Ein diskreter Held
wollten.«
»Vielen Dank, aber das kommt ein wenig spät«, sagte Rigoberto. »Doktor Arnillas hat mir erklärt, dass nach Ismaels Tod das Verfahren, das ihr angestrengt habt, eingestellt wird, zumindest soweit es mich betrifft.«
»Hast du ein Glück, Onkel«, sagte Schlaks, womit er, dachte Rigoberto, eine noch größere Dummheit an den Tag legte, als man vernünftigerweise befürchten durfte. »Übrigens, dieser Schisser mit dem Clownskostüm, Doktor Arnillas, ist der übelste Verräter, den Peru je gesehen hat. Sein Leben lang hat er bei Papa an der Brust genuckelt, und jetzt ist er unser erklärter Feind. Mit Leib und Seele hat er sich an Armida verkauft und an diese italienischen Mafiosi, die Papas Gesellschaft für fast nix gekauft haben.«
»Wir sind hier, um die Dinge zu regeln, jetzt mach nicht alles noch schlimmer«, zischte Miki und wandte sich zerknirscht an Don Rigoberto. »Wir wollten dir zuhören, Onkel. Und auch wenn es uns immer noch wehtut, dass du Papa bei dieser Heirat geholfen hast, vertrauen wir dir. Hilf uns, gib uns einen Rat. Du hast ja gehört, in was für einem Schlamassel wir stecken. Was meinst du, was sollen wir tun? Du hast Erfahrung.«
»Das hätte ich ja nie erwartet«, rief Lucrecia. »Saga Falabella, Tottus, Passarella, Deja Vu und was sonst noch alles. Wer hätte das gedacht, genau wie in den besten Shopping-Malls der Hauptstadt.«
»Und sechs Kinos! Alle mit Klimaanlage«, jubilierte Fonchito. »Du kannst dich nicht beklagen, Papa.«
»Na schön«, Rigoberto gab es auf. »Dann wählt den Film, der am wenigsten schlecht ist, und gehen wir ins Kino.«
Da es noch früh am Nachmittag war und es draußen immer heißer wurde, waren fast kaum Menschen in den eleganten Anlagen des Open Plaza. Doch die klimatisierte Luft im Innern war ein Segen, und während Lucrecia sich ein paar Schaufenster ansah und Fonchito die Filme im Programm durchging, ließRigoberto es sich nicht nehmen, seinen Blick über die gelben Sandflächen schweifen zu lassen, die den riesigen Campus der Universidad Nacional umgaben, die schütter belaubten Johannisbrotbäume, hingetupft zwischen diese goldenen Landzungen, wo er sich, auch wenn er sie nicht sah, die schnellen Eidechsen vorstellte, wie sie, auf der Suche nach Insekten, mit ihren dreieckigen Köpfchen und triefigen Augen um sich spähten. Und Armida, was für eine unglaubliche Geschichte! Da war sie, auf der Flucht vor dem Skandal, den Anwälten und ihren zornigen Stiefsöhnen, hier nach Piura gekommen, um sich in irgendjemandes Haus zu verstecken, und dann war der ebenfalls in einen Riesenskandal verwickelt und in aller Munde. Er konnte es kaum abwarten, Felícito Yanaqué kennenzulernen, Armida zu sehen und ihr von dem jüngsten Gespräch mit Miki und Schlaks zu erzählen.
In dem Moment kamen Lucrecia und Fonchito zu ihm. Sie hatten zwei Vorschläge: Fluch der Karibik 2 , die Wahl seines Sohnes, und Eine tödliche Leidenschaft , die seiner Frau. Er votierte für die Piraten, denn wenn er es schaffte, ein Nickerchen zu halten, würden die ihn sicher schneller einlullen als das tränenreiche Melodram, das der andere Titel versprach. Wie viele Monate schon war er nicht mehr im Kino gewesen?
»Hinterher können wir noch in die Konditorei da vorne gehen«, sagte Fonchito. »So leckere Torten!«
Die Reise scheint ihm gutzutun, dachte Rigoberto. Schon lange hatte er seinen Sohn nicht mehr so tatkräftig, heiter und zufrieden gesehen. Mit den Erscheinungen des unseligen Edilberto Torres war Fonchito immer zurückhaltender geworden, melancholisch, wie weggetreten. Jetzt, in Piura, war er wieder der lustige, neugierige und begeisterte Junge von früher. Im Innern des nagelneuen Kinos waren nur eine Handvoll Zuschauer.
Don Rigoberto holte tief Luft, stieß sie aus und hob an:
»Einen einzigen Rat nur kann ich euch geben«, sprach er feierlich. »Macht euren Frieden mit Armida. Akzeptiert ihre Ehe mit Ismael, akzeptiert sie als eure Stiefmutter. Vergesstden Unsinn, die Ehe annullieren zu wollen. Handelt eine Abfindung aus. Macht euch nichts vor, nie werdet ihr Armida nehmen können, was sie geerbt hat. Euer Vater wusste, was er tat, und er hat alles bestens verschnürt. Wenn ihr euch auf den Gerichtsweg versteift, brecht ihr am Ende alle Brücken ab und bekommt keinen einzigen Centavo von ihr. Verhandelt in Freundschaft, vereinbart eine Summe, die, auch wenn sie nicht so hoch ist, wie ihr es gerne hättet, euch womöglich ein Auskommen sichert, ohne dass
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