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Ein diskreter Held

Ein diskreter Held

Titel: Ein diskreter Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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nervst, Alfonso. Du willst mich verscheißern, ja? Das kannst du dir abschminken.«
    »Ich wusste, dass du mir nicht glauben würdest, Papa«, murmelte Fonchito und seufzte. Er machte eine Pause, und dann: »Aber ich weiß genau, was ich sehe und was ich nicht sehe. Und ich bin auch nicht bekloppt. Was ich dir erzähle, ist so passiert. Genau so.«
    »Ja, klar«, versuchte Rigoberto ihn zu beruhigen. »Vielleicht hat dein Freund diesen Edilberto Torres tatsächlich nicht gesehen, er muss in einem toten Winkel gesessen haben, oder etwas hat ihm die Sicht versperrt. Mach dir keinen Kopf. Welche andere Erklärung könnte es geben? Der Stups hat ihn nicht sehen können und fertig. Wir wollen doch jetzt nicht an Gespenster glauben, mein Junge, oder? Vergiss das Ganze, vorallem Edilberto Torres. Sagen wir, es gibt ihn nicht und hat ihn nie gegeben. Und aus die Maus, wie ihr heute sagt.«
    »Wieder so eine fiebrige Fantasie dieses Kindes«, bemerkte Lucrecia später. »Er wird nicht aufhören, uns zu überraschen. Das heißt, dass ihm ein Typ erscheint, den nur er dort beim Fußballplatz seiner Schule sieht. Wirklich ein sagenhaftes Köpfchen, unser Kleiner, meine Güte!«
    Gleichwohl überredete sie Rigoberto, zum Markham zu gehen und mit Mr McPherson zu sprechen, dem Direktor, ohne dass Fonchito etwas davon erfuhr. Das Gespräch schlug Rigoberto heftig aufs Gemüt.
    »Natürlich kannte er weder Edilberto Torres, noch hatte er je von ihm gehört«, erzählte er Lucrecia dann zur nächtlichen Stunde, als sie sich wie gewöhnlich miteinander unterhielten. »Und wie zu erwarten hat sich der Gringo auch noch gehörig über mich lustig gemacht. Es sei absolut unmöglich, dass ein Unbekannter das Schulgelände betreten hätte, erst recht nicht den Fußballplatz. Niemandem außer den Lehrern und den Angestellten sei der Zutritt gestattet. Mr McPherson glaubt auch, es sei eine dieser Fantasien, zu denen die intelligenten und sensiblen Kinder neigten. Er sagte, wir sollten der Sache keine Bedeutung beimessen. Im Alter unseres Sohnes sei es das Normalste der Welt, wenn ein Junge ab und zu ein Gespenst sehe, es sei denn, er wäre dumm. Wir sind so verblieben, dass weder er noch ich Fonchito etwas über unser Gespräch sagen. Mir scheint, er hat recht. Wozu weiter auf etwas herumreiten, was weder Hand noch Fuß hat.«
    »Stell dir vor, am Ende gibt es den Teufel wirklich, und er ist Peruaner und heißt Edilberto Torres.« Lucrecia musste schallend lachen. Aber Rigoberto merkte, dass es ein nervöses Lachen war.
    Sie lagen im Bett, und es war klar, dass es zu dieser späten Stunde keine Geschichten mehr geben würde, keine Fantasien, dass sie nicht miteinander schlafen würden. In letzter Zeit passierte ihnen das häufiger. Statt sich anregende Geschichten auszudenken, unterhielten sie sich, und oft verloren sie sichso sehr darin, dass die Zeit ihnen davonlief, bis der Schlaf sie überkam.
    »Ich fürchte, es ist nicht zum Lachen«, sagte sie einen Moment später. »Die Sache wird zu ernst, Rigoberto. Wir müssen etwas tun. Ich weiß nicht, was, aber etwas muss geschehen. Wir können nicht einfach die Augen verschließen, als wäre nichts.«
    »Wenigstens bin ich jetzt sicher, dass es sich um eine Fantasie handelt, für ihn sehr typisch«, überlegte Rigoberto. »Aber was will er mit seinen Geschichten? Solche Sachen haben einen Grund, einen Kern, Wurzeln im Unbewussten.«
    »Manchmal ist er so schweigsam, so verschlossen, dass es mir in der Seele wehtut, Schatz. Ich spüre, wie der Kleine im Stillen leidet, und es bricht mir das Herz. Und da er weiß, dass wir ihm die Erscheinungen nicht glauben, erzählt er uns nichts mehr. Das ist noch schlimmer.«
    »Er könnte Visionen haben, Halluzinationen«, überlegte Rigoberto weiter. »Das passiert den Aufgewecktesten wie den Dümmsten. Er glaubt, dass er sieht, was er nicht sieht, was es nur in seinem Köpfchen gibt.«
    »Ja, bestimmt alles nur Erfindungen«, schloss Lucrecia. »Den Teufel wird es nicht geben. Ich habe noch an ihn geglaubt, als ich dich kennenlernte, Rigoberto. An Gott und den Teufel, so wie jede normale katholische Familie. Du hast mich davon überzeugt, dass es Aberglaube ist, die Einfalt der Unwissenden. Und jetzt haben wir den, den es nicht gibt, in der eigenen Familie, was sagst du dazu.«
    Wieder kicherte sie nervös, und augenblicklich verstummte sie. Rigoberto merkte, wie nachdenklich sie war.
    »Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht, ob es ihn gibt oder nicht«,

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