch hinüber. Der Anruf bedeutete schlechte Neuigkeiten, ganz bestimmt.
    »Hallo?«, sprach er in den Hörer, auf das Schlimmste gefasst.
    »Sie wissen, mit wem Sie sprechen, ja?«, antwortete eine Stimme, die auch er sofort erkannte. »Sagen Sie meinen Namen bitte nicht.«
    »Gut, einverstanden«, sagte Rigoberto. »Was ist denn passiert?«
    »Ich müsste sie dringend treffen«, hörte er einen verängstigten, aufgelösten Narciso. »Es tut mir leid,

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